Mannheim. Kinder haben das Recht auf Schutz, Bildung und eine gewaltfreie Erziehung. Um dieses wichtige Thema zu beleuchten, veranstaltete der Kinderschutzbund Mannheim in der Feudenheim-Realschule einen Aktionstag zu Kinderrechten. Dabei zeigte sich ein großes Interesse der Schüler, aber auch ein erheblicher Bedarf an weiteren Erklärungen, wie Ursula Fohl, Schutzkonzept-Beraterin beim Kinderschutzbund Mannheim, berichtet.
Die Siebtklässler haben zu Beginn des vierstündigen Projekts einen Erklärfilm angeschaut und dann über die zehn wichtigsten Kinderrechten diskutiert. „Die Kinder wussten teilweise sehr gut Bescheid, über manche Kinderrechte wussten sie gar nichts: Zum Beispiel das Recht auf Geheimnisse“, sagt Fohl. Konkret bedeutet dies das Recht der Kinder auf ihr Privatleben und auf Intimsphäre, etwa dass die Eltern genauso wenig das Tagebuch ihrer Kinder lesen dürfen, wie sie auch nicht das Handy kontrollieren, den Chat mit den Freundinnen lesen oder die Teenager tracken dürfen. „Das ist zum Teil ambivalent, denn die Eltern haben natürlich Sorge, dass die Kinder mit den falschen Leuten in Kontakt sind. Aber sollten sie auf einem anderen Weg klären“, so Fohl weiter.
Kinderrechte wurden nicht ins Grundgesetz aufgenommen
Allen Kindern am wichtigsten war der Schutz vor Gewalt in der Erziehung und Schutz vor Krieg und Flucht. Aber auch Gesundheit und eine saubere Umwelt waren großes Thema für die Siebtklässler, so Fohl. De facto sei dieses Recht aber nicht einforderbar, wie an der Kriminalisierung der Klima-Aktivisten „Letzte Generation“, die das Recht der Kinder auf eine saubere Umwelt eingefordert haben, zu sehen sei. „Es ist ein großes Problem, dass Deutschland zwar 1989 die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hat, die Kinderrechte jedoch nicht ins Grundgesetz aufgenommen hat.“
Am meisten überrascht waren die Kinder über ihr Recht auf Spiel und Freizeit: Die Kinder nach der Schule nur mit Pflichten, etwa Hausaufgaben und im Haushalt helfen zu beschäftigen, reiche nicht. Sie hätten auch ein Recht, sich mit Freunden zu treffen, sich zu erholen und zu spielen. Aber auch, dass Bildung nicht nur eine Pflicht ist, sondern Vorteile bringt, war vielen Kindern nicht bewusst. „Es fehlt ein bisschen die Vermittlung, dass Bildung für sie ein Gewinn ist und dass es nicht darum geht, sie zu kontrollieren und ihnen irgendwelche langweiligen Dinge abzufordern“, sagte Fohl.
Weitere Termine für Aktionstage angefragt
Es sei wichtig, den Kindern die Kinderrechte nahezubringen, aber auch den Erziehungsberechtigten und den Lehrern. Wenn man Kinder zu Demokraten erziehen wolle, müsse man sie in der Familie und in der Schule angemessen beteiligen. Das werde oft nicht gesehen oder genutzt. „Wenn Kinder erleben, dass von oben angeordnet wird, setzt sich auf dem Schulhof fort, dass der Stärkere das Sagen hat. Das ist erlerntes Verhalten. Es würde sich für die Gesamtgesellschaft rentieren, die Kinderrechte anzuschauen“, meinte die Schutzbeauftragte.
Durch die Anfrage der Feudenheim-Realschule hat der Kinderschutzbund den Aktionstag zum ersten Mal veranstaltet. Es folgte die Anfrage einer Grundschule, die Feudenheim-Realschule habe für das nächste Schuljahr schon fünf weitere Termine angefragt.
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