Mannheim. Es ist eine Premiere in mehrfacher Hinsicht. „Das ist mein erster Corona-Schnelltest überhaupt“, erzählt der Mann aus Stuttgart. Er sei auf Montage hier und brauche das Zertifikat für sein Hotel. Dass es ausgerechnet ab diesem Montag Geld koste, habe er nicht gewusst. „Ich dachte, das ist erstmal nur in Baden-Württemberg so.“ Dass dazu auch Mannheim gehört, sei ihm nicht klar gewesen. Aber nun in der Teststation an der Feudenheimer Hauptstraße 15 Euro hinlegen zu müssen, mache ihm nichts aus. „Zahlt eh’ der Chef.“
Der Mann sei an diesem Vormittag ihr bisher einziger Kunde, der nichts von der neuen Zahlpflicht gewusst habe, sagt Leyle Borak. „Aber einige haben mich gefragt, ob ich nicht noch mal eine Ausnahme machen kann.“ Dürfe sie leider nicht. Jetzt müsse man aber auch dringend den Schriftzug auf ihrem Test-Zelt ändern: Da steht noch: „Kostenlos.“
Anbieter mit mehreren Standorten
Das Ende der Gratis-Bürgertests, obwohl schon länger beschlossen, kam für die Betreiber recht kurzfristig. Erst seit Freitag stehe fest, wie das nun ablaufen solle, so Borak. Sie sei ebenso wie ihre Kollegen auf einer Versammlung informiert worden.
Ihre Firma, NT Pro Care, betreibt in Mannheim Testcenter an insgesamt 13 Standorten, auch vor dem Luisenpark und im Kulturhaus Waldhof. Ob man das in der Bandbreite nach Auslaufen der kostenlosen Tests aufrecht erhalten könne, werde sich zeigen, heißt es aus der Zentrale. Bei Borak jedenfalls hat der Andrang bereits nachgelassen.
Inzidenz wieder unter 100
- Das Gesundheitsamt hat am Montag 22 neue Corona-Fälle registriert.
- Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt damit auf 97,2. Der baden-württembergische Durchschnittswert liegt aktuell bei 82,5.
- Sehr groß ist hier das Gefälle zwischen vollständig Geimpften und anderen. Unter Erstgenannten beträgt die Inzidenz laut Landesgesundheitsamt derzeit 25,5 und bei Ungeimpften dagegen 181,1.
- Aktuelle Impfbus-Stationen: www.mannheim.de/impfaktionen
Etwa einen Kilometer weiter, am Sportgelände des ASV Feudenheim, kann der junge Mann im Testzelt noch nichts über die Nachfrage sagen. „Wir haben eben erst um zwölf aufgemacht.“ Aber Kunden dürften spätestens kommen, wenn sich der Preis herumspricht: Hier werden nur elf Euro verlangt. Das ist, so jedenfalls das Ergebnis einer nicht-vollständigen „MM“-Telefonumfrage, das womöglich günstigste Angebot. Die Europa-Apotheke in Q 7 etwa nimmt ebenfalls 15 Euro, bei einigen großen Anbietern wie dem im Rosengarten sind es 19,90 Euro.
Gleichen sich die Preise an?
Aber vielleicht nähern sich die Preise bald einander an, wie mancher Anbieter bereits andeutet. Auch der junge Mann am ASV-Sportplatz fragt sehr interessiert, was die Konkurrenz verlangt. Vor ihm auf dem Tisch liegen die Regeln, wer weiter gar nichts bezahlen muss. Dazu zählen unter anderem – zumindest noch bis Jahresende – unter 18-Jährige, Schwangere, Stillende, Menschen, die wegen Vorerkrankungen nicht geimpft werden können, Besucher und Beschäftigte von Krankenhäusern oder Pflegeheimen sowie ausländische Studenten mit hier nicht zugelassenen Impfstoffen.
Doch ganz so einfach sei das mit den Ausnahmen nicht, berichtet Farnaz Bakar. Sie bietet in ihrer „Hair Stop & Beauty Lounge“ in Sandhofen auch Schnelltests an. „Bisher hieß es, wir sollen keine Schüler testen, weil die dreimal in der Woche in der Schule getestet werden“, sagt sie. „Aber wie soll das in den Ferien laufen?“ Die Abrechnungen seien ohnehin kompliziert. Das rechne sich für die 13 Euro, die sie pro Test verlange, kaum mehr.
Angebot „sehr gut angenommen“
Deutlich teurer – von 55 Euro aufwärts – sind in aller Regel PCR-Tests. Doch gibt es im Alten Stromwerk in der Neckarstadt-West an Donnerstagen ein besonders günstiges Angebot für 20 Euro, das sich an Partygänger richtet. Mehrere Proben werden im Pool-Verfahren zusammen ausgewertet und nur bei einem positiven Befund anschließend einzeln. Da ein negativer Test 48 Stunden gilt, kann man damit dann sowohl freitags als auch samstags in die Disco. Zu diesem Verfahren teilt Stadtsprecherin Beate Klehr-Merkl auf Anfrage mit: „Grundsätzlich sind Pool-Testungen bekannt, etabliert und werden in vielen Bereichen eingesetzt.“ Dazu zählten auch Schulen.
Die „Party PCR-Tests“ an Donnerstagen würden sehr gut angenommen, sagt Anbieter Moritz Biedenbach. In erster Linie von ganz jungen Leuten, die vielleicht noch nicht so viele Gelegenheiten zum Impfen gehabt hätten wie Ältere.
Aus Sicht der Politik wäre indes schon ein wünschenswerter Effekt kostenpflichtiger Tests, wenn sich nun mehr Menschen impfen ließen. Der eingangs erwähnte Monteur aus Stuttgart ist da noch etwas zögerlich („ganz ehrlich: Ich hab’ Schiss“). Aber wenn es bald etwa in Restaurants draußen zu kalt sei und er häufiger einen Coronatest vorlegen müsse, „dann lasse ich mich irgendwann halt auch impfen“.
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