Mannheim. An jenem Freitagmorgen ist ein Auto auf den Planken unterwegs und hält vor Juwelier Pletzsch. Der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein und rammt das Rolltor, das vor den Schaufenstern heruntergelassen ist.
Vier Mal fährt er mit dem Heck des Autos dagegen, bis das Gitter nachgibt und ein Spalt entsteht, durch den die Diebe hindurchschlüpfen. In den nächsten Minuten räumen sie die Vitrinen des Geschäftes leer und flüchten. Zeitgleich geht bei der Sicherheitsfirma des Juweliers ein Alarm los und Geschäftsführer Ferhat Özkurt erhält eine Nachricht.
„Ich dachte mir in diesem Moment einfach nur: Oh mein Gott. Es gibt zwar immer mal einen Alarm, aber als ich wusste, es ist echt, war ich schockiert.“ Özkurt ist seit 20 Jahren in der Branche tätig und seit einem Jahr am Mannheimer Standort von Juwelier Pletzsch Geschäftsführer. Er habe immer mal ähnliche Verbechen erlebt, „doch diesmal war das Ausmaß gravierender, aber als Profi hakt man das auch wieder ab“.
Wie hoch ist der Schaden?
Als er am Tatort eintrifft, wird ihm die Gewalt, mit der sich die Täter Zutritt zum Geschäft verschafft haben, trotzdem deutlich. „Es ist wichtig, in diesem Moment einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich musste mich dann auf die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei verlassen.“
Während die Spurensicherung am Tatort Hinweise sammelt, informiert Özkurt auch seine Stellvertreterin. Über eine Telefonkette erfahren schließlich auch die Mitarbeiter von dem Einbruch. „Es waren dann viele vor Ort, sogar die Geschäftsführung aus Köln und Partner von unserem Ladenbau.“
Diese Schmuckstücke gehören zum Diebesgut
Nachdem die Spurensicherung das Geschäft freigibt, betreten auch die Mitarbeiter und Özkurt wieder die Verkaufsfläche - und stehen vor einem komplett zerstörten Eingangsbereich und sieben beschädigten Vitrinen. „Wir haben uns direkt an die Arbeit gemacht und aufgeräumt.
Außerdem haben wir eine Inventur gemacht, um festzustellen, was gestohlen worden ist.“ Über die genaue Schadenssumme will Özkurt wegen der laufenden Ermittlungen nicht sprechen. Er verrät aber so viel: zum größten Teil haben die Diebe Uhren gestohlen, die meisten davon von der Marke Omega.
„In unseren Geschäften gibt es Sicherheitskonzepte, damit der Warenschaden bei einem Einbruch möglichst gering bleibt.“ Die besonders wertvolle Special Edition einer Uhr würde der gelernte Uhrenmacher also nicht im Schaufenster platzieren, betont er. Trotzdem habe der Einbruch vor allem die Marke Omega getroffen, für die der Juwelier Pletzsch in Mannheim der wichtigste Partner sei.
Diebe haben mit Einbruch auch Stiftung bestohlen
„Betroffen macht uns, dass die Diebe Kinder bestohlen haben.“ Laut Özkurt würden nämlich alle Einnahmen der Mannheimer Filiale in die Gold-Kraemer-Stiftung fließen, die sich für hilfbedürftige Kinder einsetze.
Für etwaige Ware von Kunden gibt Özkurt Entwarnung. „Der Schmuck unserer Kunden ist nochmal anders verwahrt, und in diesem Bereich ist kein Schaden entstanden.“ Viel wichtiger noch für den Kundenstamm der Filiale: Ein Tag nach dem Einbruch konnte das Geschäft schon wieder öffnen.
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Möglich sei dies unter anderem durch Handwerker gewesen, die zu Reparaturarbeiten anrückten und für den Übergang eine neue Tür einbauten. „Außerdem hatten wir in den Tagen nach dem Einbruch rund um die Uhr einen Wachmann postiert.“ Dieser ist mittlerweile nicht mehr im Einsatz, und auch die Tür wurde ausgewechselt.
Ziemlich leer bleibt allerdings noch die Verkaufsfläche, wo Vitrinen fehlen. Im Frühjahr nächsten Jahres sollen die neuen Vitrinen einziehen, und auch der Eingangsbereich werde erneuert. „Es wird sich gestalterisch ein bisschen was tun“, kündigt Özkurt an.
Neue Ware für die Schaufenster
Indes standen die Kunden trotz schneller Wiedereröffnung nicht vor leeren Vitrinen. „Dank unserer Partner und der anderen Filialen haben wir wieder neue Ware ins Geschäft bringen können.“ Ob Özkurt Hoffnung hat, vielleicht auch Teile des Diebesguts wieder zu sehen? „Ich weiß es nicht“, sagt er nachdenklich.
Wichtiger ist ihm, dass das Team zusammengehalten ist. „Mit einem Einbruch rechnet man nie, aber man macht sich auf das Schlimmste gefasst und ist im Ernstfall vorbereitet. Und das waren wir.“
Neben der Reparatur materieller Schäden gab es auch im Team Zeit, um über das Geschehene zu sprechen. Nun konzentriere sich das Team wieder voll auf die Vorweihnachtszeit.
Die mutmaßlichen Diebe seien übrigens mittlerweile in U-Haft. Laut Staatsanwaltschaft gehöre das Trio offenbar einer Bande an.
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