Prävention

Ausstellung in Mannheim: Wie schütze ich mich gegen sexualisierte Gewalt?

Sexuelle Übergriffe oder Gewalterfahrungen durch Mitschüler sind kein seltenes Phänomen. In der interaktiven Ausstellung „Echt krass“  im Jugend- und Gesundheitsamt in Mannheim wird informiert und aufgeklärt

Von 
Valerie Gerards
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Angelika Treibel (v.l.), Laila Bolz und Bürgermeister Dirk Grunert eröffnen die Ausstellung „Echt krass“. © Valerie Gerards

Mannheim. Sexualisierte Gewalt ist unter Jugendlichen weit verbreitet: 66 Prozent der Mädchen und 52 Prozent der Jungen berichten über sexuelle Übergriffe oder Gewalterfahrungen durch andere Mitschüler in der Schule. Bei der Wanderausstellung „Echt krass“ vom Kieler Petze-Institut für Gewaltprävention, die ab dem 3. Juli für mehrere Wochen im Jugend- und Gesundheitsamt in D7 Station macht, haben Schüler die Möglichkeit, sich gezielt über den Umgang mit sexualisierter Gewalt zu informieren. „Beim Mannheimer Jugendgipfel 2021 ist deutlich geworden, dass sexualisierte Gewalt auch in Mannheim ein relevantes Thema ist“, erklärte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert zur Eröffnung der interaktiven Ausstellung, die aus Kiel in die Quadratestadt geholt wurde.

Mannheimer Jugendliche haben demnach mit ihren Forderungen nach mehr Prävention und Hilfsangeboten zu sexualisierter Gewalt einen großen Anteil daran, dass „Echt krass“ nun in Mannheim zu Gast ist. Die Ausstellung inklusive der Fortbildung von Fachkräften verschiedener Professionen ist ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Jugend- und Gesundheitsamt mit den Fachberatungsstellen pro familia und des Frauen- und Mädchennotrufs Mannheim.

Ziel der Ausstellung in D7: Sexismus erkennen und Schutzrechte nutzen

Jugendbeirätin Laila Bolz verdeutlichte, wie wichtig sprechen, aufklären und sensibilisieren für sexualisierte Gewalt sind: Nicht nur Erwachsene seien betroffen, sondern auch die wehrlosesten in der Gesellschaft, erklärte die sichtlich ergriffene junge Frau, die ihre Ansprache mehrfach unterbrechen musste, um ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen - sie selbst habe die Schattenseiten der sexualisierten Gewalt kennengelernt.

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„Wie kann man sich selbst und andere schützen? Und wer glaubt einem überhaupt?“, fragte Bolz. „Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, in der sexualisierte Gewalt keinen Platz mehr hat. Eine Gesellschaft, in der Frauen sich nachts auf die Straße trauen und in der Täter nicht mit Bewährungsstrafen davonkommen.“ Die Psychologin Angelika Treibel vom Frauen- und Mädchennotruf Mannheim verdeutlichte die Bandbreite von sexuellen Grenzverletzungen: Sie reiche von einer Vergewaltigung bis hin zur Drohung, ein intimes Bild im Internet zu veröffentlichen. „Und es ist nicht hilfreich, von außen zu beurteilen, wie schwer eine Grenzverletzung für eine Betroffene ist. Sexuelle Grenzverletzungen haben höchstes Traumatisierungsrisiko“, betonte Treibel. Die Wahrnehmung von Grenzen sei die Voraussetzung dafür, sie auch zu beachten - und die Ausstellung „Echt krass“ setze wichtige Impulse, diese Grenzen zu erkennen.

Ziel der Ausstellung ist die Stärkung von Jugendlichen, sexuelle Grenzverletzungen wahrzunehmen, sich gegen Übergriffe zu wehren und frühzeitig Hilfe zu holen. Jugendliche ab 13 Jahren, Lehr- und Fachkräfte an Schulen und in der Jugendhilfe sind zum Besuch der Ausstellung eingeladen.

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Sie beinhaltet fünf Stationen, die den fünf Grundpfeilern der Prävention zugeordnet sind. Darin geht es zuerst um das Wissen über das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, die Gesetzeslage, sexuellen Missbrauch durch Erwachsene sowie sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen.

Respektvolle und eindeutige Kommunikation wichtig

Die zweite Station widmet sich der Reflexion gesellschaftlicher Rollenzuweisungen und deren Bedeutung für die Gestaltung von sexuellen Beziehungen. Welchen Einfluss Peer-Dynamiken unter Jugendlichen auf sexuelle Grenzverletzungen haben können, wird an der dritten Station vermittelt.

Nachfolgend geht es um die Reflexion von Kommunikationsmustern bezüglich sexueller Wünsche und Grenzsetzung mit dem Ziel der respektvollen und eindeutigen Kommunikation. Zum Schluss erhalten die Besucher Zugang zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten, verknüpft mit dem deutlichen Signal: Betroffene sind nicht schuld. Verantwortlich sind immer die Täter.

Ausstellung in Mannheim: Auch Termin für Eltern vorgesehen

Betroffene von sexualisierter Gewalt, deren Vertrauenspersonen und Fachkräfte können sich bei Unterstützungsbedarf an die Psychologische Beratungsstelle Notruf und Beratung für sexuell misshandelte Frauen und Mädchen in O 6, 9 wenden.

Auch Mannheimer Eltern haben am 17. Juli in der Zeit von 17.30 bis 19.30 Uhr die Gelegenheit, den Präventionsparcours im Jugend- und Gesundheitsamt zu besuchen.

Freie Autorin

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