Mannheim. Nach jahrelanger Vorbereitung und Planung ist es nun so weit: Der Radschnellweg Mannheim-Heidelberg wird gebaut. Zumindest stellenweise. Denn in der Spessartstraße in Feudenheim hat jetzt der Bau des ersten Abschnittes der Fahrradautobahn auf Mannheimer Gemarkung begonnen. „Das ist eine sehr gute Nachricht für Mannheim, für die Region, für die Verbindung zwischen Mannheim und Heidelberg“, sagte Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) am Donnerstag beim offiziellen Baubeginn. „Ich freue mich, dass es vorangeht und dass wir noch solche schönen Projekte für diese Stadt voranbringen können.“
Auf etwa 530 Metern wird die Spessartstraße für rund 1,8 Millionen Euro zur Fahrradstraße umgebaut. Im Dezember sollen die Arbeiten voraussichtlich beendet sein. „Radfahren wird dann nochmal sicherer sein“, betonte Pretzell. 4,60 Meter Fahrbahnbreite steht den Radfahrenden künftig zur Verfügung. An den Rändern werden jeweils 75 Zentimeter breite Markierungen aufgetragen, damit ein Sicherheitsabstand zu den parkenden Fahrzeugen eingehalten wird. „Um sogenannte Dooring-Unfälle zu vermeiden“, also Unfälle die durch unachtsam geöffnete Fahrzeugtüren passieren können, erklärt Pretzell.
Radfahrer können also nächstes Jahr in der Spessartstraße sicher in die Pedale treten. Doch wie sieht es mit Fußgängern aus? Ein Teil der Feudenheimer hatte in der Vergangenheit immer wieder Bedenken zum Projekt geäußert. Insbesondere das Thema sicherer Schulweg lag den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen. Schon jetzt seien Radfahrer an der Brüder-Grimm-Grundschule zu schnell unterwegs. Auch Autos befahren die Straße. Hinzu kommt, dass die am Rand geparkten Fahrzeuge, vor allem Wohnmobile, nicht nur die Sicht auf die Straße einschränken, sondern auch, dass Fußgänger gleichzeitig für Auto- oder Radfahrer weniger sichtbar sind.
Lösungen für sicheren Schulweg und Straßenrandparken gefunden
In Zukunft soll sich das aber ändern. „Wir machen auch einiges für die Fußgänger“, erklärte Pretzell. Nicht nur sollen die Wege geebnet werden, auch sollen Vorbauten, die ein Stück auf die Straße ragen, die Sichtbarkeit und somit auch die Sicherheit erhöhen. „Dadurch sollte diese Frage gut gelöst sein“, so Pretzell, die zudem ankündigte, dass die Beleuchtung im Zuge der Baumaßnahmen erneuert wird.
Ebenso haben die Planer eine Lösung für das Straßenrandparken gefunden. „Wir werden das Parken ganz neu sortieren“, sagte Oliver Sachs, Leiter Planung und Bau beim Stadtraumservice. „Wir werden die Parkstände mit einer Größe von fünf mal zwei Metern markieren, sodass es ganz normale Parkplätze sind“, erläuterte Sachs die Maßnahme. Fahrzeuge mit Überlänge dürfen dann nicht mehr am Straßenrand abgestellt werden. „So hoffen wir, das Wohnmobil-Problem beseitigen können“, sagte Sachs und hob hervor: „Die Sichtbarkeit für die Schüler wird dann wesentlich besser sein.“
Nach der Fertigstellung der Spessartstraße wird die Odenwaldstraße ebenfalls zu einer Fahrradstraße umgebaut. Im kommenden Jahr sollen laut Pretzell die Bauarbeiten starten. Weitergehen wird es dann in Richtung Westen über die B 38 zum Sportpark Feudenheim über Pfeifferswörth bis zum Universitätsklinikum. Wann sich die weiteren Arbeiten nach dem Umbau der Odenwaldstraße jedoch anschließen und wann der gesamte Radschnellweg in Mannheim, der von der Innenstadt bis zur Stadtgrenze nach Ilvesheim führen soll, fertiggestellt sein wird, steht noch nicht fest.
Radschnellweg in Mannheim noch nicht finanziell abgesichert
„Wir tun unser Bestes, dass wir den gesamten Radschnellweg sehr schnell fertig kriegen“, sagte Pretzell. Jedoch steht und fällt das Projekt wie so vieles auch mit den Finanzen: „Wir müssen schauen, was die neue Bundesregierung uns an Fördermöglichkeiten zur Verfügung stellen wird auf dem langen Weg. Davon wird es sehr wesentlich abhängen“, betont die Umweltdezernentin. Sie geht aber davon aus, „dass wir einen gesamten Radschnellweg schaffen werden.“ Einen Zeitplan könne man dafür nicht nennen, „weil tatsächlich diese Finanzierung erst gesichert sein muss“.
„Der Radschnellweg von Mannheim nach Heidelberg ist ein wichtiges Projekt. Es ist eines unserer Pilot- und Pionierprojekte“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der ebenfalls am Vor-Ort-Termin in Feudenheim teilnahm. Hermann hofft, mit dem etwa insgesamt 24 Kilometer langen Radschnellweg entlang des Neckars Bürgerinnen und Bürger zum Umstieg aufs Fahrrad bewegen zu können. „Das ist ein echtes Angebot für Pendlerinnen und Pendler“, sagt Hermann. Wie Pretzell spricht auch er von Finanzierungproblemen: „Wir erwarten von egal welcher neuen Bundesregierung, dass sie weiterhin Mittel für Radschnellwege für ganz Deutschland genügend zur Verfügung stellt.“
Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder lobte vor allem die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten während der ganzen Jahre. Seit 2019 finden wegen des Radschnellwegs Gespräche statt. Einbezogen wurden in den Planungsprozess neben Bürgerinnen und Bürgern auch Landwirte, die Politik, Verwaltungen, Verbände, Initiativen und die regionale Wirtschaft. „Das hat beispielsweise eine Mitgestaltung bei den Trassenverläufen ermöglicht“, erläutert Felder. „Die wirklich hervorragende und sehr intensive Öffentlichkeitsbeteiligung“ habe das Projekt aufgrund der vielen Anregungen zwar „nicht immer schneller gemacht.“ Dafür können Radfahrer – zumindest in Feudenheim – bald umso mehr Gas geben.
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