TV-Serie

Dieser Mannheimer spielt in der neuen ARD-Serie die Hauptrolle

Wortwitz, blitzschnelle Dialoge und clevere Screwball-Comedy: In der achtteiligen Serie "Wo wir sind, ist oben" wird das politische Berlin und die Lobbyarbeit näher beleuchtet. Ein Wahl-Mannheimer spielt darin eine wichtige Rolle

Von 
Tanja Capuana
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Helgi Schmid spielt in der achtteiligen Serie „Wo wir sind, ist oben“ eine Hauptrolle. Auch in Mannheim ist der Schauspieler regelmäßig zu sehen. © Max Motel

Mannheim. Am 14. Juni startete nicht nur die Fußball-EM, sondern auch die Dramedy-Serie „Wo wir sind, ist oben“ in der ARD-Mediathek. Dabei tauchen die Zuschauer in das politische Berlin ein, in dem der Lobbyismus regiert. Die männliche Hauptrolle spielt der Mannheimer Helgi Schmid. Regie führt Wolfgang Groos, der unter anderem für „Faking Hitler“ sowie die Serie „Pastewka“ bekannt ist, sowie Matthias Koßmehl.

Schauspieler werden wollte Schmid schon immer. „Ich habe viel Musik gemacht und bin quasi mit Instrument auf der Bühne gewesen“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich habe immer ein bisschen mit Neid auf die Theater AG geschaut, aber mich komischerweise nicht so richtig getraut, da mitzumachen.“

Arbeit an Theatern in Freiburg, Düsseldorf und als Gast am Nationaltheater Mannheim

Irgendwann traute er sich und stellte fest, dass es genau sein Ding ist. Nach dem Abitur bewarb er sich an verschiedenen Schauspielschulen. „Dann hat es erfreulicherweise ziemlich schnell bei mir geklappt.“

Schmid studierte von 2005 bis 2009 Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Er arbeitete an Theatern in Freiburg, Düsseldorf und als Gast am Nationaltheater Mannheim. Außerdem machte er sich als Schauspieler im Bereich Film und als Sprecher einen Namen. Auch an der Seite des Mannheimer Komikers Bülent Ceylan hat er bereits im Film „Verpiss dich, Schneewittchen“ gespielt.

In der neuen Serie verkörpert Schmid Max Lentor. „Seine größte Stärke ist es Leute zu überzeugen, das ist auch sein Job“, erklärt der 38-Jährige. Denn Max sei Lobbyist für eine fiktive Lobbykanzlei in Berlin. „Und als Lobbyist muss er Mehrheiten in der Politik gewinnen, um die Interessen seiner Auftraggeber umzusetzen.“ Max sei ein Taktierer, wahnsinnig schnell im Denken und habe keine Skrupel, Mittel anzuwenden, die moralisch nicht so korrekt sind, so Schmid.

Als Schauspieler Verständnis und Liebe für die Figur entwickeln

„In der Serie geht es um verschiedene Fälle, die er zu gewinnen versucht. Gleichzeitig erfahren wir im Laufe der acht Folgen mehr über seinen Antrieb, wer dieser Max Lentor ist, von dem man in Berlin sagt, es gäbe keinen besseren Lobbyisten“.

Hinzu komme eine konkurrierende Lobbykanzlei, die hauptsächlich vertreten wird von Valeria Hazard (Nilam Farooq), die versucht, die andere Kanzlei auszustechen. „Für Max eine Herausforderung, die er dankend annimmt. Nicht nur weil ihm Konkurrenz Spaß macht, sondern auch weil Valerie mehr und mehr sein Interesse weckt.“

In die Rolle von Max zu schlüpfen, war für Schmid ein Abenteuer. „Eine Figur über mehrere Folgen aufbauen und erzählen zu können, ist immer toll“, sagt er. Als Schauspieler sei es seine Aufgabe, für jede Figur, die er spiele, Verständnis und eine Liebe zu entwickeln. „Ich muss verstehen, warum sie so handeln, wie sie handeln.“

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Max habe er besonders gerne gespielt. „Er ist ein gewinnender Typ, der ziemlich clever argumentiert und oft das letzte Wort hat“, sagt er lachend. Das liege nicht zuletzt auch an den „großartigen Dialogen“, die von Grimme-Preisträger Christian Jeltsch stammen. „Er hat immens viel Recherche reingesteckt und uns dadurch trotz aller Fiktion so nah wie möglich an aktuelle Themen rangebracht.“

Die Serie strotzt nur so vor Wortwitz, blitzschnellen Dialogen und cleverer Screwball-Comedy. „Wir sind unterhaltsam, wir sind schnell, und das verpackt in einen intelligenten, oft hintersinnigen Humor“. In der Serie „Wo wir sind, ist oben“ seien auch Themen wie KI und die mediale Darstellung sehr präsent. „Im besten Fall unterhalten wir nicht nur das Publikum, sondern machen auch Medienbildung“, sagt er.

Engagement im Mannheimer Improtheater Drama Light

Außerdem lernte er für die Rolle Rudern. „Ich habe das beim Mannheimer Ruderclub 1875 gemacht, im Altrhein, bei eisigen Temperaturen“, sagt er lachend. „Ich dachte, es wird ein Kinderspiel, aber Rudern ist verdammt schwierig. Jeder fällt am Anfang einmal rein, wie mir mein Trainer Bjarne Bickbach direkt zu Beginn erklärt hat. Er sollte recht behalten.“

Der Wahl-Mannheimer schätzt an seinem Beruf besonders im Moment des Spielens zu sein. „Und diesen Live Moment, dieses Spiel hat man vor der Kamera, aber natürlich auch auf der Bühne.“ In Mannheim ist Schmid Mitglied bei Drama Light. „Ich kann mich aufgrund der Dreh-Engagements nicht fest bei einem Theater verpflichten“, sagt der Familienvater.

„Weil ich aber auch unbedingt immer wieder auf die Bühne will, habe ich mit Improtheater die perfekte Möglichkeit gefunden, um zwei Stunden lang im Flow zu sein, meinen Impulsen zu folgen und im besten Fall den Zuschauern eine coole Show zu zeigen.“

Schmid mag die Bodenständigkeit der Mannheimer

Schmid verbringt in der Freizeit viel Zeit mit der Familie und Freunden und kocht gern. In Kürze beginnen für ihn wieder Dreharbeiten. Pläne, nach Hollywood zu gehen, hat Schmid aktuell nicht. „Ich finde, in Deutschland wird immer internationaler gearbeitet, allen voran durch die Streamer“, sagt er.

„Früher war vielleicht der Wunsch da, in die USA zu gehen, weil man gesehen hat, was da für tolle verschiedene Projekte gemacht werden. Aber mittlerweile machen wir auch hier spannende Filme und Serien und bekommen dafür international Anerkennung.“

In der Quadratestadt fühlt er sich ohnehin wohl. „Ich finde Mannheim toll, weil die Stadt so multikulturell und urban ist“, sagt er. Auch die Kulturszene, die Grünflächen, vor allem den neuen Park auf Spinelli und die Radwege dort, mag er. „Für mich, der vor allem mit dem Fahrrad unterwegs ist, echt eine gute Sache.“

Die Bodenständigkeit der Mannheimer mag Schmid ebenfalls. Beruflich sei er häufig in anderen Städten unterwegs. „(…) Dann finde ich es ganz angenehm, wieder zurückzukommen und ein bisschen Ruhe zu haben“, sagt Helgi Schmid. „Für mich ist Mannheim genau die richtige Mischung.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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