Soziales

Einsatz für Waisenkinder: Mannheimer Rolf Gnan hört nach 18 Jahren auf

18 Jahre lang hat der Mannheimer Rolf Gnan unzählige Hilfsgüter in rumänische Kinderheime gebracht. Mit 75 Jahren hört er nun auf - eine Ära geht zu Ende

Von 
Katja Geiler
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Hat mit seiner Initiative viele Kinder zum Strahlen gebracht: der Mannheimer Rolf Gnan, hier mit einem Kind aus Rumänien. © Rolf Gnan

Mannheim. Nach 18 Jahren und unzähligen Hilfsguttransporten beenden Rolf Gnan und Attila Gelencser die Kinderhilfe Rumänien - Mannheim (KiHiRuMa). Doch niemals geht man so ganz: Die beiden haben inzwischen viele Freundschaften in Rumänien aufgebaut, die sie weiterhin pflegen möchten. „Der Grund, warum ich aufhöre? Ich bin 75 Jahre alt“, sagt Gnan, der auf eine lange, erfolgreiche Zeit zurückblickt.

Begonnen hat alles im Jahr 2006. Gnan und seine Frau nahmen auf die Reise nach Turda die zu klein gewordenen Sachen ihres Adoptivsohnes Ferencz mit in das Kinderheim, in dem der Junge die ersten fünf Jahre seines Lebens verbracht hatte. Inzwischen ist Ferencz 27 Jahre alt. Aus der einen Spende entwickelte sich mehr und mehr die Kinderhilfe Rumänien. „Schnell sprachen sich unsere Tätigkeiten bei Kollegen und Freunden herum, und so kam der erste große Transport im Februar 2008 zustande“, erinnert sich Gnan. Damals ging die Reise mit Stefan Mütz nach Cluj Napoca und Sovata. Durch Mundpropaganda und Zeitungsberichte wuchsen die Spenden an, so dass auch die Fahrten häufiger wurden, die Gnan zum größten Teil allein durchführte.

Beim Besuch des Kinderheims in Deva ein Auto mit Mannheimer Kennzeichen entdeckt

Im Oktober 2015 ereignete sich ein glücklicher Zufall. Beim ersten Besuch des Kinderheims in Deva erblickte Gnan ein Auto mit Mannheimer Kennzeichen auf dem Parkplatz. Er fragte nach, wem es gehöre, doch der Fahrer war gerade nicht anwesend. Doch Gnan erhielt die Kontaktdaten, um sich wenige Tage später, daheim in Mannheim, bei dem Inhaber des Wagens zu melden: Attila Gelencser. „Es entstand eine wunderbare Freundschaft, die man nicht beschreiben kann“, erzählt Gnan. „Ab jetzt waren wir die KiHiRuMa. Gemeinsam konnten wir viele neue Ideen im Bezug ,Kinderhilfe‘ in die Tat umsetzen.“

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Die Hilfe beschränkte sich nicht nur auf Kinderkleidung, sondern wurde ausgeweitet auf Kleidung für hilfsbedürftige ältere Menschen, Möbel, Fahrräder und alles an Haushaltsgegenständen, was man sich vorstellen kann. Insgesamt führte die Kinderhilfe selbst 83 Transporte durch, 97 übernahmen Speditionen. Hinzu kommen unzählige Fahrten mit dem Kleintransporter oder dem Privatauto, um die Sachspenden abzuholen. Unterstützung bekam die Kinderhilfe von einem Förderverein aus München. Und nicht nur Kinderheime wurden unterstützt, sondern unter anderem auch Kindergärten, Krankenhäuser, ein Frauenhaus und ein Studentenwohnheim. Das ungewöhnlichste Transportgut dürfte eine Kirchenglocke gewesen sein, die von Heckendorf am Ammersee nach Miercurea Ciuc ging. Die Orthoptistin Andrea Meisinger führte auf neun Fahrten etwa 1600 Augentests mit Kindern durch, in Kooperation mit „Plattform gegen Blindheit“. Und auch bei technischen Dingen und Renovierungsarbeiten war die Kinderhilfe zur Stelle.

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Eine besonders emotionale Begegnung war 2012 die mit Dalma, einem querschnittgelähmten Mädchen in Sângeorgiu de Mures, das keinen Rollstuhl hatte und getragen werden musste. „Wir haben ihr einen Rollstuhl besorgt, der ihrer Größe entsprach“, sagt Gnan. Unvergesslich ist auch die Fahrt im März 2013, als die ungarische Autobahn M1 von der österreichischen Grenze bis Budapest wegen Schneeverwehungen gesperrt war. Die Helfer änderten die Route. Gnan erinnert sich: „Wir haben 24 Stunden für die Fahrt gebraucht und haben unterwegs übernachtet.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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