Infrastruktur

Abriss und Neubau der Mannheimer BBC-Brücke: Das sind die Folgen für den Verkehr

Schon 2024 beginnen die Bauarbeiten an der Mannheimer BBC-Brücke. Welche Folgen das für den Verkehr auf der B38 hat und wie die neue Brücke aussieht

Von 
Lisa Uhlmann
Lesedauer: 

Wie tauscht man eine alte, marode Brücke aus - ohne dabei den Übergang abzusperren? Vor dieser Herausforderung steht gerade die Stadt Mannheim: Denn nach 70 Jahren muss sie weg, die alte Spannbeton-Konstruktion über der Riedbahn. Die als BBC-Brücke bekannte Konstruktion soll 2024 abgerissen werden. Wie genau die Verantwortlichen mit einer Behelfsbrücke den Verkehr auf der B 38 während des Abrisses umleiten wollen, warum die Stadträte und -rätinnen im Ausschuss für Umwelt und Technik trotz Bedenken den Plänen zugestimmt haben und auf was sich Auto-, Rad- und Bahnfahrende in den kommenden drei Jahren einstellen müssen -die wichtigsten Antworten im Überblick:

Wann starten die Bauarbeiten und wie funktioniert der Abriss?

Schon Ende des Jahres könnten die ersten Bagger anrollen, die Vorbereitungen dazu starten bereits im kommenden Oktober. Die Bagger reißen allerdings nicht etwa die alte Brücke direkt ab - sondern bauen zunächst parallel dazu eine komplett neue Behelfsbrücke aus Stahl. Die verläuft auch über Gleise der Deutschen Bahn (östliche Riedbahn). Erst wenn die Behelfskonstruktion steht und der Verkehr darüber umgeleitet werden kann, wird die alte Brücke gesperrt und Stück für Stück abgerissen. Dann folgt der Neubau an der exakt gleichen Stelle. Sobald hier ein Fahrstreifen fertig ist, will die Stadt diesen schon vorab für den Verkehr öffnen. Wenn alles glatt läuft, sollen dann Ende 2026 wieder Autos und Lastwagen auf vier Fahrspuren über die neue Brücke rollen können.

Was bedeutet der Bau für den Verkehr?

Wer täglich mit dem Auto über die Brücke rauscht, muss nicht zwangsweise während der gesamten Bauarbeiten Umwege fahren. Schließlich soll die Behelfsbrücke, die stadtauswärts links am Fahrbahnrand verläuft, schon Anfang 2024 geöffnet werden - die Überfahrt bleibt also offen. Allerdings kann es hier zu Stau oder Verzögerungen kommen, weil es aus Platzgründen je nur eine Fahrspur stadteinwärts und Richtung Autobahn geben wird. Die Sperrung samt verengtem Fahrstreifen für schwere Lastwagen bleibt ebenfalls bestehen. Wer mit der Straßenbahn über die Brücke fährt, hat allerdings keine Verspätungen und Umleitungen zu befürchten, da die Straßenbahn schon jetzt über einen eigenen Übergang fährt. In enger Abstimmung mit der Deutschen Bahn sind bereits 26 Gleissperrungen auf den Schienen geplant, die unterhalb der BBC-Brücke verlaufen. Die Sperrungen sollen in den folgenden drei Jahren an verschiedenen Wochenenden erfolgen, allerdings hauptsächlich nachts.

Was ist das Besondere am Neubau?

Barrierefreie Rampen und breite Treppen auf beiden Seiten sollen die neue Konstruktion auch für mobilitätseingeschränkte Menschen besser zugänglich machen. Auf der Seite der Neckarstadt-Ost ist eine zweispurige, barrierefreie und 2,7 Meter breite Rampe geplant, die das Befahren mit dem Fahrrad, Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl möglich macht. Damit wird laut Stadt auch ein barrierefreier Ebenenwechsel zwischen Friedrich-Ebert-Straße (B 38) und der Zielstraße geschaffen. Auf der Käfertaler Seite verläuft ebenfalls eine weitere Rampe entlang der ABB-Bebauung.

Sind noch weitere Baustellen geplant?

Auch die Rollbühlstraße soll ihr Aussehen verändern, aber erst in ein paar Jahren, wenn die neue Brücke fertig ist. Dort soll später die rechte Fahrspur einem neuen Radstreifen weichen. Wegen der neuen Rampe seitlich der Brücke soll der Abbiegestreifen vor der Kreuzung Kallstadter Straße um rund 60 Meter verkürzt werden.

Wie sieht die Fahrbahn der neuen Brücke aus, gibt es Kritik?

