Katholische Kirche

Wie es nach dem Tod des Papstes weitergeht

Wenn ein Pontifex stirbt, folgen feste Rituale. Wer jetzt die wichtigste Rolle spielt und welche Kardinäle als mögliche Nachfolger gehandelt werden.

Von 
Micaela Taroni
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Der sogenannte Fischerring, hier am Finger von Benedikt XVI., ist seit dem 14. Jahrhundert der Amtsring der Päpste. dpa © dpa

Rom. Sobald Ärzte erklärt haben, dass der Papst verstorben ist, schlägt die Stunde des Camerlengo. Der Kardinalkämmerer übernimmt wichtige Aufgaben bei den Ritualen nach dem Tod des Papstes. Schon im Jahr 2019 wurde der US-Kardinal Kevin Farrell dafür ernannt. Zunächst streift der Camerlengo dem toten Kirchenoberhaupt nach der Tradition den sogenannten Fischerring vom Finger und zerbricht ihn gemeinsam mit dem päpstlichen Siegel. Die Privatgemächer des Verstorbenen werden versiegelt.

Die Todesursache muss nicht genannt werden, auch eine Autopsie ist nicht zwingend. Außerdem übernimmt der Camerlengo die Vorbereitungen für die Bestattung. Der einbalsamierte Leichnam des Papstes wurde bereits am Montagabend in der Sixtinischen Kapelle aufgebahrt. An diesem Dienstag folgt die feierliche Überführung in die Vatikan-Basilika. Am letzten der neun Trauertage verabschiedet sich die Kirche endgültig von ihrem toten Papst – seit Paul VI. unter freiem Himmel auf dem Petersplatz. Die Totenmesse findet ebenfalls im Freien statt, vor dem Hauptportal des Petersdoms.

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Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich , Steffen Mack und Marco Pecht
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Mit dem Tod eines Papstes geht die Verantwortung für die katholische Kirche auf das Kardinalskollegium über. Allerdings darf laut dem Kirchenrecht in dieser Sedisvakanz genannten Zeit ohne Papst in der Leitung der Gesamtkirche nichts geändert werden. Nur die reguläre Verwaltung läuft weiter. Fast alle Kurienchefs, einschließlich der Kardinal-Staatssekretäre, verlieren ihre Ämter. Während der Sedisvakanz, die schon am heutigen Dienstag beginnt, tritt das Kardinalskollegium täglich zusammen. Bei diesen Sitzungen werden die Details zur Einberufung des Konklaves sowie andere wichtige Probleme der Kirchenleitung erörtert. Aufschiebbare Fragen und Dinge, die einem Papst vorbehalten sind, dürfen in dieser Phase nicht entschieden werden.

Konklave wählt neuen Papst

Der formelle Ablauf nach dem Tod des Papstes ist festgelegt. Der Leichnam von Franziskus wird an diesem Abend in der Kapelle seines letzten Wohnsitzes im Vatikan, der Casa Santa Marta, in einen Sarg gelegt. Zuvor wird der Kardinalkämmerer Kevin Farrell um 20.00 Uhr in einem Ritus noch einmal offiziell den Tod feststellen, wie der Vatikan mitteilte. In den kommenden Tagen geht es so weiter:

  • Die Zeitspanne bis zur Wahl des neuen Papstes, dem Konklave in der Sixtinischen Kapelle, wird als Sedisvakanz bezeichnet. In dieser Zeit dürfen im Vatikan keinerlei wichtige Entscheidungen getroffen werden.
  • Das Kardinalskollegium bestimmt, wann und wie der Leichnam in den Petersdom zu überführen ist. Dort wird er aufgebahrt, damit Gläubige von ihm Abschied nehmen können. Die Trauerzeit, die Novendiale, dauert neun Tage.
  • Die Bestattung ist in der Regel vier bis sechs Tage nach dem Tod. Franziskus wird voraussichtlich in der Basilika Santa Maria Maggiore seine letzte Ruhe finden.
  • Spätestens 20 Tage nach dem Tod sollen die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr bislang nicht überschritten haben, zum Konklave erscheinen.
  • Das Konklave kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern: Ein Zeitlimit gibt es nicht. Zur Wahl benötigt der neue Papst eine Zweidrittelmehrheit.
  • Hat keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreicht, steigt aus einem Schornstein schwarzer Rauch auf. Weißer Rauch bedeutet: Es gibt einen neuen Papst.

Das Konklave zur Wahl des neuen Papstes muss zwischen dem 15. und 20. Tag nach Eintritt der Sedisvakanz zusammentreten. Der Camerlengo ist unter anderem dafür zuständig, die strikte Geheimhaltung der Wahl zu überwachen. Er ist es auch, der über die Ergebnisse jedes Wahlgangs Protokoll führt. Die Wahl des Papstes erfolgt per Stimmzettel, die anschließend im Kamin der Sixtinischen Kapelle verbrannt werden.

Gewählt ist, wer zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigt. Wahlberechtigt sind diesmal 138 Kardinäle – abstimmen darf nur, wer nicht älter als 80 Jahre ist. Nach altem Brauch wird nach einem erfolglosen Wahlgang den Stimmzetteln eine Substanz beigefügt, die den Rauch, der über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, schwarz einfärbt. Nach einer erfolgreichen Wahl bleibt der Rauch weiß, gleichzeitig läuten die Glocken.

Zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf das Papst-Amt zählt Matteo Zuppi (69), Präsident der italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Bologna. Die konservativen Purpurträger setzen auf einen eigenen Kandidaten: den Erzbischof von Budapest, Peter Erdö (72). Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen gilt als konservativer Kirchenführer mit traditioneller Haltung. Gute Chancen werden auch Kardinal Victor Manuel Fernandez (62) eingeräumt, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität von Argentinien – und ein enger Vertrauter von Franziskus. (mit dpa)

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