Sandhofen. Vor 100 Jahren, ganz genau am 3. Juli 1924, eröffnete Jean (Hans) Mechnig zusammen mit seiner Frau Anna das Geschäft in der Kalthorststraße, das immer - mehrmals renoviert und ausgebaut - an diesem Standort seinen Platz hatte.
Mechnig war Wanderfotograf und verdiente sein Geld mit Fotografien von Häusern. Seine Frau Anna machte mit einer Schelle darauf aufmerksam, dass sie in der Straße waren. Der Fotograf bot den Inhabern an, sie kostenlos zu fotografieren. Dafür durften diese auch freundlich aus den Fenstern schauen. Etwa vier Wochen später kam er wieder und verkaufte seine fertigen Bilder an die Hausbewohner, die er auf Zelluloid festgehalten hatte. Schließlich wurde er in der Kalthorststraße sesshaft.
Diese Geschichte und viele andere Anekdoten erzählt Bernd Mechnig-Diehl in dem angebauten Atelier. Hans und Else Diehl übernahmen das Geschäft schließlich. Hans war der Neffe des Firmengründers Jean. Da der Onkel keine Kinder hatte, aber auch nicht wollte, dass seine Geschwister an das Erbe kommen, adoptierte er kurzerhand im Jahre 1963 die Eltern von Bernd Mechnig und den Jungen selbst und nahm alle drei als seine Kinder an. „So kam die Kuriosität zustande, dass mein Vater gleichzeitig mein Bruder war“, erzählte Bernd lachend. Nach seiner Lehre zog es ihn für eineinhalb Jahre nach Zweibrücken, um bei einem Fotografen zu arbeiten. Dort lernte er auch seine Frau Marga kennen. Nach der Rückkehr nach Sandhofen arbeitete er wieder im Geschäft seines Vaters. Im Jahre 1969 gaben sich Marga und Bernd das Ja-Wort.
Mannheims erstes Fotolabor, das in Farbe produzierte
Bis zu zwölf Mitarbeiter waren in dem Fotoatelier einst beschäftigt. „Es musste ja alles von Hand hergestellt und bearbeitet werden“, so der Fotografenmeister. Als einmal ein Wasserschaden sämtliche Glasplatten, die zur Entwicklung der Fotos notwendig waren, zusammenklebte, mussten diese entsorgt werden. So kann heute durchaus behauptet werden, dass der Anbau mit dem Fotoatelier auf „Glas gebaut“ wurde, denn die Glasplatten waren im Hof entsorgt worden.
Im Jahre 1950 hat Mechnig-Diehl das erste Fotolabor in Mannheim aufgebaut, das in Farbe produzierte, wie er selbst erzählt. Es konnten letzten Endes Farbfotografien bis zu einer Breite von 1,50 Metern hergestellt werden. Im Jahre 2001 habe die digitale Bearbeitung von Fotografien in das Geschäft Einzug gehalten.
Heute betreibt die älteste Tochter, Simone Mechnig-Pfeiffer, das Geschäft. Die gelernte Fotografin hat sich mittlerweile recht erfolgreich auf Kinderfotografien und Hochzeiten spezialisiert. Seit drei Jahren arbeitet auch ihr Sohn Niklas in dem Betrieb mit. Ob er in ihre Fußstapfen tritt, muss noch reichlich überlegt werden. „Drängen werde ich ihn nicht“, so Mechnig-Pfeiffer.
Bernd Mechnig-Diehl gehörte seit 1980 dem Gewerbeverein Sandhofen an, in dem er lange Jahre den Vorsitz hatte und stets ein Vorstandsamt bekleidete. Heute ist er dort Ehrenmitglied.
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