Freie Bahn vor den O-Quadraten, freie Bahn vor den P-Quadraten. Weder eine Baumaschine noch eine Baustellenabsperrung oder sonst ein Hindernis, das Fußgängern den Weg versperren könnte. Es ist ein ungewohntes Gefühl gestern Mittag auf den Planken, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der neugestalteten Fußgängerzone. Nach etwas mehr als zwei Jahren Baustelle können Kunden wieder ungestört zwischen Wasserturm und Paradeplatz flanieren und einkaufen. Die Bauarbeiten sind pünktlich fertig geworden.
Die Erleichterung darüber ist den Vertretern der Bauherren – Stadt, Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) und MVV – sowie den Einzelhändlern deutlich anzumerken, als sie gestern die Medien ein letztes Mal zu diesem Thema informieren. „Es liegen zwei intensive Jahre des Baus zurück an einem der sensibelsten Punkte in Mannheim“, sagt Baubürgermeister Lothar Quast über das städtebauliche Großprojekt, für das große Herausforderungen zu bewältigen gewesen seien.
„Nicht immer heile Welt“
Auf die Mitarbeiter im Rathaus hätten sie sich teambildend ausgewirkt. Besonders für die Anrainer seien sie jedoch eine erhebliche Beeinträchtigung gewesen. „Die Welt war nicht immer eine heile Welt“, gesteht er rückblickend ein und gibt zu, dass nicht immer alles so gelaufen ist, wie es eigentlich geplant war. Insbesondere in der ersten Phase, als an mehreren Stellen und gleichzeitig im Gleisbereich gearbeitet wurde, habe man die Einschätzungen und Planungen korrigieren müssen.
Daraufhin sei der Bauablauf umgeplant und mehr an die individuellen Gegebenheiten der Anlieger angepasst worden. Arbeiten vor Cafés wurden beispielsweise in den Winter verlegt, um die Beeinträchtigungen gering zu halten. Die Stadt habe zu jeder Zeit die Anwohner und Einzelhändler informiert und als Anlaufstelle für Fragen und Beschwerden ein Infobüro in O 2 eingerichtet. „Es war für uns und für die Gewerbetreibenden eine harte Zeit“, räumt er ein, „und es gab offene Kritik“, aber: „Das Verhältnis war immer von Verständnis geprägt.“
„Wir haben intensiv zusammengearbeitet“, bestätigt Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, und schiebt hinterher: „Teilweise haben wir auch gestritten.“ Trotzdem sei die Zusammenarbeit und Abstimmung stets hervorragend und konstruktiv gewesen, auch wenn die Händler nicht alle Forderungen hätten durchsetzen können. Dass der Umbau pünktlich fertig geworden ist, sei eine „enorme Leistung“.
Einzelne Händler hätten Umsatzrückgänge von 30 bis 40 Prozent zu verkraften. Andere, wie Juweliere, hätten überwiegend Stammkunden, und daher kaum Einbußen. Positiv sei, dass kein Geschäft wegen des Umbaus aufgeben musste. „Die Erleichterung ist groß, die Freude auch“, sagt Pauels. Die Geschäftsleute setzten alles daran, die Kunden- und Umsatzzahlen der Zeiten vor dem Umbau zu erreichen: „Wir stellen seit einigen Monaten fest, dass die Frequenz wieder gestiegen ist.“ Der Geschäftsführer von MVV Netze, Florian Pavel, spricht ebenfalls von „zwei arbeitsreichen Jahren“. Der Energieversorger hat seinen Angaben zufolge sieben Kilometer Stromkabel, 1,5 Kilometer Wasser- und Fernwärmerohre sowie die Gebäude- und Elektroanschlüsse ausgetauscht. „Wir haben die Infrastruktur unter den Planken erneuert“, erklärt Pavel. Zufrieden mit den neuen Haltestellen für die Straßenbahn ist der Bereichsleiter für Infrastruktur bei der RNV, Gunnar Straßburger. Er sei froh darüber, dass alle drei Haltestellen in den Planken beibehalten wurden. Bei den Planungen zum Umbau war überlegt worden, auf die Haltestelle „Strohmarkt“ oder die Bahn in den Planken generell zu verzichten.
Was der Umbau insgesamt gekostet hat, kann Baudezernent Quast noch nicht abschließend sagen. Bislang hatte die Stadt mit etwa 30 Millionen Euro kalkuliert. „Wir wollten immer im Kostenrahmen bleiben und sind das bis jetzt auch“, so der SPD-Politiker. Seine dann folgenden Ausführungen könnten aber ein Indiz dafür sein, dass der Preis doch höher ausfällt. Denn noch haben die Baufirmen ihre Abschlussrechnungen an das Rathaus nicht verschickt. „Wochenendarbeit kostet eben mehr“, deutet der Baubürgermeister einen Faktor an, der das Großprojekt verteuern könnte. Auch die Umplanung der einzelnen Bauabschnitte könnte sich auswirken. „Wir müssen die Schlussrechnung abwarten“, sagt Quast.
Info: Dossier und Video unter morgenweb.de/mannheim
Das Programm am Wochenende
Die Eröffnung der Planken mit Oberbürgermeister Peter Kurz ist heute, 11.30 Uhr, am Plankenkopf in P 7.
Am Sonntag öffnen die Geschäfte in der Innenstadt von 13 bis 18 Uhr.
Musik wird auf der Straße, den Bühnen in P 7, vor der Kürfürstenpassage, auf dem Münzplatz (Q6/Q7), den Kapuzinerplanken und am Sonntag auch auf dem Marktplatz und in vielen Geschäften gespielt.
Genuss-Märkte sind an beiden Tagen von 11 bis 19 Uhr am Paradeplatz, auf den Kapuzinerplanken und in Q6/Q7. Morgen gibt es einen internationalen Markt am Marktplatz. In vielen Geschäften schenken die VdP-Winzer aus der Pfalz ihre Weine aus. cs
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