Der Stadtteil Seckenheim wächst weiter - nein, nicht in die Fläche nach außen, sondern in seinem Inneren: Nach dem ehemaligen Militärareal auf den früheren Hammonds, auf dem bereits kräftig gebaut wird, folgt die Erschließung der bisherigen Otto-Bauder-Sportanlage. Nun wurde der Planungswettbewerb entschieden, in vier, fünf Jahren sollen die ersten der etwa 200 Wohneinheiten bezugsfertig sein.
Die 45 000 Quadratmeter wurden frei, als der Sportverein Seckenheim im vergangenen Jahr die nach seinem bekannten früheren Vorsitzenden benannte Anlage verließ und auf die Bezirkssportanlage umzog. Der Gemeinderat beschloss daraufhin, das der Stadt gehörende Gelände für Wohnbebauung zu nutzen.
Renommierter Sieger
Zur Planung schrieb die Stadt einen Wettbewerb aus, zu dem 20 Architekturbüros eingeladen wurden. „Der aktuellen Marktlage entsprechend haben nur elf teilgenommen“, berichtet Klaus Elliger, Leiter des Fachbereiches Stadtplanung. Einstimmig, also auch mit den Voten der Seckenheimer Mitglieder, entschied sich die Jury für das Darmstädter Büro Trojan + Trojan.
Architekt Klaus Trojan ist seit 1972 in der Branche tätig und hatte mehrere Jahre den Lehrstuhl für Städtebauliches Gestalten in Hannover inne; in einem früheren Stadium war er außerdem an Stuttgart 21 beteiligt. Vom Volumen her ist Seckenheim damit zwar nicht zu vergleichen, und trotzdem: „Das war keine einfache Aufgabe“, bekennt die Vorsitzende der Jury, die Karlsruher Architektin Barbara Engel.
Unterschiedliche, ja gegensätzliche Ziele waren hier in Einklang zu bringen: Schaffung von Wohnraum bei Wahrung von Klimaschutz, hohe Verdichtung mit Rücksicht auf die Nachbarschaft. Darauf nehme die Planung durch einen angemessenen Abstand an den Rändern sowie durch Staffelgeschosse Rücksicht und erreiche doch ein Höchstmaß an gewünschter Verdichtung, lobt Engel. „Im Wesentlichen hat die Bebauung Dreigeschossigkeit und punktuell viergeschossige Erhöhungen“, beziffert Klaus Elliger auf Nachfrage des „MM“ die in den zurückliegenden Monaten zum Teil heftig umstrittene Gebäudehöhe.
Die Wohnformen wiederum sind nach Ansicht der Jury mit jeweils der Hälfte an Doppel- und Reihenhäusern sowie an Geschosswohnungsbau ausgewogen. In ihrer Platzierung zeige das Projekt eine klare Gliederung, so Engel: Die südliche Hälfte ist dem Geschosswohnungsbau mit „nachbarschaftsbildenden Höfen“ gewidmet, der Norden den Ein- und Zweifamilien-Häusern.
Kita und zentraler Platz
In der Mitte wird eine Kita ihren Standort haben, die laut Elliger keineswegs nur für das Neubaugebiet gedacht ist. Und einen Platz gibt es hier. Durch seine zentrale Lage soll er nach dem Willen von Klaus Trojan für das neue Quartier ebenso identitätsstiftend wirken wie durch seinen Namen: Otto-Bauder-Platz.
Für die Stellplätze gilt das Verhältnis 1:1. „Da wird man sehen müssen, ob das noch zeitgemäß ist“, meint Elliger unter Hinweis auf mögliche positive Auswirkungen von Mobilitätskonzepten (ÖPNV, Carsharing). Apropos Autos: Auf Wunsch der Politik sehen die Planer nun doch einen direkten Anschluss an die Umgehungsstraße vor. So entsteht im dortigen Grünbereich eine Lärmschutzwand und eine Zufahrt, allerdings nur zweispurig. „Wir wollen den Eingriff in diesen Bereich minimieren“, versichert Elliger.
Überzeugt hat die Jury auch die Grünplanung, für die Landschaftsarchitekt Frank Schwaibold verantwortlich zeichnet: „Alle schützenswerten Bäume werden erhalten“, erläutert Engel. An den Rändern gibt es es Streuobstwiesen und Saisongärten, die über einen Park-Charakter hinausgehen: „Sie bieten Lebensraum für Flora und Fauna, fast schon ein Biotop“, schwärmt Trojan.
Bürgermeister Ralf Eisenhauer sieht hier ein Beispiel für die Politik der Stadt, im Inneren zu verdichten statt in der Fläche neu zu versiegeln. Dies sei auch notwendig, um dem bis 2040 prognostizierten Zuwachs der Stadtbevölkerung zu entsprechen. Alleine durch die Konversionsflächen sei dies nicht möglich.
Und wie geht es weiter? Das Bebauungsplanverfahren, das mit dem Aufstellungsbeschluss im Mai 2020 begann, wird nun mit der Planung auf Basis des Wettbewerbssiegers fortgesetzt. Und wann werden die ersten Bewohner hier einziehen können? „Wenn alles glatt geht“, sagt Elliger, „in vier, fünf Jahren.“
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