Mannheim. Überraschend endete die evangelische Stadtsynode bereits am Freitagabend mit dem Beschluss, 13 von derzeit 32 evangelischen Kirchen im Stadtgebiet aufzugeben. „Die Synodalen haben die Kategorisierung der Kirchen wie im Beschlussantrag genannt beschlossen“, hatte Kirsten deVos dieser Redaktion noch in der Nacht auf Samstag mitgeteilt.
Der zweite Tag der Sitzung des aus etwa 100 Vertretern der Gemeinden in den Stadtteilen und Vororten bestehenden Kirchenparlaments wurde deswegen kurzerhand abgesagt. Nach dem „schmerzhaften, aber ehrlichen Beschluss“ (Dekan Ralph Hartmann) blieb die öffentliche Diskussion des Gremiums vorerst aus. Wie berichtet gibt es derzeit im Stadtgebiet etwa 62 500 evangelische Christen. 32 Gotteshäuser betreibt das Dekanat, viele davon nach dem Zweien Weltkrieg neu erbaut und für eine viel höhere Zahl an Mitgliedern ausgelegt wie Hartmann erläutert. So entfielen 1968 auf ein Kirchengebäude rein statistisch 4605 Mitglieder, 2019 waren es noch 2080, für 2032 liegt die Prognose bei 1319 und für 2040 bei 940. Das liegt auch an der demografischen Entwicklung – sprich der insgesamt abnehmenden Bevölkerung. Die auch bei der evangelischen Kirche hohe Zahl an Kirchenaustritten spielt zusätzlich eine Rolle.
Sinkende Einnahmen
Dies bedeutet, dass die Einnahmen aus Kirchensteuern sinken, und das bei steigenden Kosten für Energie und für Bauunterhaltung, immer schärferen Auflagen für Barrierefreiheit, Brand- und Denkmalschutz. Hinzu kommt ein Sanierungsstau, der sich nach Berechnungen des Dekanats bis zum Jahr 2025 auf 22 Millionen Euro beläuft, aktuellen Preissteigerungen noch nicht eingerechnet. Da aber nur etwa sieben Millionen Euro für den Bauunterhalt zur Verfügung stehen, übersteigt die nötige Summe die vorhandenen Mittel um ein Vielfaches.
Kirchen keine „heiligen Räume“
Kirchen seien „keine heiligen Räume“, sondern das Werk von Menschen, hatte Dekan Hartmann im Vorfeld der Synagoge erläutert. Ziel sei es aber, mindestens eine kirchliche Präsenz in jedem Stadtbezirk aufrechtzuerhalten. Vor der endgültigen Entscheidung wurde jede der 32 Kirchen daraufhin untersucht, wie hoch laufende Kosten und Sanierungsbedarf sind, aber auch, wie stark sie frequentiert sind, ob es eine ökumenische oder multifunktionale Nutzung gibt, etwa wie bei der Kulturkirche Epiphanias im Stadtteil Feudenheim. oder eine solche künftig möglich ist. Von der Infrastruktur bis hin zum Identifikationswert und der baukulturellen Bedeutung reicht dabei der Kriterienkatalog.
Danach werden die Gebäude in die Gruppen A (langfristig erhalten), B (nur noch kleiner Bauunterhalt) und C eingeteilt. In der letzten Rubrik, in die 13 Kirchen fallen, bleiben die Kirchen so lange geöffnet, bis sicherheitsrelevante Mängel auftreten. Zugleich sollen Umnutzung, Vermietung oder Verkauf geprüft werden. Auch ein Abriss könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es in dem nun erfolgten Beschluss der Synode. (mit pwr und lang)
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Schließung von Kirchen: traurig, aber wahr