Messe (mit Fotostrecke & Video)

Animagic: Messe für Animes, Manga und Games zieht Fans in ihren Bann

Mehrere tausend Fans der japanischen Popkultur sind an drei Tagen in Mannheim bei der Animagic zusammengekommen. Zu Besuch auf einer der größten Veranstaltungen der Szene

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Michelle Wiechmann (v.l.), Tanya Heppel, Bianca Wahl und Jessica Drews bei der Animagic 2022 im Rosengarten Mannheim. © Ruffler

Mannheim. Ein Hauch von Fernost umschwebt den Rosengarten an diesem Wochenende: Bei der Animagic, eine Messe für Animes, Manga und Games sowie Cosplay kommen an drei Tagen mehrere tausend Fans der japanischen Popkultur zusammen. Unter dem Motto „United again“ verkleiden sich die Besucher wie Charaktere aus Büchern oder Filme, treffen Autoren, Sänger oder Synchronsprecher. Das umfangreiche und bunte Rahmenprogramm lädt zudem zu Konzerten, Shows und Filmvorführungen ein.

Vor allem junge Frauen in kurzen Kleidern aus buntem Stoff, schwarzer Spitze und bunten Perücken tummeln sich auf drei Ebenen. Zarte Schminke und überdimensionale falsche Wimpern zaubern ihnen riesige Puppen-Augen, so dass sie ihren Vorbildern aus Mangas und Animes in Nichts nachstehen. Männer, die sich als Samurai, Drachen, Teufel oder andere Fantasie-Helden kostümiert haben, zeigen sich ebenso von ihrer kreativen Seite.  Und eine Gruppe männlicher und weiblicher French Maids bieten kostenlose Umarmungen an.

Fotostrecke

Animagic verzaubert den Rosengarten in Mannheim

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
9
Mehr erfahren

Wenn Yor mit ihren langen dunklen Haaren und ihrem schwarzen Kleid flaniert, bleiben Blicke wie Magnete an ihr haften. Ein freundliches Lächeln umspielt ihr hübsches Gesicht mit den großen Augen. Yor heißt eigentlich Haruka und ist 30 Jahre alt. Die Ludwigsburgerin ist extra für die Animagic in die Hauptfigur des Animes „Spy x Family“ geschlüpft. „Ich habe vor zehn Jahren mit Cosplay angefangen“, erzählt Haruka. Ihr Begleiter Tulga liebt Animes ebenfalls. „Ich schaue sie, seit ich denken kann.“ Nico aus Pforzheim hat sich den Charakter Tatsu aus „Yakuza goes Houseman“ als Kostüm-Vorbild auserkoren. „Der Ex-Yakuza wie die japanischen Mafiosi heißen, wird zum Hausmann“ verrät der 27-Jährige mit der Pilotenbrille und der Küchenschürze schmunzelnd. Bis auf Haruka, die zu einem Drittel Japanerin ist, hat keiner von ihnen Wurzeln aus dem asiatischen Land. Dennoch interessieren sich alle drei für japanische Kultur. Und J-Pop, also Popmusik aus Japan. „Ich freue mich schon auf das Konzert der Sängerin ReoNa“, sagt Tulga. „Das ist mein Highlight.“ J-Pop sei zwar weniger cool, aber dafür softer als K(orea)-Pop, erklärt Haruka, die in Mannheim geboren wurde.

Große Menschenansammlung wirkt einschüchternd 

Steht ReoNa im Mozartsaal auf der Bühne, sucht man vergeblich nach freien Plätzen: Viele Fans haben sich lange vor den Türen postiert, um dabei zu sein. Die 23-Jährige Sängerin ist nicht nur in ihrer Heimat Japan ein umjubelter Star. Mit ihrer sanften Stimme, in die sie viel Kraft legt, sorgt die zierliche Künstlerin für ausgelassene Stimmung. Bei ihrem Konzert präsentiert sie nicht zuletzt auch ihren rockigen Hits „Nai Nai“, der als Schlussmelodie des Animes „Shadows House“ genutzt wurde. Das Publikum applaudiert begeistert, wenn sie mit ihrer glockenhellen Stimme zu ihm spricht.

Noah und Mai sind zum ersten Mal auf der Animagic. „Es ist ziemlich cool“, lobt der Schweizer, der mit Animes aufgewachsen ist. Auch wenn die große Ansammlung an Menschen auf die beiden jungen Leute ein wenig einschüchternd wirkt, wie er lachend gesteht. Mai hat sich ebenfalls als Yor verkleidet während Noah Kazutora aus „Tokyo Revenge“ verkörpert. „Mein Charakter sieht einfach gut aus“, erklärt er, warum er das Kostüm gewählt hat. Mai  gefällt es, dass Yor eine selbstbewusste Killerin ist, verrät sie und grinst.

