Rauschgift

Droge El Tusi nach Fund in Mannheim auf dem Vormarsch?

Nachdem El Tusi in Mannheim aufgetaucht ist, warnen Polizei und Drogenverein vor dem Drogencocktail. Das BKA will die Entwicklung weiter genau beobachten. Was das sogenannte Pinke Kokain so gefährlich macht

Von 
Kai Plösser
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Knallig und berauschend: In Mannheim wurde der auch als "pinkes Kokain"  bezeichnete Drogenmix El Tusi gefunden. © Creativebird

Mannheim. „Neue Horrordroge erstmals in Deutschland aufgetaucht.“ So oder so ähnlich hatten Medien bundesweit über den Fund einer Designerdroge der Mannheimer Polizei berichtet. El Tusi wird das Rauschgift genannt. Auch Pinkes Kokain oder Tusi sind als Namen für das pinke Pulver gebräuchlich. Die Polizei spricht in ihrer Mitteilung von einem Betäubungsmittel „neuer Art“. Bei der synthetischen Droge, die in Mannheim aufgetaucht ist, soll es sich um ein Gemisch aus MDMA, Ketamin und Inosit handeln.

So neu ist die Droge allerdings nicht in Deutschland, vereinzelt kam der Polizei bereits El Tusi in die Finger. Bevor die Mannheimer Beamtinnen und Beamten die Droge bei vier Männern im Alter zwischen 19 und 26 Jahren gefunden haben, sei sie bereits in Nordrhein-Westfalen oder Thüringen sichergestellt worden, sagt eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) auf Anfrage dieser Redaktion. Doch zumindest für Baden-Württemberg gilt, dass es der erste Fund von El Tusi war, betont eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mannheim.

Neben dem sogenannten Pinken Kokain (r.) stellte die Polizei eine Schreckschusswaffe, Messer und Bargeld in Höhe von über 1100 Euro sicher. © Polizei Mannheim

Zugeschlagen hatte die Ermittlungsgruppe Rauschgift der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg. Insgesamt stellte sie nach Angaben der Sprecherin 1,15 Kilogramm El Tusi sicher. Die vier Verdächtigen sollen sich ab März zusammengetan haben, um damit zu handeln und sich etwas dazuzuverdienen. Die Polizei nahm das Quartett Anfang April auf einem Parkplatz im innerstädtischen Bereich in Mannheim fest.

„,Tusi’ oder ,El Tusi’, auch ,Pink Cocaine’ genannt, ist ein pink gefärbtes Drogengemisch aus mehreren synthetischen Bestandteilen, die in ihrer Zusammensetzung variieren“, erklärt die Polizeisprecherin. Hauptbestandteile der Droge seien Ketamin und MDMA. „Die beiden Substanzen allein stehen schon für eine gewisse Gefährlichkeit“, klärt Philip Gerber vom Drogenverein Mannheim auf. Zudem werde oft ein dritter Stoff beigemischt.

El Tusi: Drogencocktail mit gefährlicher Wirkung

Im Mannheimer Fall war es Inosit, eine laut Gerber salzartige und zuckerhaltige Substanz. Auch Koffein, Ibuprofen oder Paracetamol wurden bereits nachgewiesen. Diese Substanzen würden hauptsächlich als Streckstoff benutzt. Das MDMA hingegen soll die negativen Effekte des Ketamins dämpfen, so Gerber.

Ketamin ist ein Narkose- und Schmerzmittel, das überwiegend in der Tiermedizin und unter bestimmten Bedingungen auch beim Menschen angewendet wird, heißt es auf drugcom.de. Wegen der halluzinogenen Nebenwirkungen werde es auch als Rauschdroge missbraucht. Gerber spricht von Depersonalisierungserfahrungen, die die Konsumierenden von Ketamin oft suchten. Es entstehe das Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen. Ketamin erhöht Herzschlag und Blutdruck, Schwindel und Atemdepressionen können sich einstellen. Im Gegensatz zu Ketamin ist MDMA Bestandteil der Partydroge Ecstasy. Konsumenten können durch den Stoff eine extreme Euphorie erfahren. Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, Psychosebildung oder Dehydrierung können negative Begleiterscheinungen sein.

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Aus Gerbers Sicht ist El Tusi keine neue Droge, sondern ein neues Produkt. Der Mischkonsum von MDMA und Ketamin sei - wenn auch gefährlich - schon lange gebräuchlich. Das Risiko bei El Tusi bestehe vielmehr darin, dass es wenig Erfahrung in der Dosierung der Stoffe gebe. Zudem sei dem Konsumenten die genaue Zusammensetzung meistens nicht bekannt, die Wechselwirkungsfolgen somit unbeherrschbar. „Bei einer Überdosierung kann es zu einer Überbelastung des Körpers kommen, was in der Folge zu einem Herzstillstand führen kann“, warnt auch die Polizei.

Doch nicht nur die Substanzen an sich, auch die in der Szene gebräuchlichen Namen seien gefährlich. „Die Bezeichnungen ,Pink Cocaine’ oder ,Tusi’ sind irreführend, da sie beim Konsumenten den Glauben erwecken, dass es sich um Kokain oder 2C-B handelt.“ Beides ist in der Regel kein Bestandteil von El Tusi.

Auch drugchecking.berlin, ein Beratungs- und Testangebot zu psychoaktiven Substanzen in der Hauptstadt, warnt vor der Falschdeklaration. Dort wurde beispielsweise am 6. Februar ein als „Pink Cocaine“ erworbenes Ketamin-MDMA-Koffein-Gemisch zur Probe abgegeben. „Irreführende Bezeichnung und Verunreinigung“, heißt es im Warnhinweis. Prüfstellen wie Saferparty.ch oder checkit.wien warnen bereits seit Sommer 2023 auf ihren Homepages vor dem pinken Pulver.

Erst Partydroge in Südamerika - und jetzt in Mannheim?

„Das Phänomen ,Tusi’ tauchte erstmals in Südamerika auf, wo es als Partydroge vor allem für die Oberschicht bekannt wurde“, erklärt die BKA-Sprecherin. Wie es die Substanz genau hierhin geschafft hat, ist unklar. Philip Gerber vom Drogenverein ist der Meinung, dass El Tusi gar nicht so weite Wege machen müsse. Es reichten ein wenig Sachverstand und die Möglichkeit aus, an die verschiedenen Stoffe zu kommen - schon könne man sich seinen „El Tusi“-Cocktail mixen.

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Beim Drogenverein ist das pinke Pulver bisher noch kein Thema gewesen. Auch das BKA will die Rolle von El Tusi auf dem Drogenmarkt derzeit nicht überbewerten, die Situation aber im Auge behalten. „Auch wenn diese Droge bisher hierzulande kein großes Phänomen darstellt und wir aktuell keinen Anstieg feststellen, beobachtet das BKA das Phänomen und dessen Entwicklung in Deutschland aufmerksam“, sagt die BKA-Sprecherin.

Redaktion

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