Kleinkunstbühne Palü

40.000 Euro Spenden: Musiker jammen in Mannheim-Seckenheim für den guten Zweck

Nachwuchsmusiker spielen im Palü im Mannheimer Stadtteil Seckenheim ohne Gage. Das Publikum spendet, der Veranstalter übernimmt die Unkosten - und viele soziale Einrichtungen profitieren seit Jahren von dem Format

Von 
Hartwig Trinkaus
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Andreas Hänssler begrüßt die Musiker im Palü-Keller. © Hartwig Trinkaus

Mannheim. Jam Session (von „to jam“: „improvisieren“ und „session“: „Sitzung“) meint die zwanglose Zusammenkunft von Musikern, die aus dem Stegreif zusammen spielen. Und weil in Seckenheim manches ein wenig anders ist, gibt es im Keller des Badischen Hofes seit 2009 die Palü-Jam-Session, bei der sich zum Auftakt des Abends Bandmitglieder und danach versierte Freizeitmusiker auf der Bühne tummeln.

Die Beliebtheit des Termins hat auch durch die Covid-Pause nicht gelitten. Noch immer ist der Eintritt zur Jam Session frei, bekommen die Musiker keine Gage und sind alle Musikrichtungen und Instrumente willkommen. Palü-Chef Andreas Hänssler stellt den Raum und die Hardware zur Verfügung, bezahlt die GEMA, hilft bei Auf- und Abbau und übernimmt bei Bedarf Moderation und Sound Mix. So können die Musiker mit eigenen Instrument anreisen und ohne großen Aufwand aufspielen.

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Die kommen oft aus der Metropolregion Rhein-Neckar, aber auch aus Kaiserslautern, Baden-Baden, Darmstadt oder Worms. Auch Musiker, die es schon bei DSDS versucht haben oder gar Opernsängerinnen und klassische Musiker waren dabei. Claus Eisenmann kam schon mehrfach, ebenso die inzwischen leider verstorbenen Mannheimer Musik-Urgesteine Hans Reffert, Michael Bundt und Hans Frauenschuh. Daneben standen schon zahlreiche Talente im Palü-Keller erstmals auf der Bühne und, das ist dem gestandenen Hobbymusiker Hänssler wichtig, schon mehrere Musiker haben sich bei einer Jam Session kennengelernt und arbeiten zusammen.

Internationale Projekte gefördert

Matthias Coenen (Gitarre) und Raphael Autz (Schlagzeug und Gitarre) organisieren den musikalischen Part. Beide engagieren sich aus Idealismus und sind von den sozialen Ideen begeistert. Denn Hänssler stellt immer wieder Hilfskonzepte vor. International wurde in Nairobi ein Junge unterstützt, der an Lymphdrüsenkrebs leidet, es wurde eine Schule für schwerstbehinderte Kinder in Peru oder in Entwicklungsländern vor Ort die Trinkwasserversorgung gefördert.

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Von der Seckenheimer Jam Session profitieren übrigens auch hiesige Initiativen, das Schifferkinderheim etwa, die Maria-Montesorri-Schule, das Kinderheim Käfertal, die Lebenshilfe Rheinau oder die Arbeitstherapeutische Werkstätte Mannheim. Derzeit wird für die Einrichtung „Wünschewagen“ des ASB gesammelt. Der Wünschewagen erfüllt, ausschließlich spendenfinanziert, Menschen am Ende ihres Lebens einen letzten Wunsch und bringt sie noch einmal an ihren Lieblings- oder Sehnsuchtsort.

Seit Anbeginn sind inzwischen rund 40 000 Euro, in Beträgen zwischen 1000 und 2500 Euro, weitergeben worden. Wie das Geld eigentlich zusammenkommt? Auf dem Heimweg gehen die Gäste nicht achtlos an der Spendengitarre vorbei - und so zwanglos soll es auch in Zukunft sein.

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