Mannheim. Nach Unfällen, bei Operationen und in der Krebstherapie werden täglich Blutspenden benötigt, um Menschen in kritischen Situationen rasch helfen zu können. Weil planbare Operationen während der Corona-Pandemie verschoben wurden, sank zuletzt der Verbrauch. Jetzt werden viele dieser Eingriffe nachgeholt, damit steigt der Blutbedarf wieder an. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Blutspenden. In den Blutbanken zeichnet sich deshalb ein Mangel an Blutprodukten ab. Das Deutsche Rote Kreuz appelliert an die Daheimgebliebenen, sich zum Blutspenden zu überwinden. Im Interview erklärt DRK-Pressesprecher Eberhard Weck, warum Blutspenden so wichtig ist.
Herr Weck, warum kommen Ihre Blutspende-Aufrufe eigentlich immer in den Sommerferien?
Eberhard Weck: Ganz einfach: Weil zu dieser Zeit viele Blutspender verreist sind. Gerade in diesem Jahr ist die Lage besonders kritisch. Wir durften ja zwei Jahre nicht richtig reisen, und unsere Blutspender sind gerade dort, wo wir jetzt auch gerne wären. Aber diese Menschen fehlen uns jetzt natürlich körperlich.
Wie viele Blutkonserven werden in Baden-Württemberg denn täglich transfundiert?
Weck: Es sind knapp 2000 Blutspenden täglich.
Können Sie nachempfinden, dass manche Menschen Angst vor der Blutspende haben?
Weck: Ja, selbstverständlich. Diese Bedenken sind vollkommen normal. Ich bin zu meiner ersten Spende auch nicht Hurra-schreiend gegangen.
Was empfehlen Sie Menschen, die zum ersten Mal Blut spenden?
Weck: Einfach anmelden, hingehen, sich umsehen. Falls Sie das Gefühl haben, das ist nicht das Richtige für Sie, gehen Sie wieder nach Hause. Vor allem: Nicht nüchtern kommen. Anders als beim Blutabnehmen beim Arzt soll man vor einer Blutspende ausreichend essen und trinken. Ich bitte wirklich alle, die bereit sind, um ihre Spende. Wir können Patienten nur helfen, wenn Sie uns mit Ihrer Blutspende unterstützen.
Was passiert denn genau, wenn man zum Blutspenden geht?
Weck: Vor der Spende machen wir ein paar kleine Tests: Blutdruck, Körpergewicht, Bluteisengehalt und allgemeiner Gesundheitszustand. Dann muss der Arzt entscheiden, ob jemand Blut spenden darf oder nicht, denn die Sicherheit für den Spender steht an erster Stelle. Wenn der Arzt sein Okay gibt, kann man sicher sein, dass man auch wirklich Blut spenden kann. Wenn wir nicht sicher sind, verabschieden wir uns lieber dankend von einem Spender, als dass wir ihn gefährden würden. Für Ihre Blutspende sollten Sie etwa 45-60 Minuten Zeit einplanen. Die reine Blutentnahme dauert nur rund zehn Minuten. Dabei werden 500 ml Blut entnommen. Die restliche Zeit des Termins benötigen Sie für die Anmeldung, für das Ausfüllen des Spendefragebogens, das vertrauliche Arztgespräch und die Ruhepause im Anschluss an Ihre Spende.
Blutspenden in Mannheim
- Donnerstag, 1.9., von 14.30 Uhr bis 19 Uhr im Epiphanias-Haus, Andreas-Hofer-Str. 39-41,
- Feudenheim, Freitag, 2.9., 15 bis 19 Uhr, Volkshaus Neckarau, Rheingoldstraße 47 - 49, Neckarau
- Weitere Termine gibt es unter www.blutspende.de
- Infotelefon unter: 0800/ 11 949 11.
Wer darf denn Blut spenden - und wer nicht?
Weck: Jeder Gesunde, der sich wohl fühlt, darf ab einem Mindestalter von 18 Jahren bis zum 65. Lebensjahr Blut spenden. Wer schon mal gespendet hat, sogar bis zum 73. Lebensjahr. Das Mindestgewicht liegt bei 50 Kilo - Grund hierfür ist, dass sieben bis acht Prozent des Körpergewichts Blut sind. Wenn jemand unter 50 Kilo wiegt, besteht das Risiko eines Kollapses. Alles andere klärt unser Arzt vor Ort. Wer sich unsicher ist, kann auch gern unsere Servicehotline anrufen: 0800/11 949 11.
Wie viele Blutspenden benötigt denn ein Patient? Oder anders gefragt: Wie vielen Patienten kann mit einer Blutspende geholfen werden?
Weck: Das hängt von der Ursache ab. Es gibt Unfallverletzte, die eine größere Stückzahl Blutspenden gleichzeitig brauchen. Manche Menschen mit chronischen Erkrankungen brauchen immer mal wieder eine Blutspende. Allerdings wird Vollblut heute nicht mehr transfundiert, denn das kann man nicht haltbar machen.
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Wie wird das Spenderblut denn verwendet?
Weck: Wir teilen die Blutspende auf in Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentrate, zwei lebenswichtige Produkte. Rote Blutkörperchen brauchen beispielsweise Unfallverletzte. Diese Erythrozyten kann man 42 Tage bei plus 4 Grad haltbar machen. Dann haben wir Thrombozyten, Blutplättchen, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Die brauchen wir in großer Menge für Krebspatienten; sie können das nicht überstehen, wenn sie nicht Blutplättchen aus Spenderblut bekommen. Thrombozyten halten sogar im Körper nur zehn Tage, außerhalb des Körpers sind sie nur vier Tage haltbar. Die Blutplättchen dürfen nicht gekühlt werden. Das Blutplasma ist das „Mineralwasser“ des Körpers und enthält keine lebenden Zellen, das kann man einfrieren und zwei Jahre bei minus 40 Grad haltbar machen. Blutplasma ist so wichtig, weil es Proteine für die Immunabwehr und die Blutgerinnung enthält. Das bekommen Personen mit einem Mangel an diesen Proteinen. Mit einer Blutspende kann man daher bis zu drei Patienten helfen.
Manche Menschen kritisieren, dass das Deutsche Rote Kreuz die Blutspenden für viel Geld an die Krankenhäuser verkaufen würde. Was ist eigentlich dran an diesem Vorwurf?
Weck: Das stimmt so nicht. Tatsächlich bekommen wir Geld für die Blutspenden, aber das Deutsche Rote Kreuz gibt die Blutbestandteilprodukte dann zum Selbstkostenpreis an die Krankenhäuser weiter. Wir müssen ja die entstehenden Kosten decken. Obwohl wir viele ehrenamtliche Helfer haben, entstehen trotzdem immense Kosten für die Untersuchung, die Aufbereitung und für die Lagerung des gespendeten Blutes. Diese Kosten ersetzt das Krankenhaus. Es geht bei uns zu 100 Prozent mit rechten Dingen zu, darum haben wir den Status der Gemeinnützigkeit. Wir sind kein Wirtschaftsunternehmen, sondern eine Hilfsorganisation, und wir machen keinen Profit. Wir geben nicht einmal Geld in die andern Bereiche des DRK. Jeder Cent, der übrig bleibt, geht zurück in die Arbeit des Blutspendedienstes.
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