Mundart-Komödie

Wie "Was ä Theater" sein Publikum in Mannheim-Waldhof begeistert

Eine Boulevard-Kommödie, wie sie im Buche steht: mit ihrer neuesten Produktion aus der Feder des Autors Hans Schimmel legte "Was ä Theater" im Mannheimer Stadtteil Waldhof eine umjubelte Premiere hin

Von 
Katja Geiler
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Olli (Frank Kappler) erklärt, was 20 cm sind (v.l.): Heidi (Jasmin Stahl), Isidore (Denise Roth), Hedwig (Hella Born) und Fridolin (Tim Zenker). © Katja Geiler

Mannheim. Der Franziskussaal war bis auf den letzten Beistellhocker besetzt bei der Premiere von „Liebe, Sex un Ehefruscht“, einer turbulenten Verwechslungskomödie der Gruppe „Was ä Theater“. Im Original heißt das Stück übrigens „Liebe, Frust und Schwiegermütter“ und ist vom Hockenheimer Autor Hans Schimmel, der leider im Dezember letzten Jahres verstorben ist.

Etwas abgeändert und ins „Monnemarische“ übersetzt wurde es von der Gruppe selbst. „Eigentlich sollte die KI die Ansage machen, aber sie kann kein Monnemarisch“, sagte Jasmin Stahl, die mit Frank Kappler das Publikum begrüßte. Wie so oft bei Boulevardkomödien, ist die Handlung undurchsichtig, bei der aktuellen bleibt bis zum Schluss einiges im Dunkeln und sorgt am Ende für ein großes „Aha“.

Sticheleien und Brüller

Die Nebenschauplätze, Running Gags und Anspielungen auf Mannheimer Stadtteile (von denen Sandhofen am meisten sein Fett wegbekommt) sorgen für die meisten Lacher. Olli (Frank Kappler) und Heidi (Jasmin Stahl) Eiermann stehen kurz vor ihrer silbernen Hochzeit, langweilen sich jedoch miteinander und sticheln sich gegenseitig. „Du tust so, als wärst du ein Hengst, bist aber ein kleines Pony“, sagt Heidi, während Olli sein Bayern-Magazin mit „dem Franz“ auf der Titelseite liest. Ein Bild von Franz Beckenbauer hängt auch an der Wand, mit Trauerflor.

Heidi erwartet ein „tolles Geschenk“ von Olli zum Hochzeitstag. Olli zeigt sich wenig motiviert. Immerhin hat er eine Annonce für eine Putzfrau aufgegeben, um Heidi den Haushalt zu erleichtern. Sein Kumpel Paul (Klaus Stahl) kommt auf Idee, Ollis erotischen Sinnen auf die Sprünge zu helfen und eine Annonce online aufzugeben. „Ich bin ein Frauenversteher, du machst dein Bagger-Diplom bei mir“, meint Paule. Er selbst hat sich gerade von Waltraud (Sabine Kuhn) getrennt und gibt sich als selbstbewusster Single.

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Die beiden Chaoten formulieren einen fragwürdigen Text, Paule rät seinem „Moggele“, wie er Olli nennt, sich als Mann vom Geheimdienst auszugeben, um besonders sexy zu wirken. „Eine aus Sandhofen bekommst du nicht, vielleicht eine vom Luzenberg“, meint Paul. Dieselbe Idee mit der Annonce hat Waltraud. Sie ist nach der Trennung ebenfalls ein selbstbewusster Single in Pink, Heidi dagegen trägt Grau und Schwarz. Als sie sich in der Annonce selbst beschreiben soll, findet sie keine passenden Worte, also übernimmt Waltraud den Text.

Heidi hat ebenfalls eine Annonce aufgegeben, sie sucht einen Schneider für Ollis Anzug zur Silbernen Hochzeit. Schließlich kommt Heidis Schwester Ilse (Barbara Block) zu Besuch. Sie ist bekannt für ihre grauenerregenden Kochkünste. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Scharniere der drei Bühnentüren einiges aushalten, denn jetzt heißt es nur noch: Tür-auf-Tür-zu.

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Die neugierige Nachbarin Hedwig (Hella Born) schaut ständig vorbei und fragt jedes Mal nach einer anderen Zutat für Pfannkuchen, ein merkwürdiger Charmeur namens Günther (Dieter Zuber) säuselt um Heidi herum. Diese weiß nicht, ob sie verlegen, empört, oder geschmeichelt reagieren soll.

Ilse lernt „auf dem Taunusplatz“ zwei Mitglieder einer Sekte kennen (Tim Zenker und Denise Roth), die beiden sorgen für durchgehend Brüller-Momente. Sie tragen nicht etwa den „Wachturm“ mit sich, sondern den „Wasserturm“, sie glauben an die Erleuchtung und daran, ein „bauchnabelfreies Leben“ führen zu können. Eine Frau namens Lolita (Manuela Offenhäuser) die gerne auch „Lolli“ genannt werden möchte, taucht auf, sie hat es auf Olli abgesehen, gibt zweideutige Dinge von sich, kommt aber irgendwie nicht zur Sache.

Publikum war begeistert

Welche von den schrägen Gestalten sind denn nun auf welche Annonce gekommen, oder ist es nur Zufall, dass sie da sind? Günther steht auf Lolita: „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick oder soll ich noch einmal reinkommen?“ Olli spricht mit dem Bild vom Kaiser, die Sektierer kommen nochmal rein, in Regenkluft, sehen aus wie die Teletubbies und faseln etwas von einem Ufo, mit dem sie entkommen wollen. Hinzu kommt noch der Einbrecher Ede, der sich „Sssssnake“ nennt (Mathias Neubrech) und dabei angezogen ist wie Super Mario.

Er schleicht umher und erbeutet unter anderem Ilses Eintopf. Nach einigen Verdauungsstörungen, Verwechslungen und einer Kurzzeit-Amnesie lösen sich einige Irrtümer und Konflikte auf, und die Tür zum Happy End öffnet sich. Das Publikum war wieder einmal begeistert. Die Einnahmen der Aufführungen kommen wie immer einem sozialen Zweck zugute.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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