Gastronomie

Café Vienna in Mannheim öffnet nach Querelen wieder

Zuletzt war das Café Vienna wegen Unstimmigkeiten zwischen dem bisherigen Geschäftsführer und der Belegschaft geschlossen. Was los war und wie es mit dem Mannheimer Kultlokal weitergeht

Von 
Kai Plösser
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Das „Café Vienna“ hat jetzt einen neuen Besitzer. © Tanja Capuana

Mannheim. Nach Querelen in den vergangenen Monaten kann der Betrieb im Café Vienna weiterlaufen. Und es soll sich nicht viel ändern. „Das Vienna wird weiterbetrieben wie in den letzten Jahren“, sagt der neue Betriebsleiter Can Sengül, dessen Frau Funda Sengül die neue Inhaberin ist, im Gespräch mit dieser Redaktion. Am Freitag soll es bereits wieder öffnen. Zuletzt war das Lokal im Quadrat S 1 wegen Unstimmigkeiten zwischen dem bisherigen Geschäftsführer und einem Teil der Belegschaft geschlossen.

„Das Vienna wird erhalten bleiben, wie es war“, macht Sengül noch mal deutlich. Am Konzept will der 42-Jährige nicht rütteln. „Die Qualität des Essens, die Portionen und die Preise werden sich nicht ändern“, hebt er hervor. Damit will Sengül die Kneipe im Sinne des im September 2022 verstorbenen Peter Adomeit weiterführen. „Ado“, wie er liebevoll genannt wurde, eröffnete die Kultkneipe am jetzigen Standort im Jahr 2006 als Nachfolger des seit 1984 bestehenden Old Vienna in U 1, wo sich inzwischen die Abendakademie befindet.

Sengül war nach eigenen Aussagen schon im Old Vienna gerne zu Gast und kannte Adomeit. „Ich habe meine Jugend in dem Laden verbracht“, erzählt er. Somit dürfte der Mannheimer wissen, warum es die Kundschaft seit Jahrzehnten in das Lokal zieht. Nun hofft er, dass der Laden so gut besucht wird wie bisher. „Wenn man Geld reinsteckt, hofft man, dass es läuft. Ich hoffe auf Erfolg“, sagt er. Auf einiges Neues müssen sich die Gäste aber trotzdem einstellen.

Vor etwa drei Wochen habe Sengüls Frau den Mietvertrag unterschrieben. Seitdem hätten sie den Laden bereits etwas auf Vordermann gebracht: „Wir haben in der Zeit einiges repariert und renoviert. Beispielsweise haben wir die Küche teils erneuert. Das war fällig.“ Doch vor allem an ein komplett neues Personal müssen sich die Gäste laut Sengül gewöhnen. 

Verhärtete Fronten bei vorherigen Mitarbeitenden des Vienna

Das gelte auch für den bisherigen Geschäftsführer Francisco Santos Quiroz, der das Café nach dem Tod von Adomeit als Mehrheitsgesellschafter zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern, Vanessa Hotzelt (zwischenzeitlich Geschäftsführerin) und Lukas Ogiejko, übernommen hatte. Zuletzt musste Santos Quiroz wegen der Situation im Vienna jedoch Insolvenz anmelden, wie er dieser Redaktion sagte.

Santos Quiroz liegt derzeit im Konflikt mit Hotzelt und Ogiejko sowie Teilen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie hatten das in einem Statement auf dem Instagram-Account des Café Vienna öffentlich gemacht. Auslöser der Unstimmigkeiten seien geplante Kündigungen von zwei verdienten Mitarbeitern gewesen. Die seien zwar seitens Santos Quiroz noch zurückgezogen worden, sagen beide Seiten. Aber dennoch ist das Tischtuch seitdem zerschnitten. Nach der Schließung wegen der Folgen der Corona-Pandemie hatten Santos Quiroz, Hotzelt und Ogiejko zusammen mit alten Mitarbeitern erst im Dezember des vergangenen Jahres das Café Vienna wiedereröffnet.

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Nachdem das Geschäft anfangs noch gut gelaufen sei, so schildern es beide Seiten, taten sich schon im Mai 2023 die ersten Gräben auf. Von „Meinungsverschiedenheiten im Führungsteam“, ist im Statement der Mitarbeiter zu lesen. Santos Quiroz spricht von „neuen Regeln“, die er wegen der angespannten finanziellen Lage einführen wollte, die aber nicht akzeptiert worden seien. Die Lage habe sich immer weiter zugespitzt, heißt es sowohl von Santos Quiroz als auch in dem Instagram-Statement der Mitarbeitenden.

In der Folge von weiteren Kündigungen, von denen auch Hotzelt und Ogiejko betroffen sein sollen, entschlossen sich solidarisierende Mitarbeitende, einen Betriebsrat zu gründen. Santos Quiroz, inzwischen Geschäftsführer, habe das verhindern wollen, sagen sie. Er habe deswegen 20 neue, ihm nahestehende Personen angestellt, die die Wahl manipulieren sollten. Der Betriebsrat kam trotzdem zustande. In Santos Quiroz’ Augen sollte dieser „nicht die Arbeiter schützen, sondern er diente dazu, zu sabotieren“.

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Santos Quiroz spricht in dem Zusammenhang von vielen Krankmeldungen, die zwar rechtens, die Gründe dafür aber nur vorgetäuscht gewesen seien. Letzteres streiten die Mitarbeitenden ab. „Wir möchten klarstellen, dass wir fast täglich unsere Arbeitskraft angeboten haben und dennoch nicht arbeiten durften“, heißt es im Statement.

Neuer Besitzer des Cafés: „Nicht das Problem des Vienna“

Santos Quiroz wiederum behauptet, die 20 neuen Angestellten wegen der Krankmeldungen, die teils über Monate angedauert hätten, eingestellt zu haben, um den Laden am Laufen zu halten. Er bestreitet nicht, Bekannte eingestellt zu haben und verweist darauf, dass er erst zwei Jahre in Deutschland ist und nicht viele Leute kennt. Aufgrund der krankgemeldeten Mitarbeitenden und den neuen Angestellten habe er Löhne doppelt zahlen müssen. Die Konsequenz daraus sei, dass er nun Schulden habe und deswegen ein Insolvenzverfahren laufe.

Santos Quiroz fühlt sich ausgenutzt und spricht von „aggressiven Kinder- und Psychospielen“, die alte Belegschaft von einem „Klima der Angst und Ungewissheit“ und einer „toxischen“ Arbeitsumgebung. In den Streit will sich der neue Betriebsleiter Sengül nicht einmischen. „Das sind persönliche Probleme und nicht die des Vienna“, sagt er und blickt lieber voraus: „Ich freue mich auf die neue Herausforderung.“

Redaktion

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