Rheinau

Wie soll es mit dem Rheinauer Gewerbeverein weitergehen?

Der Rheinauer Gewerbeverein wird nicht aufgelöst, soll aber auch nicht wie bisher weiterbestehen. Nun wird eine Fusion entweder mit der Dachorganisation der Rheinauer Vereine oder dem Gewerbeverein in Neckarau geprüft

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Konstantin Groß
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Beim Gewerbeverein: Ehrenvorsitzender Klaus Schäfer (2. v. l.), Ko-Vorsitzende Sandrina Künster (2. v. r.) und Neckaraus GdS-Chef Bernd Schwinn (r.) © Konstantin Groß

Mannhiem. Die Zukunft eines der lange aktivsten und renommiertesten Vereine im Stadtteil Rheinau ist weiter offen. Auf ihrer jüngsten Versammlung beschlossen die Mitglieder des Rheinauer Gewerbevereins, ihren Verein nicht aufzulösen, aber auch, ihn nicht als selbstständige Organisation weiterzuführen. Stattdessen ist nun eine Fusion angedacht - entweder mit dem Gemeinnützigen Verein Rheinau, der Dachorganisation der Vereine, oder mit der Gemeinschaft der Selbstständigen (GdS) im Nachbarstadtteil Neckarau.

Rheinauer Gewerbeverein in der Krise

Es sind exakt zwölf der rund 70 Mitglieder, die sich an jenem Abend im Restaurant „Krautwickel“ einfinden. Nach dem Rücktritt der Co-Vorsitzenden Sandrina Künster und Walter Schafar am 11. April hat Ehrenvorsitzender Klaus Schäfer zu der Versammlung eingeladen, um zu entscheiden, wie es weitergeht. Professionell wie immer leitet Schäfer nun die Sitzung, legt die drei Alternativen für die Zukunft des Vereins dar, dessen Mit-Initiator er 1986 war.

Erste Option: Fortbestand wie bisher. Dazu ist es allerdings notwendig, dass sich drei Personen dazu bereitfinden, die in der Satzung vorgeschriebenen Posten der drei Co-Vorsitzenden zu übernehmen. Mit Unterstützung weiterer Aktiver, die sich im Beirat einfinden würden, müsste der neue Vorstand dann ein umfassendes Arbeitsprogramm entwickeln, um den Verein wieder auf die Beine zu bringen. Mit einem Kassenbestand von 10 000 Euro stünden ihm dafür auch ausreichend Mittel zur Verfügung. „Finanziell ist der Verein gesund“, konstatiert Schäfer.

Mehr Professionalität nötig

Um die neuen Vorstände von organisatorischen Aufgaben zu entlasten, muss laut Schäfer „auf bezahlte Kräfte zurückgegriffen“, also eine Geschäftsstelle eingerichtet werden. „Und die kostet Geld“, macht er klar, hält dies für unausweichlich: „Man kann nicht mehr verlangen, dass alles im Ehrenamt erledigt wird.“

Eine Alternative zu einer eigenen Geschäftsstelle wäre eine Rückkehr in den Dachverband „Bund der Selbstständigen“ (BdS), der für Mitgliedsvereine einen entsprechenden Service anbietet. Wegen der hohen Beitragskosten von jährlich 4000 Euro war der Gewerbeverein jedoch mit Wirkung zum 31. Dezember 2022 aus dem BdS ausgetreten. Schäfer verhehlt nicht, dass er persönlich diese Variante - Fortbestand mit Rückkehr zum BdS - präferiert.

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Zweite Option: Ein Anschluss an den Gemeinnützigen Verein, die Dachorganisation der Vereine des Stadtteils. Hier würde der bisherige Gewerbeverein als eine Art „Abteilung Gewerbe“ geführt werden. „Bei einer solchen Fusion stellen sich verschiedene Probleme, die nicht einfach zu lösen sind“, so Schäfer.

So seien auch bei diesem Modell Ehrenamtliche nötig, um die Abteilungsleitung zu übernehmen. Zumindest dieses Problem wäre gelöst: Noch in der Sitzung erklärt sich Dieter Eckert, als Selbstständiger Mitglied im Gewerbeverein und zugleich stellvertretender Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins, dazu bereit, die Funktion des Abteilungsleiters zu übernehmen.

Stadtteilgrenzen überwinden

Dritte Option: Die Fusion mit der Gemeinschaft der Selbstständigen (GdS) im Nachbarstadtteil Neckarau. Sie zählt aktuell 140 Mitglieder und gehört dem BdS auch nicht an.

„Bei uns im Vorstand herrscht grundsätzlich Bereitschaft, Gespräche über die Bildung eines solchen Gewerbevereins Süd zu führen“, erklärt GdS-Chef Bernd Schwinn, der als Gast an dieser Mitgliederversammlung teilnimmt. Dazu müsse die Satzung der GdS geändert werden. Am Ende des Prozesses müssten zeitgleich Mitgliederversammlungen der beiden Vereine stattfinden, um die Fusion beschließen. Zudem müsse die Rheinau im Vorstand des Fusionsvereins vertreten sein.

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Michael Lange, Schatzmeister des Gemeinnützigen Vereins, erneuert das Angebot für ein Zusammengehen mit seinem Verband: „Unser grundsätzliches Ziel ist es ja seit jeher, die Vereine auf der Rheinau zusammenzubringen.“

Nur die erste Option - Fortbestand wie bisher - ist definitiv vom Tisch: Auf Schäfers Frage, ob es Interessenten für die drei Vorsitzenden-Posten gibt, herrscht Schweigen.

Als Ergebnis der Diskussion beschließen die Mitglieder daher, Verhandlungen mit beiden Vereinen aufzunehmen - sowohl mit der GdS Neckarau als auch mit dem Gemeinnützigen Verein Rheinau. Als Mitglieder der Verhandlungskommission des Rheinauer Gewerbevereins bestimmt die Versammlung Klaus Schäfer und Dieter Eckert.

Einstweilen amtieren die bisherigen Co-Vorsitzenden Sandrina Künster und Walter Schafar (Michael Lösch als dritter Co-Vorsitzender ist nicht anwesend) formal weiter. Damit besteht der Gewerbeverein organisatorisch vorerst nach wie vor.

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