Kommentar Sauberkeit: Müll beginnt im Kopf

Redakteur Konstantin Groß beklagt, dass die Stadtreinigung in Sachen Vermüllung des öffentlichen Raums nur Symptome kurieren könne. Wurzel des Übels sei die Rücksichtslosigkeit mancher Bürger selbst

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Die Organisatoren der jüngsten Rheinauer Stadtteilkonferenz um Alice van Scoter können zufrieden sein: Rund 50 Interessierte - da wäre jeder Ortsverband einer Partei bei einer seiner Veranstaltungen überglücklich in einer Zeit, in der viele Menschen voll mit sich selbst zu tun haben.

Doch mit dem Thema Sauberkeit haben die Veranstalter offenbar auch einen richtigen Nerv getroffen. Die zunehmende Vermüllung des öffentlichen Raums nervt die Bürger. Denn das ist nicht nur eine Frage der Optik oder der Hygiene. Müll trägt dazu bei, in Straßen und auf Plätzen eine aggressive Atmosphäre, ja Angsträume zu schaffen.

Positiv zu bewerten ist, dass die Stimmung an jenem Abend sachlich blieb. Aggressive Zwischentöne gab es keine - manch ironische schon, aber das auch zu Recht. Doch Stadtreinigungschef Knon hat es mit seiner sachlichen Darstellung durchaus geschafft, Verständnis für die Zwänge zu wecken, in denen er steckt. Denn jedem wurde klar: Mit vier, fünf Mann steht er im flächenmäßig zweitgrößten Stadtbezirk Mannheims fast auf verlorenem Posten.

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Und bei aller berechtigten Kritik an manch unverständlichem Prozedere etwa bei der Randsteinreinigung oder nicht nachzuvollziehenden Standorten von Papierkörben: Den Anwesenden war natürlich auch bewusst, dass der Müll auf dem Marktplatz und sonst wo im Stadtteil nicht vom Himmel fällt, sondern von Menschen, ihren/unseren Mitmenschen verursacht wird. Wenn man hört, dass die neuen Pizzakarton-Behälter im Jungbusch genutzt werden, um Hausmüll zu entsorgen, kann man nur den Kopf schütteln.

Interessant ist, dass die Bürger auch für eine härtete Gangart mit solchen Schmutzfinken plädieren. Erfahrungen aus anderen Städten sind da zumindest positiv. Sogar im Zentrum der Acht-Millionen-Metropole New York finden sich keine Zigarettenkippen oder Pizzakartons am Boden. Das ist streng verboten und wird auch hart geahndet. Da überlegt man sich, ob man seinen Dreck achtlos wegwirft, wenn dafür ein Wochenlohn draufgeht.

Schwieriger umsetzbar, aber in der Wirkung noch besser, ist natürlich eine Bewusstseinsänderung bei den Menschen. Denn der Müll, das zeigte der Abend auch, der beginnt eben im Kopf.

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