Mannheim. Schwarze E-Bikes, schwarze Kleidung – die Zweiradstreife des „Allgemeinen Ordnungsdienstes“ ist erst auf den zweiten Blick an den Abzeichen erkennbar. Und dann, wenn Bürger wegen Falschparken oder anderer Ordnungswidrigkeiten angesprochen werden. So bei der Tour mit Sicherheitsdezernent Volker Proffen und Journalisten an einer Straße beim Hauptbahnhof: Ein Kleintransporter steht auf dem Gehweg, der wird komplett blockiert. Andreas Hinteregger, Dienstgruppenleiter, spricht den darin sitzenden Fahrer an, kurz darauf fährt er davon – ohne einen Strafzettel zu erhalten. Kollege Hasan Kaya: „Wenn wir die Leute antreffen, ist es unser Ziel, ihnen zu erklären, was sie falsch machen. Wir wollen bürgernah arbeiten.“
Das heißt: Es wird an die Vernunft appelliert. Haben die Leute keine Einsicht oder sind Wiederholungstäter, sind Strafzettel fällig. Beispielsweise sind bei Parken mit weniger als fünf Metern Abstand zu einer Kreuzung 10 Euro fällig. Wieso es die Regelung gibt, wird bei der Tour klar: Ein Transporter verdeckt die Sicht, die Radlergruppe sieht ein von rechts kommendes Auto erst spät. Auf der linken Straßenseite parken kostet 15 Euro. Grund: Wer von dort losfährt, sieht meist den Gegenverkehr erst, wenn er schon auf der Fahrbahn ist – gefährlich!
Fahrradstreife des Ordnungsdienstes in Mannheim: Falschparker häufig geahndet
Ein „Eckenparker“ bekommt von den beiden städtischen Mitarbeitern an der Emil-Heckel-Straße im Lindenhof auch ein Knöllchen: Zusätzlich zur Sichtbehinderung steht er vor einem abgesenktem Bordstein. Menschen mit Rollstuhl oder Rollator können so die Straße nicht mehr queren.
Allein im Juni und Juli hat unser Ordnungsdienst auf dem Fahrrad rund 1.250 Kilometer zurückgelegt.
Seit zehn Jahren gibt es Fahrradstreifen in Mannheim, 2016 ging es mit vier Rädern los, mittlerweile sind es über ein Dutzend Räder. „Allein im Juni und Juli hat unser Ordnungsdienst auf dem Fahrrad rund 1.250 Kilometer zurückgelegt. Dabei wurden 3.154 Vergehen beanstandet, allein 2.691 im ruhenden Verkehr“, erklärte Proffen. Auch Radfahrer und Fußgänger müssen mit Strafzetteln rechnen.
Am häufigsten sei falsches Parken auf Gehwegen und „Eckenparker“. Bei den Kontrollen in den vergangenen zwei Monaten wurden von der Radstreife auch 63 wegen unerlaubtem Parken auf Gehwegen beanstandet. Solche Vergehen werden laut Stadt relativ selten geahndet, weil bei Bürgerbeschwerden der Ordnungsdienst oft erst dann eintrifft, wenn das parkende Auto schon wieder weg ist.
Fahrradstreife des Ordnungsdienstes Mannheim ansprechbar für Bürger
Proffen weiter: „Im Vergleich zur Fußsteife können die Mitarbeiter in weniger Zeit deutlich größere Strecken zurücklegen. Außerdem sind sie für Bürger besser ansprechbar und sie können Bereiche besser überwachen, die mit Autos schlecht zu erreichen sind.“ Hasan Kaya erklärt, dass ihm die Touren mit dem Rad Spaß machen: „Sport und Arbeit wird kombiniert.“
Das würde auch bei den Bürgern positiv ankommen, oft sei beim Vorbeifahren ein hochgereckter Daumen zu sehen. Oft würden, die Autofahrer auch fragen, wo sie stehen oder wo sie parken können. Bei zugeparkten Einfahrten müssten die Bürger sich beim Ordnungsdienst melden, denn vor der eigenen Einfahrt darf man selbst parken und dem Ordnungsdienst ist deshalb unklar, ob es womöglich ein Falschparker ist.
Bei Ordnungswidrigkeiten seien die Kontakte auch meist angenehm, doch „es gibt auch Leute, denen das nicht passt. Dann wird der Ton rauer“, mein Hinteregger. Laut Harald Born, zuständiger Abteilungsleiter der Stadt für den Außendienst, gebe es hin und wieder wegen Beleidigung der Mitarbeiter einen Prozess: „Das wird von uns auch durchgezogen, meist gibt es eine Geldstrafe.“
Falschparken in Mannheim: Wiederholungstätern droht Führerscheinentzug
Die Touren gestalten die 28 Mitarbeiter (darunter ungefähr die Hälfte Frauen) individuell. Kaya: „Jeder kennt so seine Stellen.“ Auch, ob sie das Rad - 14 stehen zur Verfügung – oder ein Auto nehmen. Beispielsweise sei es bei der Kombination der Gebiete Spinelli und Waldhof eher sinnvoll, ein Auto zu nehmen, weil sich die Vergehen auf bestimmte Bereiche konzentrieren und die Kollegen dann dort aussteigen. Harald Born erklärt, dass die Mitarbeiter an einer speziellen Schule in Karlsruhe rund fünf Monate lang für ihren Dienst ausgebildet werden, es sei noch kein offizieller Beruf.
Was ist, wenn Bürger selbst Anzeigen wegen falschem Parken oder ähnlichem beispielsweise auf Portalen wie www.weg.li machen? Born: „Die Anzeigen werden genau so bearbeitet wie die von unseren Mitarbeitern.“ Seine Erfahrung sei allerdings, dass sich Bürger davor scheuen, weil sie als Zeuge erscheinen müssen, falls der Fall vor Gericht geht. Das ist allerdings selten der Fall: Hinteregger und Kaya müssen jährlich trotz Tausender von ihnen gestellter Anzeigen meist nur einmal erscheinen – und normalerweise muss laut Urteil die Ordnungswidrigkeit, um die es geht, bezahlt werden.
Bei Wiederholungstätern, die ständig Ordnungswidrigkeiten begehen, kann dies laut Born sogar bis zum Führerscheinentzug führen. Für solche Entscheidungen ist allerdings nicht die Stadt zuständig, sondern die Bußgeldstelle. Wer Falschparker oder ähnliches melden möchte: Die Leitstelle des Ordnungsdienstes ist montags bis freitags in der Zeit von 7 Uhr bis 24 Uhr sowie samstags von 10 Uhr bis 24 Uhr telefonisch unter der Rufnummer 0621 2932933 oder 0621 0174 (Leitstelle Polizei) erreichbar.
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