Untreue-Vorwürfe

Ex-Chefin der Mannheimer Parkhausbetriebe akzeptiert Strafbefehl

Im November 2022 wurde die Geschäftsführerin der Mannheimer Parkhausbetriebe überraschend abberufen. Jetzt ist das Verfahren beendet - mit einer Haftstrafe auf Bewährung per Strafbefehl. Das sind die Hintergründe

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
Lesedauer: 
Auch das Mannheimer Parkhaus in N 2 verwalten die Parkhausbetriebe MPB. © Christoph Blüthner

Mannheim. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass der „MM“ titelte: „Ermittlungen gegen Ex-Geschäftsführerin der Mannheimer Parkhausbetriebe“. Damals bestätigte die Stadt, dass sie nach dem Abberufen der MPB-Chefin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat.

Seitdem ist es um die schlagzeilenträchtige Causa still geworden. Der „MM“ hakte nach. Um es gleich vorwegzunehmen: Inzwischen hat die entlassene Führungskraft eine per Strafbefehl verhängte Bewährungsstrafe akzeptiert.

Amtsgericht: Verfahren gegen MPB-Chefin ist beendet

Darüber ist das Rathaus wohl nicht in Kenntnis gesetzt worden. Jedenfalls erklärt Sprecher Dirk Schuhmann: „Zum Ermittlungsstand der Staatsanwaltschaft haben die Mannheimer Parkhausbetriebe und die Stadt keine Informationen.“ Die Recherche dieser Redaktion ergab, dass die Staatsanwaltschaft nach Abschluss ihrer Ermittlungen die Akte an das Amtsgericht weitergeleitet hat.

Der dort für Presseanfragen zuständige Richter Sebastian Rechkemmer teilte wiederum mit, das Verfahren sei insofern rechtskräftig beendet, als eine per Strafbefehl ausgesprochene Freiheitsstrafe auf Bewährung akzeptiert worden ist. Über die konkrete Höhe war nichts zu erfahren. Allerdings kann diese nicht über einem Jahr liegen - weil lediglich bis zu dieser Obergrenze ein Strafbefehlverfahren ohne Hauptverhandlung möglich ist.

Mannheimer Parkhausbetriebe

  • Im Bericht über die städtischen Beteiligungen – er bezieht sich auf das Geschäftsjahr 2020, also bevor die abberufene Geschäftsführerin in ihrer Position war – ist bei den Parkhausbetrieben ein Umsatz von rund elf Millionen Euro und ein Gewinn von knapp 400 000 Euro ausgewiesen.
  • Die Parkhausbetriebe bewirtschaften etwa 60 Parkhäuser und Tiefgaragen.
  • Das Unternehmen beschäftigt knapp 50 Mitarbeiter.
  • Wo wie viele Parkplätze aktuell frei sind, wird auf der Homepage ausgewiesen: parken-mannheim.de.

Rückblick: Die MPB-Geschäftsführerin war gerade mal eineinhalb Jahre im Amt, als sie im November 2022 nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates mit sofortiger Wirkung abberufen wurde - „aus wichtigem Grund“, so die Formulierung.

Eine interne Revision habe den Vorgang ins Rollen gebracht, teilte die Stadt mit und sprach von einem „Verdacht auf Untreue“ , der allerdings nicht konkretisiert wurde. Gegenüber dem „Mannheimer Morgen“ verwies die geschasste Geschäftsführerin damals auf verpflichtendes Stillschweigen, kündigte aber an, Vorwürfe gemeinsam mit der Stadt aufklären zu wollen. Ob sie gegen ihren Rauswurf juristisch vorgehe, blieb offen.

Stadt und Ex-Geschäftsführerin einige sich 

Und was hat sich seitdem getan? Rathaus-Sprecher Schuhmann führt aus: „Die Mannheimer Parkhausbetriebe und ihre ehemalige Geschäftsführerin haben sich einvernehmlich auf die Beendigung ihrer Tätigkeit geeinigt.“ Außerdem seien zur Last gelegte Vorwürfe aus Sicht der MPB „restlos aufgeklärt“. Wie angekündigt habe die einstige Chefin dabei „ aktiv mitgewirkt“. Schuhmann ergänzt: „Der Stadt ist kein finanzieller Schaden entstanden.“

Über das, was zu der Trennung geführt hat, will sich die Stadt nicht äußern. Wie der Rathaussprecher erklärt, hätte man vereinbart, die „konkreten beiderseitigen Gründe für das Ende des Vertragsverhältnisses nicht zu veröffentlichen“.

60 Parkhäuser in Mannheim 

Nach Informationen dieser Redaktion soll es seinerzeit um ein Darlehen zur persönlichen Verwendung gegangen sein, bei dem die einstige MPB-Chefin den vorgeschriebenen Genehmigungsweg umgangen habe. Der Kredit soll inzwischen zurückbezahlt worden sein. Das möchte Sprecher Schuhmann weder bestätigen noch dementieren.

„Bis auf Weiteres“, so hieß es nach der Abberufung, werde Carsten Südmersen als amtierender Geschäftsführer der übergeordneten Dachgesellschaft, Mannheimer Kommunalbeteiligungen (MKB), in Personalunion die Parkhausbetriebe leiten. Und die betreibt als städtische Tochter in Mannheim um die 60 Parkhäuser, Tiefgaragen und Abstellplätze, außerdem ein Fahrrad-Parkhaus auf dem Lindenhof. Dazu kommen in der Region rund 27 000 Stellplätze.

Im Jahr 2020 erwirtschaftete die MPB , bei der rund 50 Männer und Frauen beschäftigt sind, einen Gewinn von rund 400 000 Euro bei einem Umsatz in der Größenordnung von rund elf Millionen. Für die zusätzlich übernommene Aufgabe bekommt der Interimsgeschäftsführer eine monatliche Aufwandsentschädigung von 1500 Euro. Südmersen war es wohl auch, der in seiner übergeordneten Funktion die interne Revision mit einem Verdachtshinweis angestoßen hatte.

Doppelspitze bis Ende des Jahres

Inzwischen steht fest: Die temporär vergebene und damit eigentlich vakante MPB-Chefposition wird nicht ausgeschrieben und damit möglicherweise von außen besetzt. Seit Jahresbeginn gibt es bei den Mannheimer Parkhausbetrieben eine Doppelspitze: Der bisherige Technische Leiter und Prokurist Marcus Springer ist zum gleichberechtigten Geschäftsführer bestellt worden.

Allerdings wird Südmersen demnächst die MPB-Spitze verlassen - bis spätestens Ende 2024, so Schuhmann. Danach kümmert sich der 58-Jährige gemeinsam mit Marcus Geithe ausschließlich um die in einer Dachgesellschaft gebündelten Kommunalbeteiligungen.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke