Mannheim. Seit dem 1. Juli können Sozialpass-Inhaber in Mannheim das bundesweit gültige Deutschlandticket zu vergünstigten Konditionen kaufen. „Mit dem Ziel, Menschen mit Leistungsbezug mehr Mobilität in unserer Stadt zu ermöglichen, haben wir 2012 das Sozialticket eingeführt. Ich freue mich, dass wir in Mannheim schnell und zeitnah zum Start des Deutschlandtickets im Mai mit dem neuen Sozialticket auch Personen im Leistungsbezug ein adäquates vergünstigtes Angebot unterbreiten können“, sagte Sozialbürgermeister Michael Grötsch am Dienstagmittag bei der Vorstellung des neuen Sozial-Monatstickets im Stadthaus N1.
Linke und LI.PAR.Tie sauer
Gegenüber dem „MM“ betonen Linke und LI.PAR.Tie, die Einführung des vergünstigten Sozialtickets sei Verdienst ihres „hartnäckigen Kampfes“ - und sind sauer, dass sie von den beiden CDU-Bürgermeistern Grötsch und Christian Specht nicht erwähnt werden.
Grund für die Neukonzeption des Sozialtickets sei die Einführung des Deutschlandtickets am 1. Mai gewesen, sagte Grötsch. Daraufhin sei das neue Sozialticket im Gemeinderat zur Abstimmung gebracht und zum Monatsbeginn eingeführt worden. Für Sozialticketberechtigte soll das Deutschlandticket, das regulär für 49 Euro erhältlich ist, 30,50 Euro kosten. Dies bedeutet eine städtische Bezuschussung in Höhe von 18,50 Euro pro Deutschlandticket.
Fünf-Fahrten-Ticket teurer
Das bisherige subventionierte Fünf-Fahrten-Ticket für die Großwabe Mannheim/Ludwigshafen können Berechtigte weiterhin erwerben. Voraussetzung ist auch weiterhin der Sozialpass. Seit dem 1. Juli können jedoch nur noch maximal drei Fünf-Fahrten-Tickets anstatt zuvor vier gekauft werden. Der Eigenanteil beträgt nun sechs Euro statt bisher fünf Euro je Ticket. Grund für diese Änderungen sind Preissteigerungen von rund 31 Prozent seit der Einführung des Sozialtickets im Jahr 2012. Zudem habe sich der Anteil für „fremde Verkehrsdienstleistungen“ mit über 85 Prozent deutlich erhöht. „Beide Maßnahmen dienen dazu, einen Teil des vorhandenen Budgets für die Finanzierung des subventionierten Deutschlandtickets zur Verfügung zu haben“, sagte Grötsch.
Der Sozialpass wird über das Jobcenter, den Fachbereich Arbeit und Soziales und die Bürgerdienste ausgegeben. Er steht Personen zu, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II und XII oder Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Berechtigt für das vergünstigte Sozialticket sind in Mannheim demnach rund 38 000 Personen. Knapp 1500 haben es seit Ende Mai bereits bestellt. Specht betonte, dass das Deutschlandticket bei der Bahn nur digital erhältlich sei, doch der digitale Bestellvorgang bei der Zielgruppe oftmals nicht machbar sei. „Die Frage war, wie wir diese Menschen am Deutschlandticket teilhaben lassen können und für sie die Möglichkeit der Mobilität schaffen“, sagte er. Leistungsberechtigte werden deshalb von Städtischen Mitarbeitern im Jobcenter und im Sozialamt in K1 über das Angebot informiert, Geflüchtete aus der Ukraine erhalten die Informationen im Café Czernowitz im Stadthaus N1 auf Ukrainisch und Russisch. Außerdem weisen Plakate im Jobcenter und im Sozialamt darauf hin.
Kritik an Grötsch und Specht
Die Mitglieder der Fraktion LI.PAR.Tie. im Gemeinderat freuen sich über die Einführung des neuen Sozialtickets für Mannheimer Sozialpass-Inhaber. „Die Einführung ist eine wichtige soziale Maßnahme, da sie erstmals eine umfassende Mobilität und somit soziale Teilhabe der Berechtigten voll und ganz gewährleistet. Die bisherigen Abo-Angebote waren preislich viel zu teuer für Erwerbslose oder Geringverdienende. Damit wird eine langjährige Forderung der Linke Mannheim und ihrer Vertreter im Gemeinderat, seit 2019 mit der Tierschutzpartei und Die PARTEI in der Fraktion LI.PAR.Tie. zusammengeschlossen, erfüllt“, sagte Linke-Fraktionsvorsitzender Dennis Ulas.
Dass nun die CDU-Bürgermeister Grötsch und Specht bei der Vorstellung des Sozial-Monatstickets den hartnäckigen Kampf für die Einführung des Tickets von Linke und LI.PAR.Tie nicht erwähnt haben, sei für die beiden Parteien angesichts des aktuell tobenden Oberbürgermeister-Wahlkampfes nachvollziehbar, jedoch nicht akzeptabel. Denn die CDU habe im Gemeinderat immer wieder Anträge für ein Sozialticket abgelehnt und als „reine Geldverschwendung“ bezeichnet.
"Linke Forderung über mehr als ein Jahrzehnt erfolglos"
Seit dem ersten Antrag 2011 hätten die linken Stadträte zahllose Anträge für die Einführung eines Sozialtickets gestellt und damit das Thema auf der Agenda gehalten. „Leider blieb diese linke Forderung über mehr als ein Jahrzehnt erfolglos. Erst das Deutschlandticket brachte in diesem Jahr den Durchbruch.“
Die Einführung des Deutschland-Sozialtickets habe die CDU überraschenderweise mitgetragen. Für die Linke und LI.PAR.Tie sei das ein wichtiger Zwischenschritt. Doch das Ziel bleibe ein fahrscheinloser, umlagefinanzierter ÖPNV in attraktiver Taktung, Verzahnung und Flächenabdeckung für die Verkehrswende.
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