Mannheim. Ein Thema, das viele lärmgeplagte Anwohner an der östlichen Riedbahn schon lange umtreibt, könnte jetzt eine Fortsetzung vor Gericht bekommen: Die Stadt Mannheim will gegen den von der Deutschen Bahn geplanten zweigleisigen Ausbau der östlichen Riedbahn Klage beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg einreichen. Das teilte der zuständige Bürgermeister Christian Specht (CDU) mit. Über den Schritt muss der Gemeinderat in seiner Sitzung Ende Mai entscheiden. An diesem Dienstag (16.30 Uhr, zu sehen unter bit.ly/39HUK) berät der Hauptausschuss darüber.
Stadt will klares Gesamtkonzept
Die Deutsche Bahn will auf der Strecke am östlichen Stadtrand zwischen Hauptbahnhof und Neckar auf knapp zwei Kilometern Länge ein stillgelegtes zweites Gleis reaktivieren. Damit wird die Riedbahn bis in den Mannheimer Norden durchgehend zweigleisig. Die Bahn wird dann auch mehr Güterzüge auf die Strecke schicken, was den Anwohnern große Sorgen bereitet. Erst kürzlich hatte das zuständige Eisenbahn-Bundesamt den Ausbau genehmigt (wir berichteten). Losgehen soll er im Jahr 2027. Zu dem Projekt gehören auch die Sanierung von drei Eisenbahn-Brücken und der Bau eines S-Bahn-Halts in Neuostheim.
Die Stadtverwaltung hatte immer wieder betont, sie wünsche sich vor einem Riedbahn-Ausbau erst ein klares Gesamtkonzept, wie der Bahnverkehr in den nächsten Jahrzehnten durchs Mannheimer Stadtgebiet geführt werden soll – inklusive der Prüfung eines Güterzugtunnels unter der Stadt. Das ist laut Specht auch eines der Argumente für die Klage. Unter anderem genau diese Frage nach einem Gesamtkonzept wird aktuell im Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe erörtert, das sich mit dem Bahnverkehr in der Rheinebene zwischen den beiden Städten beschäftigt. Erste konkrete Ergebnisse werden hier aber frühestens Ende 2023 erwartet. So lange könne man mit dem Riedbahn-Ausbau doch noch warten, sagte Specht.
Alle sechs Minuten ein Güterzug?
Der Bürgermeister betonte, die Stadt sei natürlich nicht gegen den Ausbau von Bahnstrecken. Mit Blick auf die Verkehrswende sei das sogar dringend notwendig. Aber das Ganze müsse so ablaufen, dass es raumverträglich sei und die Lärmschutzinteressen der Anwohner berücksichtige. Stadt wie Strecken-Anwohner haben Angst, dass die Bahn mit der Gleis-Reaktivierung Fakten schafft, dann deutlich mehr Güterzüge über Strecke schickt – und ein Tunnel oder andere Schutzmaßnahmen vielleicht nie kommen. Prognosen gehen davon aus, dass später einmal im Schnitt alle sechs Minuten ein Güterzug über die Strecke rollen könnte. Die Bahn hatte immer argumentiert, es handle sich hier lediglich um die Reaktivierung eines schon lange bestehenden Gleises.
Mit der Gleis-Reaktivierung sind zwei Lärmschutzwände vorgesehen – eine vier Meter hohe auf dem bereits sechs Meter hohen Bahndamm in Neuostheim und eine weitere, nur 80 Zentimeter hohe auf der Neckarbrücke. Von einer Zunahme bei den Güterzügen wäre aber die gesamte Riedbahn-Strecke vom Hauptbahnhof bis auf die Blumenau betroffen, so Specht. Dort bräuchte man dann ebenfalls Lärmschutz.
Ihre Klage will die Stadt aber nicht nur mit dem fehlenden Gesamtkonzept begründen, sondern auch mit ökologischen Argumenten. Unter anderem befürchtet sie, dass insbesondere die hohe Wand in Neuostheim den Austausch von Luftmassen behindert, gerade vom und zum nahen Luisenpark.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bahnverkehr in Mannheim: Gesamt-Planung notwendig!