Mehr zum Thema

Verwandlung in Pokémon (mit Video)

Von der Fee zur Amazone: Ein Besuch bei Cosplayerin June aus Mannheim

Veröffentlicht
Von
Tanja Capuana
Mehr erfahren
Lokales

Wie sich die Mannheimer Cosplayerin June in ein Pokémon verwandelt

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren
Stadtbücherei

Manga-Tag in Speyer: Kostenlose Leseproben und Zeichenworkshop

Veröffentlicht
Von
PM Stadtbücherei Speyer
Mehr erfahren

Sovann ist an diesem Samstag Kirito aus „Sword Art online“. Dafür trägt er unter anderem einen langen schwarzen Mantel. „Er ist ein Schwertkämpfer“, erzählt der Mannheimer, der seit fünf Jahren Cosplayer ist.  Einkaufen gehört für den 28-Jährigen bei den Conventions dazu. Auch Mert, Viktor und Alex schauen sich an den Ständen um. Der 20-jährige Alex sieht dank rosafarbenem Zopf, kurzem Rock und Strümpfen von hinten aus wie ein Mädchen. „Ich bin Astolfo  aus Fate“, erzählt der Mannheimer. „Der Witz an der Figur ist, dass er weiblich aussieht aber eigentlich ein Mann ist.“ Das Trio freut sich schon auf das Konzert der Sängerin Aimer – und das eine oder andere Schnäppchen bei den Händlern zu machen.

Im Oberen Stockwerk wird nicht nur an Konsolen gedaddelt. Anime-Fans genießen es, in fünf Sälen ihre Lieblingszeichentrick-Filme zu schauen. Beim Karaoke probieren sich die Teilnehmer an Melodien von Animes an japanischen Lyrics. Elvira und Serkan sind zwar zu schüchtern, um selbst zu singen, finden das Angebot aber trotzdem toll. Zur Animagic gekommen sind sie spontan, nachdem sie am Vortag einige gewandete Personen am Bahnhof gesehen haben.

Der Anime „My Hero Academia“ hat Vanessa und Lucia zu ihren Verkleidungen inspiriert. Die Hamburgerinnen tragen dafür sogar Perücken. Nun möchte sich das Paar noch ein Liebestattoo stechen lassen. „Ich bekomme einen Mond und Vanessa eine Sonne“, sagt Lucia und strahlt.

Lokales

Animagic: Messe für Animes, Manga und Games im Mannheimer Rosengarten

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

Viele Besucher nutzen das Festival, um sich mit langjährigen Freunden aus der Szene mal wieder zu treffen. „Mannheim liegt genau in der Mitte“, sagt Sebastian aus Hannover. Seine Freunde stammen unter anderem aus der Nähe von Stuttgart, Leipzig und der Schweiz. Die kostümierte Gruppe freut sich unter anderem auf „Anime in Concert“.

Lange Schlagen bei der Autogrammstunde von Zeichnerin Natsume 

Am Stand der Manga-Ka Miya Separade finden Anhänger von Boy’s Love-Mangas zahlreiche Werke. Die Zeichnerin selbst nutzt die Gelegenheit, um mit ihren Fans und Lesern ins Gespräch zu kommen. „Dafür macht man es auch“, sagt die 31-jährige Wahl-Düsseldorferin, die mit bürgerlichem Namen Carina Hansen heißt.  Auch die Zeichnerin Hirara Natsume gibt Autogramme. Celine und Emily haben eine der begehrten Signaturen ergattert. Dafür haben sich die beiden etwa anderthalb Stunden in der Schlange angestellt, sagt die 17-jährige Emily aus Memmingen. Ihre Freundin dagegen hat das Autogramm bei einer Verlosung gewonnen. Beide sind Cosplayerinnen und an zwei Tagen auf der Messe. Florian wartet geduldig vor dem Mozartsaal. Der 35-Jährige hofft, einen Platz für Anime in Concert zu ergattern. „Ich habe hier auch viele Filme geschaut“, erzählt der Erfurter. Jelena genießt ebenfalls das Anime-Kino. „Das Programm ist super“, lobt die junge Frau, die sich in Morgiana aus Magi verwandelt hat.

Nicht nur im Rosengarten herrscht ausgelassene Stimmung. Auch rund um den Wasserturm und auf der Wiese tummeln sich mehrere hundert Cosplayer und Anime-Fans. Manche haben keine Tickets und feiern ausschließlich im Freien. Andere sind mal drinnen und mal draußen. Zur letzteren Gruppe zählen Johann, Dan, Ti Key und Christin. Die Cosplayer kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands. „Wir freuen uns, neue Leute kennenzulernen“, sagt Christin. „Und alte Bekannte zu treffen“, fügt Ti Key hinzu. Loreen aus Saarbrücken ist ebenfalls draußen wie drinnen unterwegs. Sie hat sich mit ihrem Kostüm viel Mühe gegeben: Mit ihrer gepuderten Perücke und dem Kleid, das mehrere Instrumente integriert, erinnert sie an Marie-Antoinette. „Ich habe es in 300 Stunden genäht“, verrät sie mit französischem Akzent, den sie sich extra für die Messe zugelegt hat. Ihre Figur sei ein Automaton aus Versailles. Lachend fügt sie hinzu: „Die reichen Leute lieben es nach meiner Pfeife zu tanzen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen