„Wir haben mit der Hacke gelockert, Pflanzen gepflanzt, ein Weidentipi gebaut“, berichten Schülerinnen und Schüler der Klassen 4 und 5 an der Wilhelm-Busch-Förderschule (WBS) am Neuen Meßplatz. Andere freuen sich darüber, dass die „Kiwi-Pflanze wächst und wächst“, aber: „Man muss ihr Wasser geben, sie braucht viel Wasser.“ Sechstklässler beschreiben, wie sie einen Apfelbaum gepflanzt haben, und freuen sich: „Jetzt können wir die Blüten direkt vorm Klassenzimmer aus nächster Nähe beobachten.“ „Es ist Zeit, was zu ändern“: Unter diesem Motto legten sich die Schülerinnen und Schüler bei einer Aktionswoche mächtig ins Zeug. Und beschreiben jetzt auf der Webseite der Schule ausführlich, was daraus geworden ist (wilhelm-busch-schule-mannheim.de/).
Fortbildung als Impuls
Die Aktionswoche im Frühjahr, sie war ein „Einstieg“, berichtet Rektorin Natalie Knies im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Die Klimaschutzaktivitäten, die jetzt in großem Umfang angelaufen seien, sollten „fest im Schulkonzept verankert“ werden, blickt Knies in die Zukunft. So soll es zum Beispiel in jedem Jahr eine Aktionswoche geben. Das Thema wurde – und wird – in den Unterricht integriert. Und die Schülerinnen und Schüler haben Verantwortung übernommen über das Wohlergehen ihrer Pflanzen. Dazu gehört auch ein Gieß-Dienst. Das Klimaprojekt, so Natalie Knies, „ist nicht abgeschlossen, es wächst“. Die WBS denkt zum Beispiel über die Installation einer Photovoltaik-Anlage an und wünscht sich auf dem versiegelten Schulhof mehr Grün.
Mit dem Projekt wächst unter den Schülerinnen und Schülern auch das Verständnis für die Natur, stellt Lehrerin Katrin Schoener fest. Nach einer Fortbildung bei der Europeans For Climate Association (ECA) im Herbst 2021 in der Pfalz stellte Schoener dem Kollegium nachhaltige Ideen vor – und stieß damit auf offene Ohren. So entstand der Klimaschutz-Schwerpunkt der WBS.
Schoener sah dringenden Handlungsbedarf – auch, um das Wissen der Kinder über ökologische Zusammenhänge zu verbessern. Oft gebe es kaum Grundkenntnisse über die Pflanzenwelt. So habe eine Schülerin auf einen blühenden Apfelbaum gezeigt und ganz ernsthaft gefragt, „warum wachsen jetzt Blumen an dem Baum, was soll das denn?“
Für die Lehrerin sind solche Fragen ein „Riesen-Aufhänger: Wie funktioniert das überhaupt, warum haben Bäume Blüten?“ Die Äußerung stehe sinnbildlich dafür, „wie wenig Vorerfahrung es gibt. Ich würde sagen, das ist bei den meisten so.“
Über konkrete Aktionen wie die Pflanzwoche lasse sich Bewusstsein schaffen für die Bedeutung der Natur, meint Natalie Knies. Die Schüler erlebten zwar Auswirkungen des Klimawandels wie Unwetter oder Dürre, „aber das ist nicht greifbar für sie. Sie haben keine Idee, wie sie als einzelne Person einen Beitrag zur Verbesserung leisten können.“ Genau das wolle man aber ganz konkret aufzeigen.
Schon vor dem Startschuss, der Pflanzwoche im Frühjahr, habe man die Kinder vorbereitet. Etwa mit dem überall im Schulhaus präsenten Slogan „es ist Zeit, was zu ändern“, mit Einspielungen über die Tonanlage oder mit Bildern, die überall verteilt wurden. Die Schülerinnen und Schüler sollten eigene Ängste und Nöte benennen – und sie durften sich mit Aktivisten von Fridays for Future unterhalten.
Bewusstsein schaffen
Neben den Pflanzaktionen geht es ganz allgemein darum, den Kindern ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, was eigenes Verhalten bewirken kann. Etwa, indem man Müll vermeidet. Oder sich bewusst macht, wie viele Ressourcen verbraucht werden, um ein Stück Fleisch zu produzieren. Aber am plakativsten ist für die Schülerinnen und Schüler das, was sie vor ihren eigenen Zimmern bewirkt haben.
Katrin Schoener erinnert sich an den ersten Tag nach den Pfingstferien, nach denen die Natur „regelrecht explodiert war und die Kürbispflanze sich quer über den Boden schlängelte“. Die Kinder seien hin und weg gewesen: „Toll zu sehen, wie alles zugewachsen war.“
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