Bundesgartenschau

Fahrt durch die Feudenheimer Schleuse: Der Neckar als Kulturdenkmal

80 Besucherinnen und Besucher erleben eine Fahrt durch die Feudenheimer Schleuse – interessante Experten-Infos inklusive

Von 
Bernhard Haas
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Blick aus der Buga-Gondel: Die Hubtürme der Feudenheimer Schleuse wurden von dem Architekten Paul Bonatz entworfen, von dem auch der Haupteingang zum Stuttgarter Hauptbahnhof stammt. © Bernhard Haas

Das gab es zuvor noch nie: Mit dem Schiff konnten rund 80 Besucher der Buga das Kulturdenkmal Neckar bereisen. Dabei erhielten sie von Michael Hascher vom Landesdenkmalamt sowie weiteren Kollegen vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar weitere Informationen während einer Fahrt durch die Schleuse Feudenheim und zurück.

Hascher mahnte gleich zu Beginn seiner Ausführungen, dass der Fluss im Augenblick Niedrigwasser führe. Daher sei der Zustieg zum Schiff „Tiefburg“ nur über einen Steg möglich. Deswegen sei Trittsicherheit und entsprechendes Schuhwerk nötig, um das auch als „Schwimmendes Klassenzimmer“ benutzte Schiff zu erklimmen. Um es vorweg zu nehmen: Niemand fiel ins Wasser. Die Exkursion verlief ohne jegliche Schwierigkeiten.

Mächtig erheben sich die Spundwände bei der Einfahrt in die Schleuse – ein tolles Bildmotiv für die 80 Schiffspassagiere. © Bernhard Haas

Dabei war die Anreise vom Treffpunkt „Zeitreise Neckar“ aus zum Schiffsanleger beim Bootshaus allein schon ein Erlebnis. Die Fahrt mit der Gondel gab einen ersten Blick frei auf die Feudenheimer Schleuse. Aber vor dem Vergnügen stand der Schweiß, denn die Exkursionsteilnehmer mussten an den Fernsehturm laufen. Abschließend ging es das Neckarvorland entlang bis zu dem Behelfsanleger am Neckar. Alle kamen pünktlich aufs Schiff und durften auch mitfahren. Das bewegte sich gemütlich durch die Feudenheimer Schleuse.

Schiffbare Strecke: 200 Kilometer

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Michael Hascher gab dazu einige Informationen: Das größte Kulturdenkmal in Baden-Württemberg ist demnach der Neckar. Die zwischen 1918 und 1968 für die Schifffahrt ausgebaute Wasserstraße erstreckt sich vom Plochinger Hafen bis zur Mündung des Neckars in den Rhein bei Mannheim. Insgesamt ist der Neckar von der Quelle in der Nähe von Villingen-Schwenningen bis zur Mündung 367 Kilometer lang. Die unter Denkmalschutz stehende schiffbare Strecke beträgt 200 Kilometer und führt über 27 Staustufen. Zu diesen gehören Wehre, die das Wasser aufstauen, Schleusen, Kraftwerke sowie Uferbauwerke und Anlagen für den Schiffsverkehr. „Der gesamte Neckarkanal ist ein herausragendes Beispiel für die Planung und Umsetzung eines technischen Großprojekts“, so Harscher. Für die einzelnen Streckenabschnitte, jeweils von Staustufe zu Staustufe, wurden alle relevanten Informationen in kurzen Steckbriefen zusammengefasst. Sie erläutern Topografie und Naturraum, Bauzeit und Charakteristika des Streckenabschnittes, seinen Erhaltungszustand und die Einordnung in den Gesamtzusammenhang des Neckarkanals. Demnach wurde in die Schleuse Feudenheim im Jahr 1927 ein Hubtor eingebaut. Der Vorteil dieser Tore lag laut Harscher darin, dass das Einfließen von Wasser ohne große Bewegung erfolgt, was bei rund 2000 Tonnen wiegenden Schiffen durchaus von Bedeutung sein konnte. „Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn ein solches Schiff in Schwanken gerät?“, fragte Harscher. Die beiden in Flussrichtung gesehen linken und mittleren, 105 Meter langen Schleusenkammern wurden im Jahr 1927 im Zuge der Neckarkanalisierung errichtet. Die aus der Erbauungszeit stammenden Hubtürme wurden von dem Architekten Paul Bonatz entworfen, der auch den Haupteingang zum Stuttgarter Hauptbahnhof entwarf. Die dritte, rechte, 189,5 Meter lange Kammer stammt dagegen aus dem Jahr 1973. In der rechten Kammer wurden die alten geschädigten Stemmtore 2012 durch neue Stemmtore und eine neue Antriebs-, Steuerungs- und Elektrotechnik ersetzt. Die mittlere Kammer wird derzeit nur für Ersatzschleusungen beim Ausfall der linken oder rechten Schleusenkammer vorgehalten.

Stauwehr in Ladenburg

Nach der Grundinstandsetzung der linken Kammer mit Verlängerung für 135 Meter lange Schiffe wurde die Vorhaltung der mittleren Schleusenkammer eingestellt, da sie als Ersatzschleuse nicht mehr notwendig und wirtschaftlich auch nicht mehr vertretbar war. Die mittlere Kammer wurde deshalb nach der Grundinstandsetzung der linken Kammer stillgelegt. Jedes Stauwehr besteht aus drei Bauwerken, so Harscher. Die Schleuse in Feudenheim ist vom Rhein aus gesehen die erste Anlage. Das dazugehörige Kraftwerk befindet sich unweit der Anlage. Das dazugehörige Stauwehr, welches den Altarm des Neckars vom Neckarkanal trennt, befindet sich flussaufwärts in Ladenburg. Im Zuge der Verlängerung der Schleusen von 110 Metern auf 135 Metern Länge wurden alle Hubtore durch die heute gängigeren Stemmtore ersetzt.

„Das war eine sehr interessante Führung. Ich habe viel Neues erfahren. Wenn man jeden Tag mit dem Fahrrad über die Schleuse zur Arbeit fährt, möchte man auch mal wissen, was da so recht uns links passiert“, freute sich Teilnehmerin Silke Dörsam über die interessanten Ausführungen. „Das war ein schönes Gesamterlebnis. Eine Schifffahrt entschleunigt einfach“, stellte auch Bruno Seiffert zufrieden fest. Übrigens senkte sich das Wasser in der Schleuse bei der Rückfahrt schneller als es sich füllte neckaraufwärts. „Das liegt daran, dass man keine Wellenbildung in der Schleuse möchte. Daher senkt sich neckarabwärts bei der Ausfahrt das Schiff schneller“, erklärte der Schiffsführer der Tiefburg beim Aussteigen am Ende der Bootsfahrt.

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