Erlaubt sein sollen 50 km/h, je zwei Fahrspuren führen stadtein- und auswärts. Die Brücke liegt außerdem in einem ausgewiesenen Schwerlastkorridor und wird damit für Sonderfahrzeuge bis 250 Tonnen Gesamtgewicht ausgelegt. Auf beiden Seiten entsteht ein Rad- und Gehweg. 2,50 Meter für den Gehweg, aber nur zwei Meter Breite für den Radweg? Es sind besonders diese unterschiedlich geplanten Abstände, an denen sich die Mitglieder im Ausschuss stoßen. „Warum verteilen wir den Raum hier nicht anders, tauschen den Radweg mit dem Gehweg?“, meldet sich Grünen-Stadtrat Mathias Pitz im Ausschuss. Der Kritik schließt sich die LI.PAR.Tie an, erklärt Stadträtin Hanna Böhm: Der Radweg sei viel zu schmal und passe nicht mit dem Masterplan Mobilität der Stadt zusammen. So könne man den Plänen für den Neubau nicht zustimmen. Zwar begrüßt Stadtrat Thomas Hornung (CDU) eine breitere rechte Fahrspur für den Schwerlastverkehr. Schließt sich aber der Forderung der Mehrheit für einen breiteren Rad- statt Gehweg an. „Durch die neuen Rampen wird der Radverkehr noch zunehmen. Schließlich verbindet die Brücke beide Stadtteile, muss der Radvekehr hier sicherer gemacht werden“, meldet sich auch Dennis Ulas (Linke) zu Wort. Am Ende nimmt Bürgermeisterin Diana Pretzell die Forderung der Räte und Rätinnen in die Planung auf, die unter dieser Prämisse der Vorlage zustimmen: „Wir werden die Breite der Wege tauschen und prüfen, ob das Auswirkungen auf die Fördermittel hat“, so Pretzell.

Welche weiteren Bedenken haben die Stadträte?

Drei Jahre lang erhebliche Staus sowohl stadtein- als auch stadtauswärts befürchtet etwa Stadtrat Reinhold Götz (SPD) - wenn es auf der Behelfsbrücke nur je einen Fahrstreifen in jede Richtung geben soll. Sein Vorschlag: Warum nicht drei Spuren anlegen und je zwei davon im Wechsel für eine Richtung öffnen? Das ist laut Verwaltung rein aus Platzgründen nicht möglich, begrenzen die Straßenbahnschienen auf der einen und das ABB-Gelände auf der anderen Seite sowie der Abriss der alten Brücke in der Mitte die Gesamtbreite. „Wir haben schon zu lange mit diesem Provisorium gelebt. Das wird eine Operation am offenen Herzen, eine heftige Belastung, aber sie ist notwendig“, findet Stadtrat Christopher Probst (Freie Wähler/Mannheimer Liste).

Mehr zum Thema

Verkehr

Erkundungsarbeiten für die Planung des Ersatzneubaus der BBC-Brücke

Veröffentlicht
Von
red/kpl
Mehr erfahren
Provisorium für zweieinhalb Jahre

Behelfslösung für BBC-Brücke nur einspurig geplant

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Verkehr

Stadt Mannheim kündigt zweijährige Sanierung der Kurpfalzbrücke an

Veröffentlicht
Von
Julia Korb
Mehr erfahren

Wie viel kostet der Neubau?

Die Stadtverwaltung rechnet mit 21 Millionen Euro Gesamtkosten. Der Neubau der Brücke wird knapp zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg gefördert, die Stadt rechnet mit rund zehn Millionen Euro Zuschuss. Darunter sind auch Fördermittel für den Umbau des Radwegs.

Warum muss die alte Brücke weg?

Bereits 2019 wurde der „außerordentlich schlechte Zustand“ der Brücke mit der Zustandsnote 3,9 festgestellt und eine Sanierung sowie das Runterschrauben der Belastung dringend empfohlen. Im November 2019 hatte die Stadt angeordnet, dass keine Lastwagen mit mehr als zwölf Tonnen Gesamtgewicht die Brücke überqueren dürfen. Wegen häufiger Verstöße gegen diese Beschränkung wurden ein Jahr später die Fahrstreifen auf 2,10 Meter verengt. Dadurch können aktuell nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen sowie Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge die Brücke überqueren. Der Schwerlastverkehr wird innerhalb des Stadtgebietes umgeleitet. Auch äußerlich sind Mängel sichtbar: Viele Betonflächen sind abgeplatzt, gibt es Risse in der Tragekonstruktion. Nach Untersuchungen der Bausubstanz sowie der Statik sind sich Experten einig: Eine neue Brücke muss her.

Müssen für den Brückenbau Bäume weichen?

Tatsächlich sollen mindestens zehn Bäume gefällt werden: Sowohl auf der Seite Neckarstadt-Ost wie auch auf der Käfertaler Seite. Betroffen sind Exemplare entlang der Baumallee und an den angrenzenden Böschungen, wobei hier noch nicht klar ist, wie viele grüne Riesen weichen müssen. Allerdings versichert die Stadt, dass die Straßenanschlüsse vor und hinter der neuen BBC- Brücke so geplant seien, dass trotz breiteren Rad- und Gehwegen die Grünstreifen und die Baumallee wiederhergestellt werden können. Für die Baumaßnahme soll laut Stadtverwaltung noch ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt werden, in dem alle Eingriffe in den Grünbestand erfasst, die Auswirkungen dargelegt und die Maßnahmen zum Ausgleich dargestellt werden.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen