Mannheim. Gleich drei gewaltige Paukenschläge innerhalb weniger Tage: Erst wird Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten gewählt, wenige Stunden später zerbricht die Ampel-Koalition in Berlin, und in Mannheim kündigt der Energieversorger MVV an, das Gasnetz in der Stadt stilllegen zu wollen - komplett und schon in zehn Jahren. Darüber diskutieren die „MM“-Lokalchefs Florian Karlein und Timo Schmidhuber in der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“ mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Boris Weirauch.
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„Ich glaube, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, sagt der Politiker mit Blick auf den Zeitpunkt 2035, zu dem die MVV das Gasnetz in Mannheim abzuschalten plant. Zwar äußert Weirauch durchaus Verständnis für den Mannheimer Energieversorger. So kann er etwa die Argumentation nachvollziehen, dass der Betrieb irgendwann betriebswirtschaftlich keinen Sinn mehr mache. Allerdings kritisiert Weirauch zum einen die Art, wie die MVV die Entscheidung öffentlich gemacht hat - ein Bericht im „Mannheimer Morgen“ und eine Pressekonferenz reichten nicht aus, um die Menschen mitzunehmen -, und zum anderen die Festlegung auf das Jahr 2035 als Abschalttermin. Den müsse man vielmehr flexibel halten und auf dem Weg dorthin überprüfen, ob Ziele wie der Ausbau der Fernwärme überhaupt erreicht werden können.
Weirauch nimmt Bund, Land und Oberbürgermeister in die Pflicht
Ähnlich äußerte sich Ende der Woche auch die CDU-Gemeinderatsfraktion. „Für die CDU ist der Ausstieg aus dem Gasnetz nicht abschließend auf 2035 fixiert“, so Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. Von heute auf morgen werde keine Gasanlage abgestellt, sagt Kreisvorsitzender Christian Hötting. „Auf der anderen Seite kann man den Bürgerinnen und Bürgern aber auch nicht dazu raten, jetzt noch eine neue Gasanlage zu installieren.“
Auch Weirauch sieht das im Podcast so. Sich jetzt eine neue Gasheizung einzubauen, sei „fatal“. Deswegen sei das Signal der MVV-Entscheidung, dass das Gas-Zeitalter dem Ende entgegengeht, „grundsätzlich nicht falsch“. Der Sozialdemokrat sieht jetzt auch Oberbürgermeister und MVV-Aufsichtsratschef Christian Specht (CDU) in der Pflicht, die Menschen in Mannheim mitzunehmen. Die Wärmewende funktioniere nicht „mit der Brechstange“. Dazu gehöre auch finanzielle Unterstützung beim Umrüsten. Falls Förderprogramme von Bund und Land nicht ausreichten, müsse sich auch die Stadt Gedanken über Lösungen machen: „In irgendeiner Form muss die öffentliche Hand die Menschen unterstützen und darf sie nicht alleine lassen.“ Eine „sichere, wirtschaftlich sinnvolle, auf die individuellen Bedingungen und Bedürfnisse angepasste Wärmeenergiemöglichkeit“ für jeden einzelnen Kunden, fordert auch CDU-Fraktionschef Kranz.
Weirauch glaubt an seine SPD und Kanzler Olaf Scholz
Von „wilden Zeiten aktuell“ spricht Weirauch auch bei einem anderen Thema: dem Aus der Ampel-Koalition in Berlin und den damit verbunden Bundestagsneuwahlen. „Wir sind absolut bereit!“, attestiert er seiner Mannheimer SPD, die mit Isabel Cademartori bereits ihre Direktkandidatin für den Wahlkreis aufgestellt hat. Das Ziel gibt Weirauch vor: Die Verteidigung des Direktmandats, das Cademartori 2021 holte.
Aber wer führt die SPD auf Bundesebene in den Wahlkampf? „Es ist für mich völlig klar, dass ein amtierender Kanzler der designierte Kanzlerkandidat ist bei der kommenden Wahl“, antwortet Boris Weirauch. „Und ich habe Stand heute auch überhaupt keinen Grund, daran zu zweifeln.“ Laut einer Forsa-Umfrage von Freitag sind 66 Prozent dafür, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius Kanzlerkandidat der SPD werden sollte. Nur 18 Prozent für Scholz. Weirauch spricht sich dagegen für Scholz aus und vergleicht die Situation mit 2021, als die SPD drei Monate vor der Wahl ähnlich darbte. Der Ausgang ist bekannt. „Mit der SPD muss man immer rechnen. Wir waren schon oft totgesagt und sind dann wieder aufgestanden“, so der Abgeordnete.
Im Podcast äußert sich Weirauch außerdem zum Ausgang der US-Wahl. Donald Trumps Sieg sei „grotesk“ und mache ihn „fassungslos“. Dass die Republikaner auch in Senat und Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, „treibt mich mit Sorge um“, sagt er. Aber auch: „Ich gebe die USA nicht auf.“ Bei „Mensch Mannheim“ spricht er über die Auswirkungen von Trumps Erfolg auf die Wirtschaft in Baden-Württemberg.
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