Kurz vor der Abfahrt muss Herwin Hadameck doch noch „schnell eine kurze Anekdote“ erzählen. Einen großen Anteil am Gelingen der bevorstehenden Fahrt mit zwei Krankentransporter an die rumänisch-ukrainische Grenze habe Mannheims Bürgerdienst, erklärt der Ehrenamtliche des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Mannheim/Rhein-Neckar am Donnerstagmorgen. „Als wir unsere Ausfuhrkennzeichen geholt haben, wollte der Mitarbeiter des Bürgerdienstes uns die nicht geben“, sagt Hadameck mit einem Lachen. Der Grund: Das große „Z“ auf dem Kennzeichen. Bislang sind im Krieg vor allem Bilder von russischen Panzern zu sehen, die ein aufgemaltes „Z“-Symbol tragen. „Wenn Sie mit dem Z auf dem Kennzeichen in die Ukraine fahren, haben die das wahrscheinlich nicht so gerne“, erinnert sich Hadameck an die Worte beim Bürgerdienst. „Das war ein richtig guter Hinweis.“
Das Schild wurde geändert, anstatt dem „Z“ prangt nun ein „U“ auf den Kennzeichen - und so steht am Donnerstagmorgen der Fahrt von Käfertal aus Richtung Ukraine nichts mehr im Wege, um humanitäre Hilfe nach Czernowitz zu bringen. Hadameck und drei weitere Ehrenamtliche fahren medizinisches Material in Mannheims neue Partnerstadt - außerdem bleiben die beiden Krankenwagen in der Stadt, um das dortige Krankenhaus zu unterstützen.
„Wir haben gehört, dass Czernowitz von Kriegshandlungen zwar noch nicht direkt betroffen ist“, erklärt Peter Schmid, stellvertretender Vorsitzender des ASB-Landesverbandes. „Es gibt aber viele Flüchtlinge in der Stadt, die versorgt werden müssen.“ Darauf hatte auch Roman Klichuk, Oberbürgermeister von Czernowitz, Anfang Juli auf einer Tagung mit seinem Mannheimer Amtskollegen Peter Kurz und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) hingewiesen. Mehr als 40 000 Menschen seien innerhalb der Ukraine in die an der rumänischen Grenze gelegene Stadt geflüchtet. „Das ist eine Belastung für unsere Infrastruktur.“ So sei unter anderem das Gesundheitssystem der Stadt, in der vor dem Krieg 260 000 Menschen gelebt haben, überlastet (wir berichteten).
„Wir können mit den Transportern natürlich nur einen kleinen Beitrag leisten“, erklärt Schmid. „Wir denken aber, dass die Spende sinnvoll ist, um das Leid in der Ukraine zumindest etwas zu lindern.“ So bringt das Quartett um Hadameck neben Materialien zur Versorgung von Kriegsverletzungen auch Mittel für leichtere, auf der Flucht zugezogene Wunden nach Czernowitz.
„Wir freuen uns auf diesen Einsatz“, sagt Hadameck, der das Team auf der Tour durch Europa leiten wird. „Es ist schön, bei einer solchen humanitären Hilfeleistung dabei zu sein.“ Über Österreich fährt der Tross zunächst nach Ungarn, wo eine Übernachtung in der Hauptstadt Budapest geplant ist. Nachdem die Helferinnen und Helfer am Freitag auf der weiteren Strecke zunächst einen Mietwagen abholen, übergeben sie die Krankenwagen an der rumänisch-ukrainischen Grenze. Mit dem Mietwagen geht es zurück an den Flughafen Cluj. Am Samstag sollen die Ehrenamtlichen wieder in Mannheim sein.
Unterstützung auch im Ausland
Insgesamt übergibt der ASB nach eigenen Angaben Czernowitz Spenden im Wert von 25 000 Euro. Neben dem Landesverband und der Stadt Mannheim haben sich auch das Heidelberger Unternehmen Green sowie der TSV Neckarau an dem Projekt beteiligt. „Wir haben bei einem Jugendfußballturnier 3000 Euro für das Projekt eingenommen“, erklärt der TSV-Vorsitzende Volker Proffen dieser Redaktion. Auch international wird die Fahrt unterstützt - österreichische und ungarische Behörden verzichten auf Maut-Gebühren, teilt der ASB mit.
„Wir sind gut vorbereitet“, sagt Hadameck. Dann winken er und seine Mitfahrerinnen und Mitfahrer aus den großen gelben Wagen, starten die Motoren - und fahren, die ersten Meter mit Blaulicht, vom Hof.
Mehr Informationen unter: asb-rhein-neckar.de
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