Mannheim. So, als hätten alle in Sandhofen und Umgebung auf „ihre“ Kerwe gewartet, begann sie. Sah es zunächst noch sehr ruhig in den Straßen in Mannheims Norden aus, so füllten sich diese quasi mit dem Glockenschlag 14.30 Uhr zusehends. Denn genau zu diesem Zeitpunkt setzte sich der Kerwezug vom Stich in RichtungKriegerdenkmal in Bewegung.
Angeführt wurde der bunte Zug traditionell von einem Oldtimertraktor - in diesem Fall war es einer der Firma Eicher, gebaut im Jahr 1954. Hinter dem vor sich hintuckernden Fahrzeug reihte sich ein bunter Zug aus Buggy-fahrenden Kindern, Mitgliedern von Vereinen, und zu guter Letzt der ihren Bollerwagen ziehenden Kerwebagage.
Dass alle guter Laune waren, sah man den Kerwezugbegleitern deutlich an. Und auch die Anspannung unter den Mitgliedern des 2020 gegründeten Kerwevereins wich langsam. Auch hier erhellten sich die Gesichter, wenn auch der Vorsitzende Uwe Mauch noch ein wenig vorsichtig mahnte: „Wenn jetzt die nächste Stunde vorüber ist, dann kann man sagen, es funktioniert alles.“
Es kam so. An ganz wenigen neuralgischen Punkten musste ein wenig nachjustiert werden, weil sich der eine oderandere nicht an die Straßensperrungen halten wollte. Aber auch da fanden sich Regeln. Inzwischen war der Kerwezug in die Kriegerstraße abgebogen und nahm zügig Fahrt auf das Denkmal auf.
Dort wartete schon der Leierkastenmann mit seinen Melodien auf die Festbesucher. Jürgen E. Wolf, Vorsitzende der Bürgervereinigung, eröffnete die Kerwe offiziell. Ein langjähriger Motor des Gewerbevereins und des Festes, Bernd Mechnig-Diehl, erhielt die Sandhofener Ehrenmedaille in Silber für seine Verdienste und sein Engagement für verschiedene Vereine im Stadtteil.
Uwe Mauch erläuterte, warum die Kerwe in Sandhofen im August stattfindet. Das sei dem Geburtstag des Apostels Bartholomäus geschuldet, an dessen Geburtstag immer am letzten Wochenende im August gedacht werde. Aber damit war der Ernst der Veranstaltung auch schon zu Ende. Jasmin Schäfer und Wolfgang Merz bestiegen als Kerwebagage die Leiter und verkündeten Geschehnisse aus dem Stadtteil in wohlgesetzten Versen.
Da wurde der Aufstieg der SKV gefeiert. Hundehalter, die ihre Häufchen nicht entfernten und die für Radfahrer gefährlichen Löcher in den Straßen wurden kritisiert. Alle Stadtteile würden gut behandelt. Nur die versprochene und dringend benötigte Halle für Sandhofen werde auf die lange Bank geschoben. „Die Halle brauchen wir jetzt“, forderten die beiden Kerweredner. Nachdem sie über das eine oder andere „gewettert“ hatten, wünschten sie der Veranstaltung einen friedlichen Verlauf.
Der Kerwekranz wurde reichlich begossen und in luftige Höhe gezogen. Beim Anschlagen des Freibierfasses hakte es ein wenig. Der Hammer ging zu Bruch. Es musste ein neuer beschafft werden. Aber dann gab es Bier und Brezeln für alle.
Dann blieb da noch ein letztes Geheimnis, das schließlich gelüftet wurde. Tammy Bade hieß die erste „Bockschelleverkäuferin“, deren Schellen reißenden Absatz fanden. Die Legende um die Bockschelle wurde auch erzählt: In Sandhofen habe es früher arme Bauern gegeben, die sich keinen Geißbock leisten konnten. Also habe man einen für alle Bauern angeschafft.
Damit man wusste, wo der Bock sich gerade befindet, habe man ihm eine Glocke um den Hals gehängt. Das hätten auch die Bewohner von der Ausgasse rund ums Feldschlösschen herum mitbekommen, weshalb man diesen Teil Sandhofens auch „Bockschell“ nannte. Aus diesem Grund werde ab jetzt jedes Jahr die „Bockschell“ zur Kerwe verkauft, meinte Tammy Bade.
Super Stimmung mit zwei Bands
Am Montag und Dienstag wird rund um das Denkmal weiter Kerwe gefeiert, am Stich allerdings nicht. Übrigens wurde an dem Platz überschwänglich gefeiert. Die Bands Zeitlos und anschließend Funmusik heizten dem Publikum mächtig ein, das sich an Spießen, Steaks, Flammkuchen oder Dünnele erfreute.
Besuchern, wie Maria Wetzel oder Horst Gulder war anzumerken, dass sie nach diesem Fest regelrecht „gelechzt“ hatten: „Jetzt haben wir so lange warten müssen, bis wir wieder feiern durften“, so die beiden.
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