Mittwochvormittag. Ehemaliges Offiziersgebäude der Hammonds, Besprechungszimmer. An der Wand das Porträt des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, daneben die Stellwand mit dem geltenden Bebauungsplan. „Eine problemlose Baustelle“, meint Rick Stelter. „Ich wünschte, ich könnte das von allen sagen“, schmunzelt der Abteilungsleiter Bauingenieurwesen im Staatlichen Hochbauamt Heidelberg.
In der Tat: Auf den ehemaligen Hammonds-Barracks am Rande von Seckenheim geht es sichtbar voran mit der Erschließung des fast zehn Hektar großen Geländes, auf dem dereinst 1000 Menschen leben sollen. Wo einst ein Ensemble von Gebäuden stand, liegt nunmehr freies Gelände. „Wir sind im Zeitplan“, versichert Stelter, als er mit Martina Block von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über den Fortgang der Arbeiten berichtet.
Keine Fliegerbomben
Bevor der erste Bagger seine Runde drehte, wurde schon viel vorgearbeitet, etwa das Gelände überflogen, um mögliche militärische Altlasten aufzuspüren: „Gott sei Dank gab es hier keine Fliegerbomben“, meint Stelter noch im Rückblick erleichtert. Während der Abräumarbeiten musste der Kampfmittelräumdienst doch vorbeikommen. Wegen Munitionsresten, die sich nach 80 Jahren militärischer Nutzung eines Geländes darin einfach finden müssen.
Sogar die Archäologen um Klaus Wirth von den Reiss-Engelhorn-Museen waren vor Ort. „Doch gefunden wurde weder ein Goldschatz noch eine Art Ötzi“, schmunzelt Stelter. Und natürlich wird heutzutage auch ökologisch sehr bewusst agiert: Der historische Bestand von 69 Bäumen, vor allem Linden und Kastanien, bleibt erhalten, ist während der Bauarbeiten durch Zäune geschützt. 136 Bäume werden gar neu gepflanzt.
Im August 2019 begann der Abbruch der bestehenden Gebäude. Etwa der großen Sporthalle, in der die GIs ihrem Nationalsport Basketball nachgingen. Entgegen mancher Erwartungen war das keine bloße Leichtbauweise: „Da war schon mächtig Beton drunter“, berichtet Stelter. Auch das Offizierscasino der Bundeswehr, wegen seiner zeltförmigen Form „Tippi“ genannt, musste weichen. „Die Skulptur, die dort stand, wurde eingelagert“, berichtet Stelter. „Und die Inneneinrichtung zu Gunsten des Steuerzahlers veräußert“, ergänzt Martina Block.
Entfernt wurden auch Untergrund und Belag der bisherigen Straßen, denn die passen nicht mehr in den geplanten Zuschnitt des neuen Wohnquartiers. Von einem Weg wird das Pflaster allerdings bewahrt und beim Neubau wieder verwendet. Block: „Es ist handgearbeiteter Naturstein aus den 1930-er Jahren.“
Im Frühjahr 2021 beginnt der Bau des 6600 Quadratmeter großen Parks und der Straßen. Zunächst werden Leitungen gelegt: Wasser und Abwasser, Fernwärme und Strom, Telefon und Internet. Block: „Das Gebiet erhält eine Glasfaserinfrastruktur neuesten Standards.“
Erst wenn diese Erschließung völlig abgeschlossen ist – wohl noch 2021 – , dann will die BImA auf den Markt gehen: „Wir wollen den Interessierten ein sofort voll nutzbares Grundstück übergeben können“, so Block: „Immerhin wenden die Menschen dafür dann sehr viel Geld auf.“
Bund baut selbst 80 Wohnungen
Als erstes werden naturgemäß die Grundstücke entlang der zentralen Erschließungsstraße angeboten, die in Form eines U die Mitte des Areals durchzieht. Auf zwei Baufeldern baut der Bund selbst – 80 Wohnungen für seine eigenen Bediensteten, vor allem aus Polizei und Zoll. „Sollten nicht alle Wohnungen für diesen Zweck benötigt werden, stehen diese dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung“, so Block.
Mehrere der historischen Gebäude bleiben erhalten. So drei frühere Mannschaftskasernen entlang der Hauptstraße; sie sollen vermietet werden. Die GBG hat Interesse am Erwerb bekundet. „Die Gespräche laufen bereits“, berichtet Block.
Erhalten bleiben soll auch das Offiziersgebäude der Amerikaner, in dem das Pressegespräch stattfindet – mit seinem im Originalzustand erhaltenen Casino und den holzgetäfelten Räumen ein Zeugnis der Geschichte. Es steht zwar nicht unter Denkmalschutz. „Doch es wird von uns verkauft mit der Maßgabe, es zu erhalten“, versichert Martina Block.
Im Erdgeschoss samt Terrasse ist Gastronomie vorgesehen. „Die Vermarktung soll aber erst erfolgen, wenn das Gebiet komplett besiedelt ist, damit auch Nachfrage da ist“, erläutert Block. Angesichts der aktuellen Lage der Gastronomie wäre eine Akquise zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin wenig erfolgversprechend.
Und als allerletztes kommt dann das Gebäude der Bundeswehr an die Reihe, das diese noch einige Zeit nutzt. Für diese Fläche macht der Bebauungsplan eine klare Vorgabe: Hier muss ein Supermarkt her.
Von Loretto-Kaserne zu Hammonds-Barracks
- Lage/Umfang: Im Nordwesten von Seckenheim, 9,2 Hektar groß.
- Geschichte: 1937 Bau des Komplexes als „Loretto-Kaserne“ durch die Wehrmacht, 1945 Übernahme durch die US-Army. 1985 Ansiedlung der Bundeswehr auf einem Teil des Geländes. 2011 Abzug der Amerikaner, der Bundeswehr etwa 2022 (laut Info des Verteidigungsministeriums von 2018). Geschichte des Areals im Web: www.bit.ly/Zeitreise-Hammonds.
- Name: Die Amerikaner benannten die Kaserne 1948 nach Robert M. Hammonds. Der 19-jährige Gefreite aus Wickliffe (Kentucky/USA) fiel kurz vor Kriegsende am 11. April 1945; zu dem Einsatz meldete er sich freiwillig, da er in seiner Einheit als einziger unverheiratet und ohne Kinder war.
- Projekt: 400 Wohneinheiten, teils als Eigentum, teils zur Miete. Ab 2022 sollen die ersten der insgesamt 1000 Bewohner einziehen.
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