Mannheim. Es sind genau 17 Kameras an neun Masten, die ab dem 27. August zwischen Marktplatz und Neckartor alles filmen, was sich unter ihnen abspielt. Ihre Bilder sind die letzten fehlenden Aufnahmen - damit ist die Videoüberwachung in Mannheim komplett. Insgesamt 68 Kameras liefern so der Polizei ein Gesamtbild der Stadt. Gefilmt wird am Bahnhofsvorplatz, Paradeplatz, Marktplatz, der Breiten Straße sowie Alten Meßplatz.
„Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Überwachung besonders kriminalitätsbelasteter Bereiche in der Innenstadt und Neckarstadt bewährt. Nach dem Erkennen einer Straftat dauert es durchschnittlich maximal zwei Minuten, bis die Polizei am Ereignisort eintrifft“, erklärt Polizeipräsident Andreas Stenger in einer gemeinsamen Mitteilung mit der Stadt. Stenger wertet darin die Überwachung als vollen Erfolg und wichtigen Baustein für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum.
Seit der Einführung der Videoüberwachung im November 2018 hat es bis März 2019 laut Polizei 163 Einsätze gegeben, davon 94 bei Straftaten. In 14 Fällen sei ein Verfahren eingeleitet worden - die Täter selbst konnten über die Aufzeichnungen identifiziert werden. Die Bandbreite der Vorfälle, die die Kameras aufdecken, reicht von Beleidigung, Bedrohung, Verkehrsunfall, Diebstahl und Sachbeschädigung bis hin zu Raubüberfall und Körperverletzung. Sogenannte Interventionsstreifen, die eigens dafür in der Neckarstadt und in der Innenstadt im Einsatz sind, halten sich jederzeit bereit, einzuschreiten, wenn sich auf den Monitoren etwas ereignet.
Tritte und Schläge erkennen
Zurzeit sitzen noch sogenannte Videobeobachter im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Mannheim vor den Bildschirmen. In Echtzeit scannen sie die Aufnahmen und schlagen Alarm, wenn sich etwas Ungewöhnliches abspielt. Dabei ist bereits auf 20 Kameras eine Software zur automatisierten Verhaltenserkennung des Fraunhofer-Instituts im Einsatz. Die intelligenten Algorithmen sollen später helfen, die Bilderflut zu sichten und irgendwann selbstständig erkennen, wann sie welchen Vorfall melden müssen. Dabei gibt es noch viel zu lernen: Das Programm muss nicht nur hektische und untypische Bewegungen wie Schläge, Tritte, Stürze oder herrenlose Koffer erkennen, sondern auch einschätzen, ob nur jemand zum Bus sprintet, oder ein Täter flüchtet. Mit den bisherigen Testergebenissen ist die Polizei sehr zufrieden. Die Erfahrungswerte aus dem Probebetrieb am Bahnhofsvorplatz und Paradeplatz sollen später auf die restlichen Kameras übertragen werden.
„Die Maßnahme der intelligenten Videoüberwachung ist ein Baustein eines umfassenden Sicherheitskonzepts der Stadt Mannheim“, betont Sicherheitsdezernent Christian Specht in der gemeinsamen Mitteilung. Eine regelmäßige Sicherheitsbefragung, die „Runden Tische Sicherheit“ oder die Förderung der Kriminalprävention durch den Verein „Sicherheit in Mannheim“ seien zudem auch Teil des Konzepts. Bei der Stadt ist man überzeugt, dass die intelligente Videoüberwachung für mehr Sicherheit sorgen kann, „bei einem gleichzeitig geringeren Eingriff in die Privatsphäre und Grundrechte unbeteiligter Passanten.“ Eine Anfrage beim baden-württembergischen Landesbeauftragten für Datenschutz, Stefan Brink, blieb am Montag unbeantwortet.
Am Marktplatz soll die Software bereits im September zum Einsatz kommen, in der Breiten Straße Nord im Winter 2019. Im Frühjahr 2020 soll der Alte Meßplatz ebenfalls „intelligent“ überwacht werden. Ob am Plankenkopf bald gefilmt wird, entscheidet sich Ende des Jahres nach Auswertung der aktuellen Kriminalitätslage.