Kriminalität

Anklage gegen mutmaßliche IS-Sympathisanten aus Mannheim erhoben

Zwei Brüder aus Mannheim sollen vergangenen Dezember einen islamistisch motivierten Anschlag geplant haben. Einem Medienbericht zufolge galt der einem Weihnachtsmarkt in Mannheim oder Frankfurt. Was nun bekannt ist.

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat vor der Jugendkammer des Landgerichts Mannheim Anklage gegen drei junge Männer erhoben. © Christoph Bluethner

Rhein-Neckar. Nachdem sie einen islamisch motivierten Anschlag geplant haben sollen, hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen zwei mutmaßliche IS-Sympathisanten aus Mannheim Anklage erhoben. Dabei handelt es sich um ein deutsch-libanesisches Brüderpaar im Alter von 21 und 15 Jahren „Nach dem Ergebnis der Ermittlungen stehen zwei der Angeschuldigten im Verdacht, mit der Terrororganisation ,Islamischer Staat‘ (IS) zu sympathisieren und einen Anschlag auf sogenannte ,Ungläubige‘ verabredet zu haben“, teilte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Freitag mit. In dem Zusammenhang sei ebenfalls gegen einen 23-Jährigen aus dem hessischen Hochtaunuskreis Anklage erhoben worden, der die Brüder bei ihrem Vorhaben unterstützt haben soll.

Den Sicherheitsbehörden sei „ein bedeutender Präventivschlag gegen mutmaßlich religiös motivierte Gewalt durch bemerkenswert jung radikalisierte Männer gelungen“, sagte Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU). Die Festnahmen der drei Verdächtigen waren bereits am 8. Dezember des vergangenen Jahres nach Ermittlungen der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Hessen sowie des Polizeipräsidiums Mannheim erfolgt. Seitdem befinden sie sich in Untersuchungshaft. Die Anklage gegen die Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe vor der Jugendkammer des Landgerichts Mannheim erhoben, die nun entscheiden muss, ob die Anklage zugelassen wird.

Was wird dem Brüderpaar aus Mannheim vorgeworfen?

Die beiden Brüder sollen sich nach den Angaben der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des LKA radikalisiert und gemeinsam einen islamistisch motivierten Anschlag vorbereitet haben. Das Ziel soll „vermutlich ein Weihnachtsmarkt“ gewesen sein, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe auf Anfrage. Sowohl dem 21-Jährigen als auch seinem 15-jährigen Bruder werden laut Anklageschrift eine Verabredung zum Mord in Tateinheit mit Verabredung zum Erwerb einer Kriegswaffe vorgeworfen.

Waren Weihnachtsmärkte in Mannheim oder Frankfurt im Visier der Brüder?

Im Dezember hieß es, dass die Brüder sowie der 23-Jährige wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat in Untersuchungshaft gelandet seien. Die „Stuttgarter Zeitung“ berichtete kurz nach Bekanntwerden der Festnahmen, dass die beiden Brüder geplant haben sollen, „offenbar, mit einem Sturmgewehr auf dem Weihnachtsmarkt in Mannheim oder in Frankfurt am Main einen terroristischen Anschlag durchzuführen“. Dabei bezog sich die Zeitung den Angaben nach auf Aussagen von Ermittlern. Der Verdacht hat sich aber nicht erhärtet. Davon sei in der Anklageschrift nichts zu lesen, sagte der Sprecher. Weder seien der Weihnachtsmarkt in Mannheim noch der in Frankfurt oder anderswo konkret im Visier des Bruderpaars aus Mannheim gewesen.

Mehr zum Thema

Ermittlungen

Brüder aus Mannheim angeklagt: Anschlag auf "Ungläubige" geplant?

Veröffentlicht
Von
Till Börner
Mehr erfahren

Welche Rolle spielt der 23-Jährige aus dem Hochtaunuskreis?

Dem 23-jährigen Unterstützer wird „insbesondere das sich Bereiterklären zum Überlassen einer Kriegswaffe in Tatmehrheit mit dem Erwerb einer Kriegswaffe samt zugehöriger Munition zur Last gelegt“, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des LKA. Er galt also als Waffenhändler. Die beiden Brüder aus Mannheim sollen demnach vereinbart haben, sich über den 23-jährigen Deutsch-Türken ein Sturmgewehr mit zugehöriger Munition zu beschaffen, welches sie bei ihrer geplanten Tat benutzen wollten. Bei der Durchsuchung in der Wohnung des 23-Jährigen im Hochtaunuskreis fanden die Ermittler mehrere Waffen auf, darunter auch ein Sturmgewehr samt zugehöriger Munition.

Wie sollen sich die Brüder aus Mannheim radikalisiert haben?

Die beiden in Deutschland geborenen Brüder, deren libanesische Eltern schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sollen sich in den vergangenen Jahren zunehmend radikalisiert und durch den Konsum von Gewalt- und Propagandavideos religiös-extremistischen Ideologien angenähert haben. Dies habe unter anderem die Auswertung der bei den Durchsuchungen der Wohnräume sichergestellten Handys und Datenträger ergeben, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Bei den Durchsuchungen fanden die Einsatzkräfte zudem IS-Propagandamaterial. Es sei eine vorrangige Aufgabe, herauszufinden, „wo und wie sich die drei so radikalisierten, dass sie sich dem ‚Islamischen Staat‘ (IS) verbunden fühlen und sich dessen Ideologie bei ihnen verfestigte“, hatte die „Stuttgarter Zeitung“ in dem Bericht vom vergangenen Dezember einen Ermittler zitiert.

Wie gingen die Sicherheitsbehörden im vergangenen Dezember vor?

Dem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ zufolge habe die Polizei über mehrere Wochen verdeckt ermittelt. Telefone und Computer seien überwacht und die Verdächtigen observiert worden. Offenbar soll sich die Lage am Wochenende des 7./8. Dezembers 2024 derart zugespitzt haben, sodass die Ermittler schließlich zuschlugen. Spezialkräfte nahmen die drei Verdächtigen in ihren jeweiligen Wohnungen fest. „Umfangreiche Ermittlungen der beteiligten Strafverfolgungsbehörden erhärteten den Verdacht, dass die beiden Brüder aufgrund ihrer gefestigten religiösen Ideologie und tiefgreifender Sympathie für die islamistische Terrorvereinigung „Islamischer Staat (IS)“ konkrete Vorbereitungen für einen Anschlag getroffen haben“, hieß es damals seitens der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des LKA. Die Sicherheitsbehörden seien dem Trio offenbar nach einem Hinweis aus dem privaten und religiösen Umfeld der beiden Mannheimer Verdächtigen auf die Spur gekommen, berichtete die „Stuttgarter Zeitung“ damals.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke