Wassersport

Was Mannheimer Taucher beim Saubermachen alles aus dem Rheinau-See fischen

Vor allem Wodka- und Bierflaschen befördern Taucher im Mannheimer Stadtteil Rheinau aus dem Badesee. Warum die Wassersportler regelmäßig saubermachen und was sie sonst noch unter der Oberfläche finden

Von 
Bernhard Haas
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Zum Beginn der Tauchsaison machen die Wassersportler sauber – und haben Spaß dabei. © Bernhard Haas

Ein laues, leichtes, um die 20 Grad warmes Lüftchen weht über den Rheinauer See. Das Schilf wiegt langsam hin und her. Am Ufer haben es sich die ersten Besucher auf Teppichen gemütlich gemacht. Die ersten Kinder lassen sich nicht abschrecken und kühlen sich im doch noch kalten Nass bereits ab. Das entspricht doch eher der Beschreibung einer wahren Naturidylle, könnte man meinen. Doch die Wahrheit sieht - leider - ein wenig anders aus.

Der Rheinauer See als „Hausriff“ des Tauchsportclubs

Seit über 30 Jahren haben es sich die Mitglieder des 1. Mannheimer Tauchsportclubs zur Aufgabe gemacht, vor Beginn der eigentlichen Tauchsaison rund um den See und vor allem unter Wasser des Baggersees sauberzumachen. „Randalierer, Umweltsünder oder Besucher, die sich nicht an die Vorgaben der Stadt halten, lassen so manches liegen“, erzählt die Vorsitzende des Vereins, Anne Pietsch. „Der Rheinauer See ist gewissermaßen das Hausriff unseres Vereins, für den wir die Patenschaft übernommen haben“, erklärt die Vorsitzende des 70 Mitglieder zählenden Mannheimer Tauchsportclubs.

Saubermachen im See: Die Taucher bereiten sich auf ihren Einsatz unter Wasser vor. © Bernhard Haas

Was die Taucher da alles zu Tage bringen, ist schon so einiges. „Heute sind es vor allem Flaschen und Bierkästen, die von den künstlichen Inseln ins Wasser geworfen werden, die wir anschließend finden“, so die Vorsitzende. Aber es waren auch schon Einkaufswagen, Tretroller oder gar Geldkassetten dabei, die aus dem doch trüben See gefischt wurden. Die Taucher halten sich an die Vorgaben, die durch die Verordnung über den Gemeingebrauch am Rheinauer See vom April 1999 geregelt werden.

Darin steht zum Beispiel geschrieben, dass nur zehn Taucher gleichzeitig im See unterwegs sein dürfen. „Daher haben wir uns heute darauf beschränkt, dass jeder nur eine Stunde unterwegs sein darf. Danach wird getauscht“, berichtet Pietsch. Andreas und Carsten machen sich gerade fertig, um den Untergrund abzusuchen. Ein letztes Briefing steht an. Da erklärt der Erfahrene dem Neuling unter anderem, wie er sich im Notfall zu verhalten hat und wie sie sich im Notfall im Wasser verständigen können.

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Thorsten Langscheid
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Dann werden die Tauchermasken über das Gesicht gezogen, ein letztes Mal Zeichen gegeben. Luftblasen aus den Flaschen tauchen auf und dann verschwinden die beiden, mit zwei Jutesäcken ausgestatteten Männer, unter Wasser. In der Zwischenzeit sind drei andere im Uferbereich unterwegs. Sie finden vor allem Bierflaschen, aber auch eine achtlos weggeworfene Blinkleuchte einer Straßenabsperrung. Die Flaschen werden in bereitgestellten Kisten gesammelt. „In den letzten Jahren haben wir vor allem Wodkaflaschen gesammelt. Jetzt sind es viel mehr Pfandflaschen, die achtlos liegen gelassen werden“, berichtet einer der Tauchsportfreunde.

Mit der wasserdichten Wathose knietief im kalten Nass

Für den Uferbereich ziehen sie sich wasserdichte Wathosen an. „Hie geht es doch ganz schnell ins Wasser“, befürchtet einer und schon steht er lachend knietief im kalten Nass. Mit einer Zange fischt er eine Bierflasche aus dem See und füllt sie in einen Eimer. Die Taucher müssen, ehe sie überhaupt in den See steigen, alle erst eine Ausbildung machen, erzählt die Vorsitzende. Die richtet sich nach den Richtlinien des Verbands Deutscher Sporttaucher in Anlehnung an internationale Richtlinien. Auch ein Gesundheitscheck sei in regelmäßigen Abständen vorgesehen, so Pietsch. Ansonsten dürfe man aber problemlos in jedem Alter tauchen.

Tauchsportclub leistet Beitrag zur Erhaltung der Natur

So langsam kehrten die Ersten wieder aus dem bis zu 20 Meter tiefen Wasser zurück. Am Ufer waren für sie kleine Zelte aufgestellt. Damit sie sich wieder aufwärmen konnten. Die Vereinsmitglieder machten es sich bei Grillwürsten und Steaks und warmen Getränken so richtig gemütlich. „Die neue Tauchsaison kann beginnen. Wir haben unseren Beitrag zur Erhaltung der Natur beigetragen“, stellte Anne Pietsch fest.

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Blesshühner, Gänsesäger und die ersten schwimmenden Badegäste beobachten mit Freude, dass der See nach der Aktion wieder sauberer ist. Die Abfall-Container sind nach der etwa vierstündigen Säuberungsaktion gut gefüllt und der See lässt sich auch für Kinder wieder müllfrei genießen.

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