Notfall

Durch Straßenbahntür verletzt: Zeugen nach Unfall in Mannheim gesucht

Um den Hergang in einer Straßenbahn in Mannheim klären zu können, suchen eine Geschädigte und ihre Familie nach Antworten. Die 82-Jährige war im Dezember in einer Tür eingeklemmt und dabei schwer verletzt worden

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Eine Frau wird in Mannheim zwischen sich schließenden Straßenbahnen-Türen eingeklemmt. Ihre Familie sucht nun nach Zeugen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Bei einem Unfall in einer Straßenbahn am 19. Dezember 2023 an der Straßenbahn-Haltestelle Kunsthalle gegen 8.30 Uhr wurde die 82-jährige Franziska Lindner durch eine sich schließende Bahntür so schwer an der Hüfte verletzt, dass sie sich bis heute nicht eigenständig bewegen kann und sich nach einiger Zeit in der Kurzzeitpflege nun in der Reha befindet, wo sie kleine Fortschritte macht. Ihre Familie sucht nun nach Zeuginnen und Zeugen des Unfalls.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

„Ich kam von einem Arztbesuch in Bahnhofsnähe und wollte mit der Bahn nach Hause fahren“, sagt Lindner, die am Marktplatz wohnt. „Um acht Uhr war der Termin beim Arzt, gegen halb neun wollte ich dann in die Bahn steigen, die Linie 4 oder 4a. Sie war ziemlich voll, daher wollte ich in den hinteren Wagen einsteigen.“

Lindner erinnert sich daran, den rechten Fuß bereits in die Bahn gesetzt und ihren Einkaufs-Trolley hineingehoben zu haben, doch bevor sie mit dem linken Fuß die Bahn betreten konnte, habe sich plötzlich die linke Tür geschlossen. Mit einer gewaltigen Wucht habe Lindner diese ausgerechnet auf ihre linke Hüfte bekommen, wo sie ein künstliches Hüftgelenk hat. „Es hat gekracht, ich hatte plötzlich kein Gefühl mehr im Fuß. Er war außerdem verdreht.“

Franziska Lindner nach Unfall in Mannheimer Straßenbahn auf Rollstuhl angewiesen

Sofort eilten mehrere Leute zu Hilfe und fingen sie ab, sodass sie nicht zu Boden fallen konnte. Die Leute machten eine Bank frei, auf die die Helfer sie setzen konnten, jemand rief den Krankenwagen „Da mein Fuß nach hinten gedreht war, habe ich ihn mit beiden Händen wieder nach vorne gerichtet“, so Lindner. Die Fahrerin kam zu ihr und fragte sie, ob sie nicht an der Haltestelle auf den Krankenwagen warten könnte, um eine Weiterfahrt zu ermöglichen. „Eine junge Frau bot sich sogar an, mit mir dort zu warten, doch ich traute mich nicht, aufzustehen.“ Daraufhin wurde die Bahn geräumt.

Da mein Fuß nach hinten gedreht war, habe ich ihn mit beiden Händen wieder nach vorne gerichtet
Franziska Lindner

Lindner wurde ins Theresienkrankenhaus (TKH) gebracht, wo sie notoperiert wurde. Ihre Hüfte war gebrochen, zwei Stifte waren zerstört. Der Nervus Femoralis (Oberschenkelnerv) wurde verletzt, sodass sie bis heute in ihrer Bewegung stark eingeschränkt ist. Bis nach Weihnachten lag sie im TKH. Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen. Danach lebte sie in einer Kurzzeitpflege in Heidelberg-Ziegelhausen, bekam Physiotherapie, es folgte eine Reha.

Schadensersatz nach Unfall in Mannheimer Straßenbahn abgelehnt

Über ihre Helfer sagt sie: „Die Leute waren wahnsinnig nett, das ist mir unter die Haut gegangen. Ich erinnere mich an eine junge Frau um die 30 Jahre, dunkles Haar, die mit mir gewartet hätte. Auch ein Mann Anfang 30 war dabei.“

Zu polizeilichen Ermittlungen kam es nicht, das Polizeipräsidium Mannheim verwies nach einer Anfrage dieser Redaktion darauf, dass es sich „um eine zivilrechtliche Forderungssache handelt“. Eine Anfrage bei der RNV-Pressestelle ergab, dass der Unfall rechtmäßig gemeldet und der Mechanismus der Tür überprüft wurde.

Mehr zum Thema

Verkehr

Zu wenig Personal: Mannheimer Studierende sollen Straßenbahn fahren

Veröffentlicht
Von
Redaktion
Mehr erfahren
Verkehr

Darum dauert es jetzt zehn Minuten länger mit der Tram von Mannheim nach LU

Veröffentlicht
Von
Thomas Schrott
Mehr erfahren

Glosse "Übrigens" Die neuen Straßenbahnen: Modern - aber eng

Veröffentlicht
Kommentar von
Harald Sawatzki
Mehr erfahren

„Wir konnten keine Fehler an der Technik feststellen, auch das Personal hat sich korrekt verhalten. Die Schadenersatzforderung wurde daher abgelehnt“, so René Weintz, Bereich Kommunikation und Marketing der RNV. Damit gibt sich die Familie der Geschädigten nicht zufrieden und möchte Zeugen auf diesem Wege bitten, sich zu melden, um den Unfallhergang genauer rekonstruieren zu können. E-Mails bitte an lindner06@gmail.com.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke