Auf dem Friedhof Sandhofen ehrten die gemeinnützige Bürgervereinigung (BGS) des Stadtteils und die Kultur- und Interessengemeinschaft (KIG) des Nachbarstadtteils Schönau die Toten zweier Weltkriege sowie die Opfer von Gewalt, Bürgerkrieg und Folter.
Drei Kränze – einer gemeinsam von Bürgervereinigung und KIG, einer der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und einer der Stadt Mannheim – wurden in einem Schweigemarsch zum Ehrenmal getragen und dort niedergelegt. „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“ steht auf dem Gedenkstein des Ehrenmahls. Daran erinnerte auch die kleine Gedenkstunde in der Trauerhalle.
Musikalisch umrahmte diese der Chor der Aurelia Sandhofen unter der Leitung von Octavio Yang, am Klavier begleitet von Genya Kai, mit drei Liedern. „Die Rose“ sang der Frauenchor, „Soon and very soon“ und „Ein Symbol für den Frieden“ der gemischte Chor. Pastoralreferentin Paulina Scheffzek mahnte, es sei Zeit, aus der Vergangenheit zu lernen, um Kriege zu verhindern.
An die Opfer der Kriege zu erinnern ist nicht Thema meiner Großeltern, es ist auch für uns hier wichtig, sie in Erinnerung zu behalten und künftig gegen solche Gräueltaten vorzugehen, so Scheffzek. Es sei christliche Tradition, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Opfer zu zählen, sondern auf den Zusammenhalt in der Welt hinzuarbeiten. Gerechtigkeit und Versöhnung müssten in den Vordergrund gerückt werden, sagte die Pastoralreferentin.
SPD-Stadträtin Andrea Safferling erinnerte daran, dass in vielen Gemeinden am Totensonntag mit einem Licht an die Verstorbenen erinnert werde. „Der Totensonntag schlägt eine Brücke, er markiert den Übergang zwischen Leben und Tod“. Jeder Mensch, der schon einmal Abschied genommen hat, von einem anderen wisse, dass dieser Abschied gar nicht so einfach sei. „Trauer ist ein Korb voller Gefühle“, so Safferling und weiter: „Gefühle, die mit Zuneigung, mit Zorn und Ärger, mit Leid und Schmerz einherzugehen, mit der ganzen Bandbreite an Empfindungen, zu denen ein Mensch fähig ist.“
Diese Gefühle würden täglich erneuert, wenn uns neue Nachrichten vom russischen Überfall auf die Ukraine oder dem Terrorakt der radikal islamistischen Hamas erreichen. Gerade deshalb solle man den Totensonntag zum Anlass nehmen, um den Toten zu gedenken und daran zu denken, dass Frieden nicht selbstverständlich ist. „Lassen sie uns heute unsren Toten gedenken, aber vergessen dabei die Lebenden nicht“, sagte Safferling.
Wolfgang Steinmann, der stellvertretende Vorsitzende der BGS, erinnerte, dass an alle Toten, egal wo auf der Welt, gedacht werde. Es gebe aber auch Hoffnung auf Versöhnung, stellte er heraus. Das Gedenken an die Verstorbenen aufrechtzuerhalten, führe uns auch die eigene Sterblichkeit vor Augen und lasse uns gleichzeitig die Erinnerung an unsere Lieben aufleben. So würden diese auch in der Erinnerung unsterblich, so Steinmann.
Preußische Tradition seit 1816
Übrigens bestimmte im Jahre 1816 König Friedrich Wilhelm III. für die evangelische Kirche in den preußischen Gebieten den letzten Sonntag im Kirchenjahr und damit vor dem ersten Advent zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“, nicht zuletzt auch wegen der Trauer um seine 1810 verstorbene Frau Luise. Andere Landeskirchen übernahmen den Feiertag, um an die Gefallenen der Befreiungskriege zu erinnern.
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