Umfrage

Auf was Mannheimer wegen hoher Lebensmittelpreise verzichten

„Es fällt mir schwerer, meine Kinder zu versorgen“: Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind nach wie vor hoch. Mannheimerinnen und Mannheimer berichten, wie sie mit der hohen Inflation umgehen

Von 
Elina Mandzyuk
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Mannheim. Die Nahrungsmittelpreise in Deutschland sind weiter auf einem hohen Niveau. Neben den gestiegenen Energie- und Spritkosten spüren Verbraucher die Inflation eindeutig weiter bei Lebensmitteln. Zwischen Juli 2022 und Juli 2023 sind diese laut Verbraucherzentrale um elf Prozent teurer geworden. Besonders hart trifft es jene Haushalte, die ohnehin auf jede Ausgabe achten müssen. Wie eine kleine Umfrage dieser Redaktion zeigt, treibt das Thema auch viele Mannheimerinnen und Mannheimer um.

Besonders drastisch war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine etwa auch der Anstieg bei Tierprodukten wie Fleisch, Käse oder Butter. Aber besonders Preise für Milchprodukte hatten sich fast verdoppelt, wurden im Zeitverlauf mal wieder günstiger, dann wieder teurer. „Es ist sehr viel teurer geworden. Es fällt mir schwerer meine Kinder zu versorgen“, erklärt eine 47-jährige Frau, die zu Aldi in Mannheim-Wohlgelegen einkaufen geht.

Verbraucherzentrale: Viele Preise nicht gerechtfertigt

  • Nahrungsmittel bleiben laut Statistischem Bundesamt aktuell einer der stärksten Preistreiber. Fast alle Nahrungsmittelgruppen waren weiterhin teurer als ein Jahr zuvor.
  • Vor allem mussten Verbraucher spürbar mehr für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+18,9 Prozent) bezahlen. Merklich teurer binnen Jahresfrist wurden auch Brot und Getreideerzeugnisse (+16,6), Gemüse (+15,7), sowie Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+14,1). Hingegen waren Speisefette und Speiseöle 12,9 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
  • Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft, betont derweil die Verbraucherzentrale. Kosten für Energie, Dünger und Futter blieben etwa hoch, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuerten die Personalkosten.
  • Doch die Verbraucherzentrale betont: Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. „In Krisenzeiten muss Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen verhindert werden.“
  • Derzeit sei „unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher mitgenommen werden“. Die Verbraucherzentralen fordern deshalb Politik und Bundeskartellamt auf, „die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen zu untersuchen“. 

Diese Position teilt auch eine ältere Frau. Die Preissteigerung lege besonders stark bei Obst, Gemüse und Fleisch zu. „Ich wohne allein und bin trotzdem ökonomisch belastet. Für heutigen Einkauf habe ich 139,79 Euro ausgegeben“, sagt sie.

Eigenmarken im Aufwind

Als Gegenmaßnahme greifen die Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr zu preisgünstigen Angeboten und Handelsmarken. Die 44-jährige Sabrina kauft nun mehr Produkte von Eigenmarken und sieht keinen Unterschied zu teuren Markenprodukten, erzählt sie. „Wenn ich Produkte von Handelsmarken kaufe, spare ich Geld“, betont sie. Das macht auch Thomas, der bei Aldi anzutreffen ist. Sein Einkaufsverhalten ändert sich stark, berichtet er. Auch er setzt auf Eigenmarken und schaut jetzt verstärkt nach den Wochenangeboten.

Thomas und Sabrina sind keine Ausnahme: Bei einer Umfrage des Branchenfachblatts „Lebensmittel Zeitung“ gaben kürzlich 62 Prozent der rund 1000 Befragten an, mit dem Kauf von Handelsmarken statt Marken auf die Inflation zu reagieren. Der Umfrage zufolge werden am häufigsten die Eigenmarken bei Toilettenpapier, Putz- und Reinigungsmitteln sowie Milch und Milchmischgetränken gekauft. Bei Baby- und Kinderprodukten, Spirituosen, Bier und Tierfutter greifen die Menschen weiter zum Markenprodukt.

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Auch Jüngere befinden sich aktuell in einer besonders schwierigen Situation, wird bei der Umfrage deutlich. Für sie sind die steigenden Lebensmittelpreise sehr belastend. Manuel und Sandra, beide Anfang 30, wohnen allein und geben jeweils ungefähr 50 bis 60 Euro pro Woche fürs Essen aus. „Die Preiserhöhung habe ich an Süßigkeiten und veganen Produkten stark gemerkt. Der Inflationsdruck ist bei Lebensmitteln am intensivsten. Die Löhne werden allerdings nicht erhöht“, erzählt Sandra. Die hohen Preise haben Manuels Zuckerkonsum deutlich reduziert: „Seit 2022 esse ich viel weniger Süßigkeiten, da es für mich viel zu teuer ist. Ich verzichte lieber darauf.“ Als Spartipps empfehlen beide eine „gute Geldeinteilung“ sowie einen regelmäßigen Überblick über die Ausgaben.

Nicht nur für Manuel sind die Preise für Süßigkeiten besonders spürbar. Die 42-jährige Anna sieht nicht ein, mehr als drei Euro für „Nutella“ oder „Kinder Bueno“ auszugeben. Dazu sagt sie: „Ich kaufe nur das Benötigte und achte sehr auf Angebote, die in den Werbungen stehen.“

Anders ein Ehepaar, das seine Einkäufe ins Auto legt. „Wir haben keine Kinder und müssen nur uns selbst versorgen. Die erhöhte Lebensmittelpreise merken wir eigentlich nicht. Wir verzichten auch auf keine Produkte“, erklären sie.

Forderung nach Steuersenkung

Von der Politik fordern die Befragten Unterstützung. Etwa durch Senkung der Steuern. „Die Lebensmittel dürfen maximal bei sieben Prozent liegen“, kommentiert Thomas. Gleicher Meinung ist auch junge Dame, die beim Marktkauf eingekauft hat: „Von der Politik erwarte ich eine Preisentlastung.“

Indes gibt es auch immer mehr Menschen in Mannheim, bei denen das Geld für den Gang zum Supermarkt nicht mehr ausreicht. Sie besuchen die Mannheimer Tafelläden, die einen stetig ansteigenden Zustrom erfahren. Zu der größten Kundengruppe zählen nicht nur Geringverdiener und Geflüchtete, sondern auch all die, die sich die hohen Lebensmittel- und Energiepreisen nicht mehr leisten können - insbesondere Rentner, Studenten und junge Familien. Nach den Statistiken der Tafel in Mannheim sind allein rund 8000 Menschen Einzelkunden. (mit dpa)

Tipps der Verbraucherzentrale zum Einkaufen gibt es hier.

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