Die Kleinkunstbühne Palü in Seckenheim im Badischen Hof feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum. Der Jugendstilsaal wird dann zur Heimat von Musik, Kabarett und Comedy. Dabei hat das Palü eine treue Fangemeinde, die Karten sind schnell vergriffen - normalerweise. „Nach Corona kommen weniger Leute, aus Angst und Unsicherheit“, sagt Andreas Hänssler, Inhaber des Palü und des Badischen Hofes.
„Viele haben auch ihre Interessen während der Pandemie verändert. Ich habe Kontakt zu anderen Bühnen, die Betreiber sagen dasselbe.“ Hänssler liegt der Badische Hof an der Seckenheimer Hauptstraße schon lange am Herzen. Das Areal ist vielseitig, es gibt ein Restaurant mit Biergarten im Hof und verschiedene Räume für Feiern und Veranstaltungen. Eigentlich ist Hänssler kein Gastronom, sondern Inhaber einer Firma für Kunststoff- und Dichtungstechnik.
„Jeden Tag fuhr ich viermal am Badischen Hof vorbei und sah, wie das Gebäude zerfiel. 2000 habe ich das komplette Areal gekauft.“ Die Wirtin, die das Restaurant betrieb, nutzte den Jugendstilsaal im ersten Stock nicht, dieser stand 18 Jahre lang leer. Im Kellerraum trafen sich die Schlaraffen. „Sie kennen die Schlaraffen nicht? Das sind Intellektuelle, die sehr an Kultur interessiert sind. Der Keller war wie eine eigene Wirtschaft, wir konnten ihn nicht besichtigen.“
Die Schlaraffia wurde 1859 gegründet, besteht aus Männern und hat ein Faible für Ritterzeit und Rituale. Als die Schlaraffen 2008 auszogen, fanden die Hänsslers Holzschwerter an den Wänden. Und ein besonderes Prachtstück, einen 120 Jahre alten Steinway-Flügel, der von innen komplett überholt wurde und nun im Palü steht. Der Jugendstilsaal hat ebenfalls eine spannende Geschichte, hier war bis 1983 die Kleinkunstbühne Rica’s Brettl. „Rica, die pfeifende Wirtin. Die Bühne hatte eine europaweite Bedeutung, es traten Zarah Leander, Brigitte Mira oder Gert Fröbe auf. Der damalige Oberbürgermeister Hans Reschke hatte eine Loge im Saal.“
„Wir sind hineingestolpert“
Doch nach 18 Jahren ohne Nutzung musste der Saal grundrenoviert werden, dabei versuchte man, die Jugendstil-Elemente so gut wie möglich zu erhalten. Ein fertiger Saal – und nun fehlten nur noch die Künstler und das Publikum. „Wir sind blauäugig hineingestolpert. Wir hatten mit Kabarett nichts zu tun. Wir sind von Beruf Ingenieur und Krankenschwester“, sagt Regina Hänssler über sich und ihren Mann.
Trotzdem wagten sie den Schritt, und 2003 gab es die ersten Vorstellungen mit der Sängerin Joana. Seitdem standen 147 Künstlerinnen und Künstler auf der Palü-Bühne, viele kamen mehrere Male. Ein absolutes Palü-Highlight ist inzwischen der Kabarettist Bernd Kohlepp, der große Geschichten aus Literatur und Film als Einzelperson äußerst witzig auf die Bühne bringt. Im September dieses Jahres hat er sich „Casablanca“ vorgenommen, die Karten sind bereits ausverkauft.
Doch für zwei Aufführungen im Herbst sind noch Karten erhältlich: „Other Roads“, ein Trio aus Großbritannien, das schon öfters im Palü aufgetreten ist und das auf Gitarre und Fiddle Eigenkompositionen spielt. Darunter ist sogar ein Seckenheim-Song. Die Auftritte sind am Freitag, 30. September und Samstag, 1. Oktober, jeweils um 20 Uhr.
Am Sonntag, 16. Oktober, um 11 Uhr, findet der coronabedingte Nachholtermin der Jazz-Matinee statt, mit dem Frieder Berlin Trio und Special Guest Fauzia Maria Beg.
Info: Mehr Infos und Tickets unter www.palue-mannheim.de
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