Mannheim. Bei der vierten und letzten Station geraten die Aufsichtsräte der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG geradezu ins Schwärmen: „Das ist gigantisch“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht auf dem Balkon des fast fertigen Buchstaben-Hochhauses H, als er von Franklin aus neben dem Odenwald und dem Pfälzerwald auch den Kraichgau erblickt. Und CDU-Stadträtin Marianne Seitz stellt freudestrahlend fest: „Jetzt können wir singen: ,Oh, Mannem is schää‘.“ Spätestens da ist klar: Die alljährliche Rundfahrt, bei der das Unternehmen seinem Kontrollgremium und Pressevertretern aktuelle Projekte vorstellt, hat sich für alle Seiten gelohnt.
Mit der „Grünen Mitte“ und dem H-Hochhaus befinden sich die derzeit spektakulärsten GBG-Vorhaben zwar auf Franklin, los geht‘s an diesem Mittwoch aber im Norden der Stadt. Auf der Schönau hat das städtische Unternehmen so viele Wohnungen wie nirgendwo sonst. Und weil diese mittlerweile ihren Zenit überschritten haben, läuft seit acht Jahren unter dem Stichwort Schönau-Nordwest ein gewaltiges Sanierungsprogramm. Dabei werden insgesamt nicht nur mehr als 1700 Wohnungen modernisiert, sondern auch Gewerbeeinheiten.
Im Zuge dessen ist das Service-Center der GBG von der Rastenburger in die Marienburgerstraße umgezogen, und damit näher an die Mitte des Stadtteils heran. Das beschreiben die Verantwortlichen als Win-win-win-Situation. Denn nach der Modernisierung ist die Hausarztpraxis Lehmann in die frei gewordenen Räume gezogen, womit sie endlich barrierefrei zugänglich und deutlich größer ist, also auch mehr Patienten betreuen kann. „Die Quartiersentwicklung ist für uns ganz wichtig“, sagt GBG-Chef Karl-Heinz Frings. „Und die Praxis ist ein ganz wichtiger Teil dabei.“
Ein paar Minuten zu Fuß entfernt präsentiert sich das neue GBG-Kundenzentrum in hellen, freundlichen Tönen. 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich hier um die Anliegen der Mieter auf der Schönau und in Sandhofen. „Es zahlt sich aus, dass wir hier jahrzehntelang Fördermittel reingegeben haben“, sagt Oberbürgermeister Specht, der zugleich Aufsichtsratschef der GBG ist. Die politische Rendite dafür können die Parteien der Mitte allerdings nicht einfahren: Kaum irgendwo in Mannheim erhalten die radikalen Parteien mehr Zuspruch als auf der Schönau.
Mannheims Stadtteil Franklin hat jetzt eine Showtreppe
Dann fährt der Bus Richtung Franklin und hält vor dem O-Hochhaus mit seinen markanten bunten Balkonen. Schutzhelme werden verteilt, ehe die etwa 30-köpfige Gruppe „die Showtreppe von Franklin“ emporsteigt, wie Specht die Freitreppe zum „Loch“ des O-Gebäudes scherzhaft nennt. Die Blicke richten sich jedoch auf die Baustelle gegenüber.
Das Ensemble, das dort entsteht, ist vieles zugleich: Einkaufs- und Bürozentrum, Herz des neuen Quartiers und Mannheims spektakulärstes Gebäude. Im Innern sind ein großer Supermarkt, eine Drogerie, eine Apotheke, zwei gastronomische Angebote und etliche Büroflächen geplant. Darüber wird es von einem grünen, begehbaren Hügel überspannt – auf dem ein Wohnhaus zu schweben scheint.
„Das ist zurzeit unsere beeindruckendste Baustelle“, sagt Specht. Und fügt schnell noch hinzu: „Neben dem Nationaltheater und der Multihalle.“ Mittlerweile ist diese hier erstaunlich weit vorangeschritten: Nach dem Beginn Ende 2023 verdeckte im ersten Jahr der Bauzaun die meisten Fortschritte, inzwischen überragt der Rohbau diesen aber deutlich. So sind die Hügelform und die Umrisse des Wohnhauses klar zu erkennen. Kein Wunder, dass Davut Deletioglu, Chef der 3iPro-Gruppe, die zusammen mit der GBG die „Grüne Mitte“ bauen lässt, stolz und voll Vorfreude ist: „Ich wette mit Ihnen, wenn das Ding fertig ist, werden ganze Busladungen mit Architekturstudenten und anderen Interessierten hierher gekarrt.“
Bis es so weit ist, dürfte aber noch die eine oder andere Herausforderungen zu bewältigen sein. Eine immerhin ist nun gelöst, erzählen die Projektleiter den Aufsichtsräten: Nachdem etliche Firmen abgesagt hatten, ist nun eine gefunden, die sich zutraut, Erde auf Schrägen von bis zu 45 Grad so zu platzieren, dass dort dauerhaft Pflanzen wachsen können. Eine Wabenstruktur, in die die Erde verfüllt wird, soll sich quer über die Gebäudehülle ziehen. Die Gärtner, die die dort sprießenden Pflanzen einmal pflegen werden, müssen sich vor der Arbeit übrigens anseilen. Auch deshalb wurde innerhalb der Gruppe angeregt über die künftigen Betriebskosten geredet.
Die Miete im H-Hochhaus: 16 Euro pro Quadratmeter
Klar ist bereits, dass die vor eineinhalb Jahren veranschlagten 72 Millionen Euro an Baukosten nicht reichen werden. „Wir rechnen mit einer leichten Steigerung“, sagt GBG-Chef Frings. Konkreter will er noch nicht werden, weil erst gegen Jahresende eine verlässlichere Kalkulation möglich sei. Dafür bestätigt er den Zeitplan: Mitte nächsten Jahres soll die „Grüne Mitte“ fertig sein.
Das andere imposante Gebäude nebenan ist fast schon fertig: Die ersten der 123 Wohnungen des H-Hochhauses werden derzeit auf den bekannten Onlineportalen angeboten. Knapp 16 Euro pro Quadratmeter kalt müssen die künftigen Mieter bezahlen. Dafür bekommen sie eine Aussicht, die der Oberbürgermeister gigantisch findet und die manche Stadträtin zum Singen inspiriert.
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