Mannheim. Putzmunter im Hubschrauber „Christoph 53“ der Luftrettung sitzen. Ohne bedrohliche Flammen die Einsatzfahrzeuge der Flugplatz-Feuerwehr bestaunen. Mal kurz zu einer Stadt-Schnuppererkundung aus der Vogelperspektive vom Boden abheben. All das begeistert Jung und Alt beim sonnenverwöhnten „Tag der offenen Tür“ auf dem Mannheimer City Airport. Bei einem Rundgang für Journalisten stehen hingegen brisante Themen im Mittelpunkt: Wie ist es mit der Sicherheit bestellt, was tut sich in Sachen Innovationen für mehr Klimaschutz?
Elektroflugzeug "Velis Electro" erhält EASA-Zulassung
Dirk Eggert, Executive Manager der Rhein-Neckar Flugplatz GmbH, stellt bei Führungen gern die Frage: Wie verhält es sich mit der Kohlenstoffdioxid-Belastung, wenn jeweils zwei Personen von Mannheim nach Sylt reisen - die einen im Auto mit Verbrennungsmotor, die anderen im Turboprop-Flugzeug?
Beim Erläutern, warum bei der Pkw-Anfahrt der persönlichen CO2-Fußabdruck höher ausfällt, löst er jedes Mal Verblüffung aus. Natürlich treibe um, dass solchen Rechenbeispielen zum Trotz das Fliegen zu viele schädliche Emissionen ausstößt. „Aber es tut sich so einiges“, insbesondere bei Kurzstreckenflügen von bis zu 20 Personen, erläutert Eggert.
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Flugplatz-Geschäftsführer Reinhard Becker lotst die Gruppe zu dem in Neuostheim stationierten Elektroflugzeug „Velis Electro“, das der slowenische Hersteller Pipistrel entwickelt hat. Dieser Flugzeugtyp mit Elektroantrieb, berichten Eggert und Becker, haben als weltweite Premiere von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) eine Zulassung erhalten. Nun gehe es darum, mit Flugplätzen in der Region eine Infrastruktur für Ladestationen aufzubauen.
Studierende arbeiten an einem Hybridverfahren
Was es mit dem neuen Zauberwort „Wasserstoff“ als Energielieferant auf sich hat, erklärt vor einem Modell Axel Schölch, Laborleiter der Technik-Fakultät an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit Sitz in Mannheim. Nach heutigem Stand der Technik, so der Ingenieur, verfügen Brennstoffzellen über eine höhere Energiedichte als Batterien.
„In einem Kilogramm Wasserstoff stecken 3,33 Liter Flugbenzin.“ Allerdings befinde sich die Entwicklung für das Brennstoffzellensystem für Leichtflugzeuge noch am Anfang. Studierende unterschiedlicher technischer Gänge tüfteln derzeit an einem Hybridverfahren, das batterieelektrische Flugzeugantriebe erweitern und damit ein zusätzliches Tor für emissionsfreie Reiseflüge aufstoßen soll. Interessiert hört Richard Klophaus von der Hochschule Worms zu, der sich als Ökonom und Verkehrslogistiker intensiv mit „Klimakosten eines Flughafens“ beschäftigt.
Sicherheitsbedenken sind Lage des Airports geschuldet
Bei dem Rundgang ploppen immer wieder Fragen rund um die Sicherheit auf. Schließlich bekommt der Mannheimer Airport regelmäßig die „rote Laterne“ verliehen oder landet beim „Flughafencheck“ der Vereinigung Cockpit auf einem hinteren Platz. Dirk Eggert: „Von dem Bewertungssystem fühlen wir uns ungerecht behandelt.“
Ja, es treffe zu, dass die Freiflächen hinter den Start- und Landebahnen geringer ausfallen als anderswo. Aber das lasse sich bei dem „eingekeilten“ City-Standort nicht ändern. Und die Kritik, dass bei schlechtem Wetter nur von einer Seite angeflogen werden könne, relativiert Eggert mit der Erfahrung, dass in stürmischen Situationen der Wind ohnehin nur den Anflug aus einer Richtung zulasse. Der Airport-Manager betont: „Für uns ist entscheidend, dass jene Piloten, die eine der über 150 in Neuostheim stationierten Flugzeuge starten und landen, dem Mannheimer Sicherheitskonzept ‚gute Noten‘ geben."
Und wie sieht es finanziell aus? Das Defizit in Höhe von einer Million Euro, so Eggert, sei den Lockdowns während der Corona-Pandemie geschuldet. Bereits 2022 hätte sich das Minus auf 90 000 Euro verringert, und dieses Jahr sei „eine schwarze Null“ realistisch. „Ein Flugplatz ist kein Wirtschaftsbetrieb, sondern Teil einer wichtigen Infrastruktur“, kommentiert Eggert und führt aus, dass beispielsweise Unternehmen von regelmäßigen Städteverbindungen, wie nach Paris oder Bologna, profitieren.
Er verweist auf den in Neuostheim beheimateten Rettungshubschrauber „Christoph 53“ mit jährlich über 11 000 Einsätzen. Außerdem sei in einer Region mit Großkrankenhäusern ein Flughafen für den Transport von Spenderorganen unerlässlich. „Es verhält sich ein bisschen so wie mit der Kurpfalzbrücke“, sagt Eggert. Auch sie müsse als Teil der Verkehrsinfrastruktur vorgehalten werden, obwohl sie keinen Euro einbringt, sondern (im Unterhalt) kostet.
Öffentlicher Personen-Schnellverkehr möglich?
Dass in fünf oder sechs Jahren Linienverbindungen mit Kurzstrecken voll elektrisch bedient werden können - davon ist Airport-Manager Eggert überzeugt. Angestrebt werde ein umweltfreundlicher „ÖPSV“ - Öffentlicher Personen-Schnellverkehr. Und dieser habe gegenüber der Bahn den Vorzug, ohne großen Flächenverbrauch auszukommen.
Und noch eine Prognose wagt Eggert: In drei Jahren werde der Neuostheimer Flughafen in ein europäisches Netz für Transportdrohnen eingebunden sein. Laut aktueller Berichte soll dieser unbemannte Luftfrachtbereich vor allem zeitkritische Lieferungen mit Punkt-zu-Punkt-Flügen revolutionieren. Seien es spezielle Impfstoffe, verderbliche Güter oder dringend benötigte Ersatzteile.
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