Mannheim. Im Gedenken an den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus haben sich ein Dutzend Katholiken am Mittwochabend in der Heilig-Geist-Kirche in der Schwetzinger Vorstadt versammelt. Sie alle eint die Hoffnung, dass die katholische Kirche den reformistischen Weg des 266. Bischofs von Rom weitergehen wird. Bezirkskantor Klaus Krämer und die Ehrenamtskoordinatorin im Stadtdekanat Mannheim, Beatrice Wägele, hatten bei Musik und Text Raum für die Erinnerung an seine Heiligkeit schaffen wollen.
„Wir haben unsere Kreise eingeladen – vornehmlich die Chöre“, sagte Krämer. Schließlich sei die Heilig-Geist-Kirche das Zentrum der Kirchenmusik im Stadtdekanat Mannheim. Ihm war dabei durchaus bewusst, dass wegen der österlichen Urlaubszeit der Zuspruch zu der Gedenkveranstaltung nicht vorhersehbar war. Auch wenn das Gotteshaus fast leer blieb, so schafften die Kirchenvertreter einen würdigen Rahmen, in dem die Gläubigen auch die Möglichkeit hatten, spontan ihre Fürbitten vorzubringen.
Präludium in h-moll von Bach und ein Bild von Franziskus vor dem Altar
Musikalisch hatte sich der Bezirkskantor für den Beginn der Gedenkveranstaltung das Präludium in h-moll von Johann Sebastian Bach ausgesucht, zum Abschluss hingegen Elias Oechsles österliches Choralbearbeitung über „Christ ist erstanden“. Zwischen den Ansprachen von Beatrice Wägele, die sie mit eigenen und den Worten von Franziskus hielt, spielte Krämer am Klavier im vorderen Teil des Kirchenschiffs Werke aus dem Gotteslob, die die Gläubigen mitsangen. Für das Andenken an den Papst hatten die Kirchenvertreter einen kleinen Tisch mit dem Bild von Franziskus vor den Stufen zum Altar aufgestellt. Dazu drei Kerzen und eine Schale mit Weihrauch.
„Die progressiven Christen haben viel Hoffnung in Papst Franziskus gesetzt“, betonte Krämer vor der Gedenkfeier im Gespräch mit dem „MM“. Er hoffe, dass sein Nachfolger den Weg des Verstorbenen weiter beschreitet. Schon sein „Buona sera!“, mit dem er im Jahr 2013 die Gläubigen nach seiner Wahl zum Pontifex angesprochen habe, habe ihn innerlich bewegt. Auch wenn er nicht alles, was er sich vorgenommen hatte, auch erfüllt habe, so „hat er doch viel in Gang gebracht“.
Bescheidenheit und Liebe für die Menschen
Einfach menschlich und nicht abgehoben sei Franziskus laut Beatrice Wägele gewesen: „Er war ein Mensch, der mit den und für die Menschen gelebt hat. Er hat mit seiner Bescheidenheit uns vorgelebt, wie wir Christen leben sollten“, sagte sie. Seine Bescheidenheit zeige sich etwa auch darin, wie er beerdigt werden will – in einem einfachen Grab. Auch die Ehrenamtskoordinatorin wünscht sich, dass der neue Papst den Weg seines Vorgängers weiter bestreiten wird. Und sie hat Hoffnung, dass dem auch so sein wird: „Zweidrittel der Kardinäle, die den neuen Papst wählen, sind von Franziskus eingesetzt worden.“
Zu der Gedenkfeier war am Mittwochabend auch Dieter Herrmann in die Heilig-Geist-Kirche gekommen. Er nutzte die Gelegenheit, seine Fürbitte vor der Gemeinde vorzutragen: „Papst Franziskus hat das, was er gepredigt hat, gelebt. Papst Franziskus hat das, was er gesagt hat, getan. Im Zentrum standen die Menschen“, betonte er. Seine innigste Bitte sei es, „dass sich bei all dem Machtbestreben in der ganzen Welt – gerade in unserer Zeit – die Liebe in den Herzen breit macht und wir die Menschlichkeit so verstehen, wie er es gemeint hat.“
Herrmann wünscht sich ebenfalls, dass der neue Pontifex das weiterführt, was Franziskus auf den Weg gebracht hat: Zentral sei dessen Menschlichkeit gewesen, „egal ob man in Indien oder Südamerika lebt“. Er habe sich in den vergangenen Tagen vieles zum Tod von Franziskus im Fernsehen angeschaut. Hängen geblieben sei bei ihm ein Mann, der vor dem Petersdom in Rom berichtet habe, dass er kein Katholik, aber sehr beeindruckt sei von dem, was er von den Menschen über den Papst gehört habe. Die Worte des Mannes hätten ihn dazu bewegt, im Rahmen der Fürbitten das Wort zu ergreifen. Für ihn selbst sei im Berufsleben immer der Mensch das wichtigste Kapital gewesen: „So habe ich immer gehandelt.“
Wägele: „Ein Papst vom anderen Ende der Welt“
Für Stefan Angert war Franziskus ein besonderer Papst, vor allem, weil er aus Lateinamerika kam: „Ich habe dort lange gelebt und von daher kam mir seine Sprache sehr bekannt vor.“ Er hoffe, dass das, was der Pontifex gesagt habe, weiterhin wichtig für die katholische Kirche bleibe. Beeindruckend sei für ihn die Enzyklika „Laudato si‘“ aus dem Jahr 2015 gewesen, in dem der Papst sich „in der Sorge über das gemeinsame Haus“ inhaltlich mit dem Umwelt- und Klimaschutz auseinandergesetzt habe: „Das hat große Anerkennung gefunden und hat viele Leute mitgenommen.“ Leider habe er Papst Franziskus nie live erleben dürfen – anders als Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch 1987 in Speyer.
An Lateinamerika erinnerte auch Beatrice Wägele, denn der im argentinischen Buenos Aires geborene Pontifex sei ein „echter Brückenbauer“ gewesen: „Er stellte sich vor als ein Papst vom anderen Ende der Welt“ blickte sie zurück. Zudem sei er neben dem ersten Papst aus Südamerika auch der erste Jesuit gewesen und der erste, der sich den Namen Franziskus, zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi, ausgesucht habe. „Mir gingen seine Worte ans Herz. Ich habe gespürt, dass dieser Papst etwas ganz Besonderes ist. Mit ihm verlieren wir einen Reformer“, betonte sie.
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