Mannheim.
Die Mannheimer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen eine 72-Jährige erhoben, die Ende November am Mannheimer Theresienkrankenhaus (TKH) das Sauerstoffgerät ihrer 79-jährigen Zimmernachbarin abgestellt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Dies bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage dieser Redaktion.
Obduktion des Leichnams angeordnet
Ende des vergangenen Jahres hatte der Fall am Theresienkrankenhaus deutschlandweit für Aufsehen gesorgt: Eine 72 Jahre alte Patientin soll im November 2022 zwei Mal das Sauerstoffgerät ihrer 79-jährigen Zimmernachbarin abgestellt haben - offenbar, weil sie sich durch die Geräusche des Apparats gestört fühlte. Die 79-Jährige musste wiederbelebt werden. Wenige Wochen später starb sie.
Bereits im Dezember wurde eine Obduktion ihres Leichnams in die Wege geleitet. Um die Frage zu klären, ob die Abschaltung des Sauerstoffgeräts zum Tod der 79-Jährigen führte, hat die Staatsanwaltschaft Anfang des Jahres weitere Gutachten in Auftrag gegeben, darunter auch eine neuropathologische Untersuchung. Das Fachgebiet der Neuropathologie beschäftigt sich etwa mit Gehirn, Rückenmark und Skelettmuskulatur.
Außerdem sollte ein psychiatrischer Sachverständiger ein vorläufiges Gutachten zur Schuldfähigkeit der mutmaßlichen Täterin erstellen. Laut Staatsanwaltschaft sind bislang aber noch nicht alle Ergebnisse bei der Justizbehörde eingegangen.
Bekannter Strafverteidiger vertritt mutmaßliche Täterin
Die 72-jährige mutmaßliche Täterin befindet sich laut ihrem Verteidiger Alexander Klein nach wie vor in Untersuchungshaft. Klein gehört zu den bekanntesten Strafverteidigern der Region. Im vergangenen Jahr übernahm er die Verteidigung des Tankstellenmörders von Idar-Oberstein. Auch verteidigte er den mutmaßlichen Mörder der 17-jährigen Zoe, die vor knapp drei Jahren am Willersinnweiher in Ludwigshafen vergewaltigt und gewürgt wurde. Die Jugendliche aus Frankenthal starb an ihren schweren Verletzungen.
Bislang ist das Verfahren um das abgestellte Sauerstoffgerät vor dem Mannheimer Landgericht noch nicht terminiert. Da es sich um eine Haftsache handelt, dürfte der Prozess aber vorrangig vor dem Schwurgericht verhandelt werden. Die Tochter der verstorbenen 79-Jährigen hatte unmittelbar nach dem Vorfall Ende November schwere Vorwürfe gegen das Theresienkrankenhaus erhoben.
Das sagt die Tochter der Angeklagten
Im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung gab sie an, das Klinikpersonal habe ihre Mutter verlegen sollen, nachdem deren Zimmernachbarin zum ersten Mal das Sauerstoffgerät ihrer Mutter abgestellt habe. Stattdessen wiesen die Mitarbeiter des Krankenhauses die Frau nach Angaben der Polizei darauf hin, dass die Sauerstoffzufuhr lebensnotwendig sei.
Dennoch soll die 72-Jährige das Gerät in der gleichen Nacht nochmals abgedreht haben. Die 79-Jährige musste daraufhin wiederbelebt werden, befand sich zunächst nicht mehr in Lebensgefahr und schien auf dem Weg der Besserung. Rund zwei Wochen später starb die Frau überraschend.
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