Mannheim. Sie sind ein perfektes Tandem. Ralf Eisenhauer gibt die PIN-Nummer ein, Diana Eisenhauer öffnet die erste von elf Boxen und stellt ihr Fahrrad hinein. Im Normalfall macht das eher ein und dieselbe Person. Doch der Mannheimer Verkehrsdezernent und die Umweltbürgermeisterin - beide passionierte Radfahrer - demonstrieren am sonnigen Donnerstagnachmittag schon mal das neue Angebot, das es ab diesem Freitag hier an der Feudenheimer Endhaltestelle sowie an der S-Bahn-Station Seckenheim auf der Hochstätt für alle gibt.
Mit zwei Euro pro Tag und 100 für sechs Monate (120 bei Boxen mit Steckdosen für E-Bikes) sei das Ganze doch recht günstig, freut sich Pretzell. Am S-Bahnhof Arena/Maimarkt, der bis Ende des Jahres ebenso wie Friedrichsfeld-Süd, Endstelle Sandhofen, OEG-Bahnhof Seckenheim und Waldhof-Bahnhof hinzukommen soll, wird es noch billiger. Dort werden jeweils zwei Boxen übereinander aufgestellt. Wer dann sein Rad via Hydraulik in die obere hievt, zahlt am Tag nur 1,50 Euro.
Nur digital bezahlbar
Bestellen und bezahlen kann man nur online unter www.vrnradbox.de oder per App. Beworben werden daher „digitale Fahrradboxen“, aber das Abstellen geht praktischerweise schon noch analog. Und bequem: Die Boxen sind einen Meter breit, knapp eineinhalb Meter hoch, zwei Meter tief, mit LED-Beleuchtung und Kleiderhaken ausgestattet. Etwa ein Viertel verfügt über Steckdosen. Die Standorte sind so gewählt, dass sie Radfahrern eine gute Anbindung ans Nahverkehrsnetz ermöglichen sollen. Je nachdem, wie das neue Angebot angenommen werde, wolle man es nach und nach auf andere Haltestellen ausweiten, sagt Natalie Waterboer. Sie ist Geschäftsführerin der Mannheimer Parkhausbetriebe, die für die Boxen zuständig sind.
Bis zur Rentabilität, mit der nach etwa drei Jahren gerechnet wird, will die Stadt das Ganze jährlich mit rund 50 000 Euro bezuschussen. Die Anschaffung hat ungefähr eine halbe Million gekostet. Davon kommen 210 000 aus einem Bundesprogramm, weitere Förderantrage sind ans Land gestellt.
Eisenhauer verweist indes darauf, dass sich das Ganze ja in mehrfacher Hinsicht rentiere, wenn dadurch mehr Menschen zur Nutzung von Rad, Bus und Bahn animiert würden. Auch Pretzell spricht von einem weiteren Schritt nicht nur hin zu mehr Fahrradfreundlichkeit, sondern auch zur Erreichung der städtischen Klimaziele. Just in diesem Moment fährt ein Elektrobus vorbei. Das passe ja „wunderschön“, lacht die Umweltdezernentin. Nicht ganz so perfekt läuft indes, dass Christian Wühl vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar wegen einer ausgefallenen Bahn etwas zu spät kommt. Aber immerhin rechtzeitig genug, um seinerseits das neue Angebot zu loben.
Und um zu hören, was Grünen-Bezirksbeirat Rene Leicht dazu sagt: Die neuen Boxen seien zwar schön und gut, aber wichtiger wären Mitnahmemöglichkeiten für Räder in Bahnen. Die gebe es doch bereits, wendet Pretzell ein. Sogar gratis, sie nutze das selbst gern. Doch Leicht meint, es mangele dafür insbesondere zu Stoßzeiten häufig an Platz.
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