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Neujahrsempfang auf der Rheinau setzt Kontrapunkt zur AfD-Kundgebung

Eine Woche nach der AfD-Kundgebung im Nachbarschaftshaus Rheinau fand an gleicher Stelle der traditionelle Neujahrsempfang der Rheinauer Vereine statt. Diese setzten dabei ein bewusstes Zeichen für Zusammenhalt im Stadtteil

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Konstantin Groß
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Im Bürgersaal: Gut 120 Gäste, unter ihnen Staatssekretärin Elke Zimmer, Bundestagsabgeordnete Isabel Cardemartori und zahlreiche Stadträte. © Konstantin Groß

Mannheim. Der gleiche Ort, doch welch ein Unterschied! Eine Woche zuvor hält im Nachbarschaftshaus Rheinau die AfD eine Kundgebung ab, nun der Gemeinnützige Verein Rheinau, die Dachorganisation des Stadtteils, seinen traditionellen Neujahrsempfang – mit genau entgegengesetzten Botschaften: Zusammenhalt und Zusammenarbeit. Motto der Veranstaltung: „Rheinau als Heimat“. Und man darf getrost anfügen: Heimat für alle, die hier leben.

„Das ist zwar ein Stimmungskiller“, weiß Andreas Schäfer, als er die AfD-Kundgebung in seiner Begrüßung anspricht. Doch an diesem Ereignis, das über Mannheim hinaus Schlagzeilen macht („Sogar der SWR hat angerufen“), kann er natürlich nicht vorbei. Und er macht ganz klar: „Wir haben damit nichts zu tun!“ Denn der Gemeinnützige Verein sei nicht Vermieter des Saales.

Als Vorsitzender kann sich Schäfer zur AfD nicht äußern: „Für ein Statement zu dem brisanten Thema wäre erst eine Mitgliederversammlung notwendig.“ Aber als Rheinauer Bürger macht er ganz klar, wo er steht: „Remigration – für mich ein Angst einflößender Begriff. Dieses Wort darf aus meiner Sicht gerne mit einem Verbot belegt werden.“

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Eindrucksvoller Neujahrsempfang auf der Rheinau

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„Vor allem brauchen wir unser aller Engagement für ein friedvolles Miteinander – auf der Rheinau, in Mannheim, im Land“, betont auch Stadtrat Wolfgang Taubert in seinem Grußwort für die Stadt. Sein Dank gilt dem Gemeinnützigen Verein, „der im vergangenen Jahr einiges auf die Beine gestellt hat, das die Rheinau so lebens- und liebenswert macht“, sowie dem Quartiermanagement der Stadt und dem Quartierbüro der Caritas, „die zum Gelingen einen wichtigen Beitrag leisten.“

Der Leiterin dieses Quartiermanagements, und nicht wie früher einem Bürgermeister oder Minister, gebührt daher die Ehre, die Festrede zu halten. Und auch Christiane Rudic setzt dabei eindeutige Akzente.

„Unbestritten ist Rheinau ja Heimat für eine ganz vielfältige Bevölkerung“, weiß die Praktikerin: „Einige sind hier geboren, andere wiederum kamen als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, wieder andere wurden woanders vertrieben und haben hier eine neue Heimat gefunden.“

Um Heimat zu erleben, seien Orte notwendig, betont sie und nennt Beispiele: „Seit der Umgestaltung ist der Marktplatz ein beliebter Treffpunkt geworden.“ Auch wenn nicht alles optimal, das Kriegerdenkmal etwa noch immer eingezäunt ist: „Wie es da weitergeht, kann ich Ihnen hier und heute leider auch nicht sagen.“ Was sie aber sagen kann, ist, dass im Laufe des Jahres ein Bücherschrank aufgestellt wird, „der neue Begegnungsmöglichkeiten schafft.“

Fest steht auch, dass im Sommer auf der Fläche entlang der Plankstadter Straße Einweihung gefeiert wird: „Diese wird derzeit von einem spärlich ausgestatteten Spielplatz mit großer Hundewiese in einen tollen Mehrgenerationen-Spielplatz umgebaut“ – gemäß der Konzeption, an der sich im Vorfeld Hunderte von Rheinauern beteiligt haben: „Herausgekommen ist Mannheims schönster Spielplatz, behaupte ich.“

Dritter Ort: der Stengelhofweiher – ein „vernachlässigtes Idyll“, zitiert Rudic einen „MM“-Artikel. Dabei sei „ein so grüner und kühler Ort im stark versiegelten Stadtteil ein wahrer Segen“ – auch wenn es noch Probleme gibt mit Müll, unzureichenden Zugängen und wenig Sitzgelegenheiten. „Wir vom Quartiermanagement sind derzeit in zahlreichen Gesprächen, wie man die Aufenthaltsqualität verbessern kann.“

Vorsitzender Andreas Schäfer mit der Festrednerin Christiane Rudic. © Konstantin Groß

Doch genauso wichtig wie Orte sind Menschen: „Die Menschen der Rheinau und ihr Engagement sind ein großer Schatz für den Stadtteil“, betont Rudic: „Sie, die Sie heute hier sind, der Verein oder die Gemeinde, für die Sie sich engagieren – auch Sie machen ein Stück Heimat aus.“

Aktive aus dem kulturellen Bereich zeigen denn auch gleich, was sie können. Allen voran das Orchester aus dem Handharmonikaverein Rheinklang. Mit ihren Stücken vom „Kleinen Trommelmann“ und Nina-Hagens Hit aus DDR-Zeiten „Du hast den Farbfilm vergessen“ zeigen die Aktiven unter Leitung von Liane Weber ihre Bandbreite und Qualität. Das AWO-Ballett darf nicht fehlen – diesmal nicht mit seiner viel diskutierten musikalischen Weltreise mit Sombreros & Co., sondern mit völlig „unverdächtigen“ Paris-Melodien.

Schluss- und Höhepunkt ist die Siegerehrung des Fotowettbewerbes „Rheinau im Fokus“ anlässlich des 150. Jubiläums der Rheinau. Die in einer Jury ausgewählten zwölf Siegerfotos sind in einem „ewigen“ Kalender zusammengefasst. Umrahmt ist die Veranstaltung durch Stände von Vereinen, Parteien und Initiativen. So vom Arbeitskreis Kolonialgeschichte. Dieser wirbt für seine Vorschläge zur Neubenennung der Straßen in Rheinau-Süd.

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