Mannheim. Mit einem „Markt der Vielfalt“ hat das Bündnis „Mannheim gegen rechts“ am Samstagmorgen seine Kampagne zur Kommunal- und Europawahl „Nie wieder ist jetzt! – Wählt demokratisch!“ gestartet. Die Veranstaltung ist Teil der internationalen Wochen gegen Rassismus. Im Anschluss formierte sich eine Demonstration vom Paradeplatz zum Alten Meßplatz, deren Auftakt allerdings von einer kleinen Gruppe von Free Palestine durch antiisraelische Hetze gestört wurde.
Mannheim gegen rechts: Aktionstag in Mannheim vor den Wahlen
Knapp 30 Organisationen und Gruppen bewiesen am Samstagmorgen trotz anhaltendem Regen auf den Planken, am Paradeplatz, in der Breiten Straße und im Jungbusch Standfestigkeit gegen Rechts. „Es gab viele gute Gespräche“, war von den Standbetreibern zu hören. Auch Oberbürgermeister Christian Specht und Oberbürgermeister a.D. Peter Kurz schauten vorbei. „Nie wieder ist jetzt, sagt alles. Gegen Hass und rechts auftreten, ist quasi Pflicht“, betonte Stadtrat Markus Sprengler am Stand der SPD. Die gesamte Veranstaltung rief dazu auf, demokratische Parteien zu wählen. „Wir haben festgestellt, dass besonders viele ältere Menschen Angst haben, dass die Demokratie vor die Hunde geht“, erzählte Bezirksbeiräten Carmen Fontagnier (Grüne).
SPD, Grüne, Linke, Tierpartei, Gewerkschaften, Stadtjugendring, Naturfreunde, VVN und viele andere Vereine und Gruppen zeigten Flagge gegen rechts. Doch es gab auch ein paar Aufreger. „Die Gespräche waren eigentlich ganz positiv“, erzählte die stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende Sabine Leber-Hoischen. Ein Mann sei aber mit einer Bierflasche entlang der Stände gelaufen und habe verkündet: „Ich wähle AfD“.
Pöbeleien und Störungen: Polizei muss Personen zurückdrängen
Mehrere grobe und verletzende Pöbeleien gab es am gemeinsamen Stand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. und der Jüdischen Gemeinde. Diese gipfelten darin, dass ein Mann beleidigend und aggressiv gegenüber Chris Rihm, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Stadtrat der Grünen, wurde. Sein Stadtratskollege Gerhard Fontagnier, Organisator vom Bündnis „Mannheim gegen Rechts“, musste eingreifen und den Mann zurückdrängen.
Laut Free Palestine sei der Mann kein Vertreter der Gruppierung gewesen, wie es der "MM" ursprünglich berichtet hatte. Man habe "keinerlei Kenntnis" über die Identität der Person, teilt Free Palestine zwei Tage nach dem Aktionstag in der Innenstadt mit. Gleichzeitig versichert die Gruppierung in dem Schreiben an die Redaktion aber auch: "Diese Person ist weder Mitglied unseres Vereins noch hat sie irgendeine Verbindung zu uns." Free Palestine distanziere sich entschieden von jeglichem aggressiven oder beleidigenden Verhalten und man setze sich "für einen respektvollen und konstruktiven Dialog ein".
Eine kleine Gruppe von Free Palestine störte die Auftaktveranstaltung zu Beginn der gemeinsamen Demonstration, so dass sogar die Polizei eingreifen und die etwa zehn Personen zurückdrängen musste. Zudem waren auch einzelne Flaggen der Gruppe zu sehen. Nach einem Hinweis der Veranstalter wurden die Banner wieder eingeholt. Die Vertreter von Free Palestine verließen daraufhin augenscheinlich die Demo und stellten sich abseits der Kundgebung auf. Zuvor war aus dem Jungbusch ein Demonstrationszug zum Paradeplatz gestartet. „Nieder mit der Nazi-Partei – kein Fußbreit den Faschisten“, skandierten die rund 200 Teilnehmenden.
Demonstrationszug mit rund 1500 Menschen
Bei der Auftaktkundgebung am Paradeplatz rief Heiner Ritter vom Bündnis „Mannheim gegen rechts“ dazu auf, „zur Wahl zu gehen, den Höhenflug der AfD zu stoppen und sich außerdem am Protest des offenen antifaschistischen Treffens (OAT) gegen eine Versammlung der Mannheimer AfD am gleichen Abend im Nachbarschaftshaus in Rheinau zu beteiligen".
Ilka Kaufmann vom Queeren Zentrum Mannheim forderte unter dem Motto „Zusammen eins“ dazu auf, „gemeinsam für Freiheit, Vielfalt und Demokratie zu kämpfen“. Danach setzte sich der Zug mit nach Polizeiangaben rund 1500 Teilnehmenden in Bewegung – an der Spitze unter anderem die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen (Grüne) sowie die Landtagsabgeordneten Susanne Aschhoff (Grüne) und Stefan-Fulst Blei (SPD). Über die Breite Straße und die Kurpfalzbrücke ging es zum Alten Meßplatz, wo sich der Zug auflöste. (mit leh)
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