Mannheim. 20 statt zwölf vergünstigte Fahrten, eine neue Zielgruppe und Schulungen für Taxifahrende - so könnten die neuen Regeln fürs Mitfahren im Frauen-Nachttaxi künftig aussehen. Am Donnerstag will die Verwaltung genau das dem Hauptausschuss vorstellen, der Gemeinderat soll eine Woche später über die Vorlage entscheiden. Darin schlägt das Rathaus eine Anpassung für das Frauen-Nachttaxi ab dem 1. Dezember 2022 vor. Dann soll die Anzahl der vergünstigten Fahrten von zwölf auf 20 erhöht werden und Trans Frauen, deren Geschlecht oder Name noch nicht auf dem Personalausweis angeglichen sind, sich ebenso für das Angebot registrieren können.
Grund für die neue Anpassung sind neben zahlreichen Beschwerden von Nutzerinnen auch der drastische Rückgang der Fahrten: Waren es laut Stadt Ende September 2021 noch über 25 220 Fahrten, verzeichnet das Frauen-Nachttaxi in diesem Jahr zum selben Zeitpunkt nur noch rund 6170 Fahrten. Das sind lediglich 8,32 Prozent des Jahresbudgets.
Gleichzeitig hätten die Stadt „zahlreiche (telefonische) Beschwerden“ erreicht, mit der Aufforderung, das eingeführte Kontingent von zwölf Fahrten pro Jahr zu erhöhen. „Durchschnittlich eine Fahrt pro Monat wurde als nicht ausreichend empfunden, um die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden von Frauen in die Nachtstunden zu erhöhen“, berichten die Veranwortlichen in der Vorlage. Ein weiteres Problem: Trans Frauen ohne Vornamens- oder Personenstandsänderung können das Angebot schlicht nicht nutzen. Sie können sich nicht online über das Bürgerportal registrieren und für ein Frauen-Nachttaxi-Konto anmelden. Denn dafür ist ein Abgleich mit den Daten im Melderegister der Stadt nötig. Ist aber etwa das Geschlecht oder der Name auf dem Personalausweis noch nicht angeglichen, lehnt das System bislang die Anfrage ab, da die Daten exakt übereinstimmen müssen.
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Trans Frauen könnten nach der Anpassung online künftig einen Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität hochladen. Zudem sollen die Taxiunternehmen eine Schulung durch die LSBTI-Beauftragten erhalten. Aber auch diejenigen, die schon mit dem Frauen-Nachttaxi fahren, haben offenbar Probleme mit der Online-Registrierung: So melden sich immer wieder Nutzerinnen bei der dafür eingerichteten Hotline der Abteilung für Gleichstellung. Ihre Anliegen reichen laut Bericht in der Vorlage vom erfolglosen Suchen der Frauen-Nachttaxi-Webseite über Schwierigkeiten beim Anmelden bis hin zu Problemen mit dem Freischalten des Kontos oder dem Speichern des Passworts.
Aber auch beim Einsteigen ins Taxi hakt es laut den Anruferinnen: Einige versuchen, das Frauen-Nachttaxi per Mail oder über die Webseite zu bestellen, statt korrekt per Telefon bei der Taxizentrale. Um mitfahren zu dürfen, muss der Taxifahrer außerdem die freigeschaltete Nummer für die Fahrt zum Prüfen in sein System eingeben - auch das klappt nicht immer.
Rückblick: Damit sich Frauen in Mannheim nachts sicherer fühlen und sich am Nachtleben ohne Angst beteiligen können, führt die Stadt am 1. September 2019 das Frauen-Nachttaxi ein. Frauen und Mädchen ab 14 Jahren können damit unbegrenzt nachts vergünstigt zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens mit dem Taxi nach Hause fahren.
Einzige Bedingung: Die Fahrt muss in Mannheim starten, Männer dürfen nicht mitfahren. Nur drei Monate nach Fahrtbeginn verzeichnen Stadt und Taxizentrale fast 13 000 Fahrten. Um der großen Beliebtheit und Nachfrage gerecht zu werden, beschließt der Gemeinderat, das Budget von 25 000 Euro jährlich auf 175 000 Euro zu erhöhen. Die reichen trotz kurzen Rückgang der Nutzerinnenzahlen in der Pandemie nicht aus, weshalb das Budget um weitere 100 000 Euro erhöht wird. Aus Sorge, dass die Beliebtheit des Fahrservices wieder das Budget sprengen könnte, beschließt der Gemeinderat 2021, das Angebot zu begrenzen: Ab dem 1. Januar 2022 muss sich jede vorab online registrieren, ist die Anzahl der vergünstigten Fahrten mit einem Rabatt von sechs Euro auf zwölf Fahrten pro Nutzerin im Jahr beschränkt. Sobald alle Fahrten aufgebraucht sind, wird das Konto gesperrt. Ab kommenden Dezember soll die Anzahl der Fahrten auf 20 hochgesetzt und gesperrte Konten wieder freigeschaltet werden. Ab Januar 2023 erhält jede, die sich neu anmeldet, automatisch 20 vergünstigte Fahrten, die in Vierer-Paketen abgerufen werden können. Außerdem kann sich jede, die keinen Internetzugang hat oder sich das Anmelden nicht zutraut, im Rathaus persönlich registrieren. Und die Taxifahrer? Laut Vorlage hat die Taxizentrale schon signalisiert, mögliche Änderungen mitzutragen.
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