Einzelhandel - Geschäftsleute über Erlaubnis von Click & Collect erleichtert – doch Mehrheit hätte es sich vor Weihnachten gewünscht

Einzelhändler in Mannheim zurückhaltend bei Click & Collect

Von 
Christian Schall
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Bei Galeria Kaufhof ist die Abholstation direkt am Eingang. © Christian Schall

Mannheim. Seit Montag ist aus Sicht der Einzelhändler in Mannheim wieder „die Gerechtigkeit hergestellt“, wie es der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City, Lutz Pauels, formuliert. Die Landesregierung erlaubt wieder das Click & Collect-Verfahren, also die Möglichkeit, dass Kunden zuvor online oder telefonisch bestellte Artikel im Geschäft abholen können - innerhalb fester Zeitfenster. „Es ist wichtig, dass das jetzt wieder möglich ist“, sagt Pauels, „ob man es tatsächlich anbietet, bleibt jedem selbst überlassen.“

Als am 16. Dezember der Lockdown begann, wurde den Einzelhändlern diese Verkaufsoption untersagt. Zu groß war die Sorge, dass insbesondere im Vorweihnachtsgeschäft zu viele Kunden auf einmal kommen könnten, sich vor den Geschäften Schlangen bilden und dadurch sich erneut Menschen anstecken. Dass dieses Risiko von den Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und Hessen offenbar nicht so hoch eingeschätzt worden war und Händler dort Click & Collect anbieten durften, hat die Einzelhändler in Mannheim und deren Verbände richtig wütend gemacht.

„Es gab eine Ungleichbehandlung. Entweder man macht einen Lockdown richtig oder gar nicht“, ärgert sich Wolfgang Blatt von Urmel Spielzeug. „Spielzeug kauft man vor Weihnachten, wie den Tannenbaum, da hätten wir Click & Collect gebraucht - aber jetzt!?“ Er werde es anbieten, „für die Kunden, die uns unterstützen und um mit ihnen in Kontakt zu bleiben“.

Häufig Verweis auf Onlineshop

Doch es ist mitnichten so, dass auf den Planken deshalb wieder ein Geschäft nach dem anderen öffnet und bestellte Ware bereithält. Bei Galeria Kaufhof ist ein Eingang zwar geöffnet, doch weiter als über den Vorraum kommen Kunden nicht hinaus. Dort steht hinter einem Pult mit einer Kasse eine Mitarbeiterin und händigt die bestellte Ware aus. Beim Sneaker-Laden Snipes ist die Tür geöffnet, aber ein Tisch mit einer Plexiglasscheibe darauf versperrt den Weg. Zutritt in den Laden bekommen Kunden dagegen bei Thalia in P 7, jedoch nur zur Abholung.

Bei Engelhorn ist die Abholung montags bis samstags im Wäschehaus in O 4 und im Logistikzentrum in Neckarau möglich. „Die Entscheidung kommt viel zu spät, aber wir sind froh, dass wir Click & Collect jetzt anbieten dürfen“, sagt Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter. „Für uns ist es deshalb wichtig, um in Krisenzeiten den persönlichen Kontakt zu den Kunden aufrecht erhalten zu können.“

Andere Geschäfte, wie Rituals Kosmetik oder die Buchhandlung Schmitt & Hahn bieten die Abholung nur stundenweise an drei Tagen in der Woche an. „Die Nachfrage ist nicht mehr so groß wie vor Weihnachten“, sagt Mona Khamis von Schmitt & Hahn in N 2. „Click & Collect wäre vor Weihnachten besser gewesen. Dass es jetzt erst kommt, hat uns viel Energie und Geld gekostet.“ Sie spüre, dass viele Kunden verunsichert seien, weil sie noch auf dem Stand seien, dass Click & Collect nicht möglich sei. Ihnen müsse man nun erklären, dass sie ihre Bestellungen doch wieder selbst abholen dürfen. Die Erfahrung hat auch Hilgenstock gemacht, der das Angebot deshalb bewerben möchte.

Er könne nicht einschätzen, wie Click & Collect genutzt werde, aber „wir werden es wahrscheinlich nicht anbieten“, sagt Schuhhändler Alexander Seppel („Gero“). Aus Sorge vor Corona wolle er nur wenig Kontakt mit Kunden und habe daher immer die gleichen Mitarbeiter im Laden, die unter anderem die Online-Bestellungen bearbeiten. „Mit Click & Collect kommen mehr Leute in die Stadt, was eigentlich nicht der Fall sein sollte“, so Seppel.

Ein Großteil der Geschäfte bietet Click & Collect nicht explizit an. Stattdessen verweisen Aushänge an den Eingangstüren - so gesehen bei Geox, Hallhuber, Calida, Tchibo, Bijou Brigitte, Zara, H+M oder Peek & Cloppenburg - auf Bestell- und Liefermöglichkeiten über die eigenen Onlineshops. Selbst die Parfümkette Douglas, die am ersten Tag des Lockdowns noch geöffnet hatte, weil sie - nach eigener Auffassung - ein Drogerie-Sortiment anbietet, bleibt geschlossen.

Keine Unterstützung für Rebellen

Unterdessen erfährt eine Aktion, zu der seit einer Woche eine Diskussion in Online-Netzwerken geführt wird, in Mannheim keine Unterstützung. Auf Initiative eines Kosmetikstudio-Betreibers aus Krefeld forderte dieser unter dem Hashtag #ichmacheauf, dass Ladenbesitzer am 11. Januar trotz Verbots wieder öffnen sollten. Auf der dazugehörigen Internetseite coronapedia.de organisierten sich daraufhin Händler in vielen deutschen Städten und sagten ihre Unterstützung zu, daraus wurde rasch ein #WirMachenAuf.

Doch mit einer „wichtigen Info“ machte der Initiator am Freitagabend zunächst einen Rückzieher und warb stattdessen für die Aktion #Wirmachenauf_merksam, hinter der ein Frankfurter Modelabel und eine Werbeagentur aus dem bayerischen Aichach stehen. Händler sollten sich am 11. Januar um 11.11 Uhr am Eingang ihres Ladens mit dem dazugehörigen Plakat fotografieren lassen und das Bild in sozialen Netzwerken posten. In Mannheim war von der Aktion aber nichts zu sehen.

„Dass uns die Schließung nicht gefällt, ist logisch“, erklärt Pauels, „aber absichtlich dagegen zu verstoßen, das geht unter keinen Umständen.“ Man könne über Regeln diskutieren oder sie in Frage stellen, „trotzdem muss man sich daran halten“, stellt er klar.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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