Mannheim. „Ein bisschen schockiert“ hätten anfangs einige Wallstadter geschaut, fiel Gruppenleiterin Janna Gehring auf. Schließlich ist der Platz vor der Christ-König-Kirche kaum wiederzuerkennen. Von Donnerstagabend bis Sonntag haben ihn Mitglieder der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im Zuge der bundesweiten Sozialaktion „72 Stunden“ vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend komplett umgebaut. „Wir wollten einen Platz der Begegnung schaffen“, beschreibt Janna Gehring das Ziel.
Ob Ministranten der Seelsorgeeinheiten Mannheim St. Martin, Südwest und Süd oder von St. Pius gemeinsam mit der KjG St. Peter, die Pfarrjugend Sandhofen oder Pfadfinder der DPSG St. Lioba - in zahlreichen Stadtteilen haben sich Jugendliche der Aufgabe gestellt, binnen 72 Stunden ein Projekt zu realisieren. Die mit Abstand größte Gruppe engagierte sich in Wallstadt.
Auf dem Vorplatz der Christ-König-Kirche wurde "Jahrzehnte nichts mehr gemacht"
Alle fünf Jahre gibt es diese BDKJ-Aktion, bei der junge Leute 72 Stunden lang eigenverantwortlich und ehrenamtlich für die Menschen in ihrer direkten Umgebung arbeiten. 2019 hatte die KjG den ehemaligen Kindergarten zum Gemeindezentrum umgestaltet. „Jetzt war es der Wunsch der Gemeinde, hier etwas vor der Kirche zu tun“, so Lucas Hassinger, einer der verantwortlichen Gruppenleiter für das Projekt.
Schließlich sei auf dem Vorplatz „Jahrzehnte nichts mehr gemacht worden“, die Pflanzen seien „trocken und in die Jahre gekommen“ gewesen, so der 26-Jährige. Seit Ende 2023 hatte die KjG geplant und sich ein Konzept überlegt, dabei viel Unterstützung und freie Hand von Pfarrer Daniel Kunz und von der Gemeinde bekommen, sagt Hassinger. Allerdings ist die Vorgabe der Aktion „72 Stunden“, dass die Jugendlichen alles alleine schaffen beziehungsweise sich alleine Sponsoren und Helfer besorgen müssen.
Aber das sei kein Problem gewesen: „In Wallstadt hilft man sich viel gegenseitig“, so Janna Gehring, und tatsächlich bringt in diesem Moment ein junges Paar eine Dose mit Süßigkeiten vorbei. Verpflegung, Arbeitsmaterial, Pflanzen und Baustoffe sowie etwa 1500 Euro an Geldspenden hätten sie bekommen, zählt Lucas Hassinger auf. Dank der Kontakte eines KjG-Mitglieds rückt das Technische Hilfswerk (THW) mit einem Lastkraftwagen und zwei Helfern an, um den gesamten Grünschnitt abzutransportieren. Und Johannes Krassowka, Bauingenieur sowie Inhaber einer Eventfirma, steuert das ganze Wochenende den kleinen Bagger, obwohl er selbst gar kein KjG-Mitglied ist.
„Wenn wir daran vorbeilaufen, können wir stolz sein“
„Da lief viel über persönliche Kontakte“, so Lucas Hassinger dankbar, selbst sein Arbeitgeber habe Pflanzen gestiftet und die Mutter eines KjG-Mitglieds ausrangierte professionelle Arbeitsjacken. „Wenn es so nass und kalt ist wie an diesem Wochenende, dann macht es schon mehr Spaß, professionell auszusehen und warme Jacken zu haben“, sagt Janna Gehring. Der heftige Regen, so gibt sie zu, habe ihnen zwischendurch zugesetzt. „Da musste man sich doch etwas mehr motivieren - aber wir haben immer weitergemacht“, betont die 21-jährige Studentin. Lucas Hassinger führt das auf den „tollen Teamgedanken“ zurück, der alle angetrieben habe.
Insgesamt 62 Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter ab 16 Jahren umfasst die KjG, die damit die größte KjG in Mannheim ist. Diese Verantwortlichen betreuen zwölf Gruppen mit insgesamt 80 Kindern, bieten wöchentliche Treffen, monatlich größere Aktionen und im Sommer ein großes Ferienlager. Von den Gruppenleitern sei das Wochenende „jeder irgendwie dabei“ gewesen, wie Janna Gehring sagt, dazu einige Ehemalige. Manche hätten sich den Freitag sogar als Urlaubstag genommen. Aber das motiviert auch: „Es macht Spaß, gemeinsam etwas geschafft zu haben“, betont Lucas Hassinger, „und wenn wir später daran vorbeilaufen, können wir stolz sein.“
Ökologischer Gemeinschaftsgarten Treffpunkt für alle GEnerationen Wallstadts
Als Ziel der aufwendigen Handarbeit nennt Hassinger einen ökologischen Gemeinschaftsgarten, der ein Treffpunkt für alle Generationen Wallstadts sein solle - nicht nur für Kirchgänger. Vorgesehen sind unter anderem Trockenheits- und Hitzeresistente Pflanzen, über die eigens Schilder informieren sollen, eine Blumenwiese, ein Hochbeet mit Kräutern, Mandelbäumen, Bienenhotels sowie auf dem Boden Markierungen für Hüpfspiele sowie Wikingerschach. Bei den Spielen hätten die Kinder der KjG Anregungen gegeben, man orientiere sich aber auch an Grundschul-Schulhöfen. „Und bei den Pflanzungen hat uns die Bundesgartenschau inspiriert“, so Janna Gehring.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar „72 Stunden“: Wertvolle Jugendarbeit