Unterhaltung - Umjubeltes Gastspiel von „Let’s Dance“ in der SAP-Arena / Publikum nimmt lange Wartezeiten wegen 2G-Kontrollen geduldig in Kauf

8000 geimpfte oder genesene Zuschauer bei "Let's Dance" in Mannheim

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Markus Mertens
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Sportkletterer Moritz Hans mit Malika Dzumaew. © Christoph Bluethner

Mannheim. Am Ende dieser gut drei Stunden in der Mannheimer SAP Arena feiern 8000 Zuschauer eine Schau, die dem kulturellen Verzicht nach Monaten von Veranstaltungsausfällen, Tourneeverschiebungen und Kontaktbeschränkungen einen stilvollen, ja, glamourösen Kontrast gegenüberstellt. Das Gastspiel von „Let’s Dance“ – so viel steht schon vor Beginn fest – ist in der Quadratestadt das größte Ereignis seit Pandemiebeginn. Und es wird dem gerecht.

Um dem besonderen Erlebnis beiwohnen zu dürfen, nehmen die Zuschauer an diesem kalten Novemberabend zum Teil mehr als eine Stunde in Kauf, um ihren 2G-Status nachzuweisen, um in schier endlosen Schlangen vor den Einlässen den Check-In zu absolvieren, um schließlich auf ihren Sitzen Platz nehmen zu dürfen.

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"Let's dance" in Mannheimer SAP Arena

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Die Geduld zahlt sich aus. Denn nicht nur der spitzbübische Moderator Daniel Hartwich zeigt sich mit seinen bekannten Spitzen gegen Juror Joachim Llambi („Der Earl Grey am Stimmrichterpult“) verbal in Bestform. Auch die Tänzer sind in Mannheim angetreten, um ihr Maximum aufs Parkett zu zaubern. Das beginnt schon bei den blitzsauberen Gruppen-Performances, die im Vergleich zur Show 2019 noch einen deutlich größeren Stellenwert einnehmen und mit Pyrotechnik, illuminiertem Rauch und Tuchakrobatik aufwendig und imposant choreographiert sind. Doch auch die Tanzpaare verwandeln den sonst gerne mal etwas verbissenen Konkurrenzkampf in die Lust an der eigenen Freude – und blühen regelrecht auf.

Fernsehshow-Format

Let’s Dance läuft als deutsches Fernsehshow-Format auf RTL mittlerweile in der 14. Staffel.

Ursprünglich stammt das Konzept der Show vom BBC-Format „Strictly Come Dancing, das Profitänzer gemeinsam mit Prominenten auf der Tanzfläche verbindet und zu einem Wettbewerb antreten lässt.

Für die verletzte Valentina Pahde war in Mannheim Sportkletterer Moritz Hans am Start, die Jurorin Motsi Mabuse wurde von Isabel Edvardsson vertreten.

Den Titel für den lokalen Dancing Star in Mannheim sicherte sich Rúrik Gíslason mit seiner Tanzpartnerin Renata Lusin.

Bei der ausverkauften Show in der Mannheimer SAP Arena warten insgesamt 8000 Personen zu Gast.

Als etwa Luca Hänni und Christina Luft ihre romantische Rumba mit einem zärtlichen Kuss beenden, steht das sowohl für leichtfüßige Leidenschaft als auch für die Liebe, die sich während der Show tatsächlich zwischen den beiden entwickelt hat. Die freie Performance der berühmten Zirkusartistin Lili Paul-Roncalli und Andrzej Cibis in bester Matrix-Manier wird zu einem Agentenstück zwischen akrobatischer Perfektion und cooler Erotik. Und als der allseits umworbene Rúrik Gíslason mit Renata Lusin zum Paso Doble den heißen Torero gibt, brechen auf den Rängen auch die letzten Dämme der Zurückhaltung endgültig.

Man darf dieses Phänomen, das sich im Verlauf des Abends unter den Tausenden breitmacht, durchaus als entgrenzte Begeisterung beschreiben. Doch die hat ihren guten Grund. Einerseits sind es die Schauwerte, die Nicolas Puschmann und Vadim Garbuzov bei einer fast schon revuereifen Nummer zu „Du hast den Farbfilm vergessen“ nicht weniger auf die Bretter bringen als Tijan Njie und Kathrin Menzinger bei ihrem reizenden Tango zu „Bad Guy“. Andererseits sind es die Überraschungen, die für Glanzmomente sorgen. So zum Beispiel bei Moritz Hans, der an der Seite von Malika Dzumaew weit mehr als eine würdige Vertretung der verletzten Valentina Pahde darstellt. Denn obwohl der Sportkletterer und die Profitänzerin kaum zusammen trainieren konnten, harmonieren die beiden in Stil, Ausstrahlung und Akkuratesse so hervorragend, dass sie sich für ihre beiden Tänze als einziges Paar die höchstmögliche Ausbeute von 60 Jurypunkten sichern können.

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Mannheimer Lokalkolorit

Auch am Wertungstisch bleibt der eine oder andere unerwartete Augenblick nicht aus. Denn wo neben Jorge González sonst Joachim Llambi als Chefkritiker unter den Juroren bekannt ist, sorgt an diesem Abend Isabel Edvardsson für die strengen Töne. Zu Sticheleien führen die Kommentare, mit denen die ehemalige Profitänzerin einigen Paaren ihre zehn Punkte verwehrt, immer wieder – aber der Humor bleibt immer mild, augenzwinkernd und tief unterhaltsam. Selbst an Mannheimer Lokalkolorit mangelt es nicht. Da berichtet Jurorin Edvardsson aus Zeiten, in denen auch sie „in dieser wunderschönen Stadt“ arbeitete. Rúrik Gíslason denkt an Episoden auf den Planken. Und Lili Paul-Roncalli erinnert an ihren ehemaligen Tanzpartner und Lokalmatador Massimo Sinató.

Das Publikum zahlt mit seinen abgegebenen Stimmen und einer lange nicht erlebten Euphorie zurück – und auch wenn Rúrik Gíslason zum Schluss ein lokaler Dancing Star feststeht: In diesen 180 Minuten haben sie sich alle zu Siegern gemacht. Ein Triumph der Leichtigkeit, den es gerade jetzt ausgelassen zu genießen galt – weiß doch niemand, wie Corona die Branche wieder beeinflussen wird. Doch zumindest in diesen befreiten Stunden sind solche Gedanken ferner denn je.

Freier Autor

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