Viernheim/Ried. Der Tod von Papst Franziskus sorgt auch in Südhessen für Trauer. So zollt beispielsweise Viernheims katholischer Pfarrer Ronald Givens dem verstorbenen Kirchenoberhaupt großen Respekt. Die Würdigung seines zwölfjährigen Pontifikats beginne mit dem Namen, den er einst gewählt hat. Wie der Heilige Franziskus, so habe dieser Papst für eine arme Kirche gestanden. „Es war tatsächlich sein Versuch in diesem Amt, für eine arme Kirche einzustehen“, sagte Pfarrer Givens auf Nachfrage dieser Redaktion.
Diese Namenswahl zeige aber auch, in welche m Spannungsfeld Franziskus sein Leben lang gestanden habe. Der Papst sei immer auch gescheitert an Konventionen, Traditionen und Ängsten. „Wenn Menschen etwas loslassen sollen, macht ihnen die Frage Angst, was danach kommt“, so Givens weiter. Franziskus habe das getan, für das er eintrat: auf die zu schauen, auf die sonst niemand schaut. „Das hat er getan. Er hat auf sie geschaut.“ Der große Erfolg dieses Papstes sei, dass Kirche sich verändert habe, erklärte Givens. „Und sein Wirken wird weit über seinen Tod hinausreichen.“
Franziskus’ Credo lautete: Barmherzigkeit geht vor Kirchenrecht
Nun hätten sich Gläubige gewünscht, dass das, was Franziskus gesagt hat, in Kirchenrecht gegossen worden wäre. Dass das nicht gelungen sei, hätte viele enttäuscht. Aber Franziskus Maxime habe gelautet: Barmherzigkeit geht vor Kirchenrecht. Und er habe ein rechtes Maß gefunden im Verhältnis zu den Gläubigen in Afrika, Asien und Europa.
Aus seinem Testament von 2022 gehe hervor, dass Franziskus großes Leid widerfahren ist, sagte der Viernheimer Pfarrer. „Denn dieser Papst ist gebremst worden.“ Und dennoch habe er wichtige Zeichen setzen können.
Zu Franziskus‘ Umgang mit dem Missbrauchsskandal erklärte Givens, der Papst habe gelernt. Er sei vielen Opfern begegnet. Was diese Gespräche bei den Opfern ausgelöst haben, könne er nicht sagen. Er habe nicht mit ihnen gesprochen. Erst wenn Opfer sagten, der Papst habe die richtigen Worte gefunden, und sie hätten Heilung erfahren, könne man das beurteilen.
Ein Fürsprecher der Schwachen
Auf die Frage, welche Vorstellungen er von einem Nachfolger habe, oder ob er Ansprüche an ihn habe, sagte Ronald Givens: „Nein, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Deshalb kann ich dazu nichts Fundiertes sagen.“ Die Gemeinde hat Papst Franziskus bereits im Gottesdienst an Ostermontag gedacht. Ein weiterer Gedenkgottesdienst soll folgen.
Auch in der Pfarrei Alfred Delp Südliches Ried ist der Tod von Franziskus das Thema der Stunde. „Er hat die Menschen berührt. Nicht zuletzt, weil er auch als Papst stets Seelsorger geblieben ist“, sagt der leitende Pfarrer, Christian Rauch am Telefon. So habe sich der bescheiden aufgetretene Argentinier in seinen zwölf Jahren als Oberhaupt der katholischen Kirche stets als entschiedener Fürsprecher der Schwachen, der Geflüchteten, der Armen und der Obdachlosen gezeigt. Noch am Ostersonntag hatte er, sehr geschwächt bereits, vor Zehntausenden Gläubigen den Segen Urbi et Orbi gespendet.
Eine Herausforderung für zahlreiche mächtige Menschen
Rauch erinnert daran, dass die erste Reise den Papst auf die Mittelmeerinsel Lampedusa geführt hatte, an einen Schicksalsort für Zehntausende Flüchtlinge aus Afrika. „Das hat mich beeindruckt“, erinnert sich der Pfarrer aus Südhessen. Gleichwohl sei der nun gestorbene Franziskus auch stets eine Herausforderung für zahlreiche mächtige Menschen gewesen. Das habe sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern des Vatikans gegolten.
Tatsächlich hatte der Pontifex, der am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires in eine italienische Einwandererfamilie hineingeboren wurde, eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen. Er war der erste Papst aus Lateinamerika und der erste Jesuit in diesem Amt. Übrigens sei dem Pontifex auch der Name Alfred Delp ein Begriff gewesen, wie Rauch sagt. Der deutsche Jesuit und Widerstandskämpfer, nach dem die Pfarrei im südlichen Ried benannt ist, soll heiliggesprochen werden. Vorarbeiten dafür laufen bereits.
Ein Papst Franziskus, dem das Wirken des Lampertheimer NS-Gegners Alfred Delp bekannt war, hätte diesen Prozess gewiss weiterhin vorangetrieben: „Als wir im vergangenen Jahr auf dem Petersplatz waren und unser Banner gezeigt haben, hat Papst Franziskus ganz genau hingeschaut“, ist sich Rauch sicher. Delp, am 15. September 1907 in Mannheim geboren, wurde am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee gehängt.
Welchen Blick ein neuer Papst auf das Schicksal und die Verdienste des Lampertheimer Pfarrers einnehme, sei schwer zu sagen. Gleichwohl, so sieht es Rauch, stünden die Chancen für Delps Heiligsprechung nach wie vor gut. Nun gelte es aber zunächst, Abschied vom Oberhaupt der weltweit 1,4 Milliarden Katholiken zu nehmen.
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